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Skalp Weber

Sonntag, 11.10.2015, 9:25 Uhr

Heiner Kuhl ging regelmäßig am Sonntagmorgen mit seinem Border Collie Leo spazieren. Dabei ließ er sich viel Zeit, weil er in der Woche lange arbeitete und die Gassirunden mithin dann kürzer ausfallen mussten.

Der glatzköpfige Kuhl lebte allein mit seinem Hund in einer großen Wohnung in der „Graf-von-Galen-Straße“ in Bielefeld. Von hier aus ging er immer durch den nahegelegenen Park, vorbei am Teich und dem Wirtshaus, unterquerte die Kurt-Schumacher-Straße durch einen Rad- und Fußgängertunnel und folgte auf der anderen Seite dem Weg zur Voltmannstraße, überquerte sie an einer weiteren Ampel und marschierte strammen Schritts voran. In der Morgenbreede passierte das Duo die Studentenwohnungen, und der schmächtige Kuhl drehte mit dem Tier noch eine Runde durch den Park.

„Was, Leo? Ein herrliches Wetter, gut für einige Extrameter“, sprach er zu seinem Hund, der kurz aufblickte und diese Ansprache mit einem leichten Wedeln quittierte.

Die Beiden spazierten am Fitnessstudio vorbei und schlugen die Richtung zur Fakultät für Chemie ein. Leo blieb ständig stehen, schnüffelte sich fast die Seele aus dem Leib und markierte Strauch, Baum und Laternenpfahl. Plötzlich aber zog er kräftig in Richtung einer Mülltonne, die unscheinbar neben zwei Sitzbänken aus Metall vor dem Eingang zur Fakultät stand.

„Na, wen willst Du da übertrumpfen?“, sagte Kuhl leise, nicht ahnend, dass es dem Vierbeiner jetzt gar nicht mehr um die Duftzeichen anderer Rüden ging.

Der Köper des Hundes war angespannt, die Ohren standen aufmerksam hoch und die Nase zitterte, als wäre ein Feldhase um die Ecke gekommen. Kuhl sah, dass der Mülleimer völlig überfüllt war. Als er sich näherte, bemerkte er einen Wischmopp, der obenauf lag. Dieser Wischmopp, oder was auch immer das Ding war, sah so aus, als ob jemand eine große Menge Ketchup oder rote Marmelade aufgewischt hätte.

„Aber warum entsorgt man ihn hier draußen?“, fragte sich Kuhl.

„Es wird wohl kaum jemand vor der Bank Ketchup verschüttet und dann mit einem Mopp aufgewischt haben“ rätselte er vor sich hin, derweil Leo kaum noch zu bremsen war.

Kuhl stand mittlerweile so nah dran, dass er besser erkennen konnte, was da wirklich auf dem Mülleimer lag. Es war kein Wischmopp und es waren auch weder Ketchup noch Marmelade, was daran klebte. Kuhl schaute wie gebannt auf den Mülleimer, während Leo sich an einer Pfütze der roten Flüssigkeit gütlich tat, die sich auf dem Boden gebildet hatte.

Als Kuhl endgültig ins Bewusstsein stieg, was er da vor sich hatte, zog er Leo hastig beiseite, drehte sich von dem Anblick weg und kotzte sich hinter einer der Bänke die Seele aus dem Leib.

Skalp

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