Читать книгу Altern mit geistiger Behinderung - Meindert Haveman - Страница 39
4.4 Pädagogisches Handlungswissen 4.4.1 Biologisches Altern
ОглавлениеÄlteren und alten Menschen mit geistiger Behinderung ist es oft nicht möglich, Symptome des Abbaus körperlicher Fähigkeiten zu bemerken und selbst zu äußern.
Von Menschen mit schwerer geistiger Behinderung können Beschwerden, selbst gravierende Beeinträchtigungen wie Atemnot und Schmerzen, häufig sprachlich nicht geäußert werden. Somit manifestieren sich viele Erkrankungen bei Menschen mit einer geistigen Behinderung durch allgemeine Symptome und Funktionsverluste, die zunächst nicht an spezifische Erkrankungen denken lassen: Nahrungsverweigerung, Antriebsverlust, Sturz, allgemeine Schwäche, Rückzugstendenzen, Einnässen, Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen (vgl. Brucker, 1998).
Eine weitere Schwierigkeit beim Erkennen von Krankheitssymptomen ist, dass Mitarbeiter sich manchmal nicht mit den gesundheitlichen Problemen des Bewohners auskennen. Ursachen hierfür können sein:
• Unvollkommenheiten in der Dokumentation
• Kommunikationsbarrieren mit den Eltern
• vielfache Verlegung und Verbleib in verschiedenen Einrichtungen
• häufiger Wechsel des Personals
• fehlende Kommunikation zwischen Arzt und Begleiter
• nicht vorhandene Medien der Unterstützten Kommunikation
• Fehlen einer adäquaten ärztlichen Versorgung.
Eine andere Erklärung bilden Defizite in der Ausbildung der Betreuer, um erste Signale richtig zu interpretieren und ärztlich untersuchen zu lassen.
Ein weiteres Problem bei alten Menschen mit einer geistigen Behinderung ist, dass Eltern oder Familienmitglieder oft nicht (mehr) vorhanden sind, um Betreuer über die Krankheitsgeschichte, den Verlauf, die Symptomatik und die Behandlung zu informieren (vgl. Stöppler, 2009).