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Montag, 26.10.2014; 7:45 Uhr

Als Weber am Montagmorgen zum Dienst erschien, waren alle Büros, in die er schaute, leer. Auch Chiara war nicht zu sehen. Die Kollegen drängten sich schon im Konferenzraum. Auch der Leiter der Abteilung Kriminalität, Meindl, war dort. Einige hatten Tränen in den Augen, wie Weber verwundert registrierte.

„Guten Morgen, Herr Weber, ich musste ihre Kollegen gerade leider darüber informieren, dass Herr Schwarzbach heute Nacht einen Herzinfarkt erlitten hat. Derzeit liegt er auf der Intensivstation des Städtischen Krankenhauses. Wie es ihm genau geht, kann ich derzeit nicht sagen. Seine Frau hat mich heute Morgen angerufen und informiert. Sie meldet sich, sobald sie etwas Neues weiß.

Außerdem bat sie mich darum ihnen zu sagen, dass sie von Besuchen und Kontaktaufnahmen absehen sollen, bis sich der Zustand von Herrn Schwarzbach verbessert hat. Bis Herr Schwarzbach wieder dienstfähig ist, wird Herr Herbst die Leitung übernehmen.“

Meindl machte eine kurze Pause bevor er weitersprach.

„Ich weiß, dass sie alle genauso geschockt sind wie ich. Aber trotzdem müssen wir zusehen, dass wir unsere Arbeit vernünftig weiter machen. Genauso weiß ich, dass ich mich in dieser Hinsicht voll auf alle verlassen kann. Sollte jemand von ihnen Gesprächsbedarf haben, steht meine Tür jederzeit für sie offen. Alternativ können sie sich natürlich auch Hilfe bei den sozialen Ansprechpartnern der Behörde holen.“

Meindl nickte den Anwesenden noch kurz zu und verließ dann den Raum. Es blieb still, jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Schließlich ergriff Herbst das Wort.

„Ich will jetzt keine große Rede wegen Oskar schwingen. Sobald ich etwas von seiner Frau erfahre, werde ich es euch sagen. Meine Tür steht jederzeit offen, wenn ihr reden wollt. Gibt es noch jemanden der etwas sagen möchte?“

Als keiner sich zu Wort meldete, sagte Herbst:

„Ok, gehen wir an die Arbeit.“

11:05 Uhr

Weber starrte auf den Zettel, auf dem zwei Namen standen. Göhlers Sekretärin hatte ihm diesen in einem verschlossenen Umschlag überreicht. Harald Leipnitz, Peter Kaiser – dazu die Geburtsdaten, Kaiser 27. April 1965, Leipnitz 7. Oktober 1959.

Weber hatte sofort im Büro angekommen beide Personen überprüft und in den PC-Unterlagen gefunden, dass der Ältere wegen des Besitzes von Kinderpornografie 2011 angezeigt worden war.

Seine damalige Freundin hatte Videos mit Bildern nackter Kinder auf seinem PC entdeckt, er hatte ihr gegenüber eingeräumt, dass er auf kleine Jungs stehen würde und daraufhin war sie zur Polizei gegangen. Die hatte damals sofort reagiert.

Beim Eintreffen der Beamten war er sofort geständig gewesen und hatte seinen PC mit allen Daten rausgerückt. Es schien damals, er wäre sogar froh gewesen, endlich über seine Neigung sprechen zu können. Vom wem er das schändliche Material bekommen hatte, dazu schwieg Leipnitz eisern.

Weil er ansonsten kooperiert hatte, erhielt er eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten mit der Auflage, eine Therapie zu absolvieren. Schon zuvor hatte es Anzeigen wegen anderer Delikte gegeben, so in Sachen Fahren unter Alkoholeinfluss und Körperverletzung. In betrunkenem Zustand hatte er seine Freundin geschlagen. Seit der Verurteilung wegen des Besitzes von Kinderpornografie gab es keine weiteren Akteneinträge. Das Urteil war zu Beginn des Jahres 2012 verkündet worden. Und wann war Leipnitz in den Kundenkreis von Renner geraten. Weber runzelte die Stirn.

Er versuchte, den Rest des Tages mehr Infos zu sammeln, während sich seine Kollegin ausgiebig Kaiser widmete. Um 17 Uhr trafen sie sich mit Herbst und vier Kollegen vom SEK und MEK, das auf Leipnitz und Kaiser angesetzt werden sollte. Das MEK war mit zwei Teams auch schon zur Observierung vor Ort. Das SEK sollte dann ergänzend den Zugriff ausführen.

Leipnitz wohnte seit 2013 zur Miete in einem Einfamilienhaus im Bielefelder Stadtteil Heepen. Andere Personen waren unter seiner Adresse nicht gemeldet, wohl aber sein Unternehmen für IT-Sicherheit. Weber hatte eine entsprechende Website im Internet gefunden, auf der Leipnitz seine Dienste anbot. Augenscheinlich arbeitete er viel von zu Hause aus, was es ihm natürlich leichter machte, sich um das Kind zu kümmern, das er bei sich hatte. Immer vorausgesetzt, dass die Angaben von Krüger stimmten. Im Internet gab es eine Homepage von Leipnitz zu seinem Betrieb.

Darauf war ein Foto des Verdächtigen. Und der hatte sich, wie Weber feststellte, seit seiner erkennungsdienstlichen Behandlung 2011 optisch stark verändert. Lange Haare, Vollbart und Brille gaben ihm ein leicht verwegenes Aussehen. Weber hielt es nicht mehr im Büro, er steuerte die Adresse in Heepen an und parkte in einiger Entfernung, aber noch in Sichtweite. Zweimal lief er am Gebäude vorbei, ohne irgendein Lebenszeichen an den Fenstern oder auf dem Grundstück zu bemerken.

Auf den Verdächtigen war ein Auto zugelassen, das aber weder am Haus noch um Umfeld stand. Deshalb ließ er den Wagen zur polizeilichen Beobachtung ausschreiben. Dann war er zweimal an dem Haus vorbeigelaufen, hatte aber weder im noch vor dem Haus, eine Person gesehen. Das MEK-Team, seit zwei Stunden schon nahe der Adresse in Heepen stationiert, hatte ebenfalls noch nichts notieren können. Wie Leipnitz finanziell gestellt war, das würde am Folgetag seine Bank mitteilen müssen.

Chiara hatte für Peter Kaiser die gleichartigen Informationen gesammelt. Der wiederum wohnte in einem alten Fachwerkhaus zwischen Bielefeld und Gütersloh, die Lage war ungünstig, da von außen kaum etwas zu erkennen war. Man musste schon in eine Zufahrt hinein, und das ging natürlich nicht unbeobachtet, sollte Kaiser zu Hause sein. Dessen Auto, ein schwarzer Kombi, stand in der Einfahrt.

Das Haus hatte er laut Auskunft des Katasteramtes vor 12 Jahren gekauft. Bis vor drei Jahren lebten auch seine Frau und seine beiden Kinder, sechs und acht Jahre alt, noch dort. Dann war die Familie ausgezogen. Weber krampfte sich der Magen zusammen bei dem Gedanken, was Kaiser möglicherweise seinen Kiddies angetan haben mochte. Da waren sicherlich noch weitere Ermittlungen notwendig.

Was Kaiser beruflich eigentlich machte, dazu gab es noch keine Angaben, Anfragen bei der Rentenversicherung und seinem Geldinstitut liefen. Weder zu ihm noch zu Leipnitz fanden sich Hinweise in den sozialen Netzwerken. Was Weber nicht wunderte, wenn überhaupt, dann würden beide dort wohl unter Pseudonymen aktiv sein. Und damit kaum zu finden.

Das MEK-Team meldete sich, Webers Kollegen hatten einen, wenn auch ungünstigen Platz, für die Observierung von Kaisers Kotten gefunden, er schien zu Hause zu sein. Der Zugriff des SEK war hier wie in Heepen für 5 Uhr morgens angesetzt. Weber sollte bis Mitternacht die Einsatzbereitschaft übernehmen, Chiara ihn dann ablösen.

Bis Mitternacht blieb alles ruhig.

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