Читать книгу Skalp - Michael Giezek - Страница 7

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11:10 Uhr

Kriminalhauptkommissar Heiko Windmann, von der A1 der Kriminalpolizei Bielefeld, stand vor dem Mülleimer an der Fakultät für Chemie und starrte auf das Etwas aus Haaren und Blut.

Vor einer Stunde hatte er noch zu Hause am Frühstückstisch gesessen und mit seiner Frau Kaffee getrunken und Brötchen gegessen. Dann hatte ein Anruf der Kriminalwache ihn aus seiner Vorstellung von einem perfekten Sonntagmorgen gerissen. Die Feuerwehr hätte sich gemeldet, da sie zu einem merkwürdigen Einsatz gerufen worden sei, teilte der Kollege mit. Ein Spaziergänger habe auf einem Mülleimer auf dem Uni-Gelände Haare gefunden. Als die Sanitäter dort angekommen seien, hätten sie festgestellt, dass es sich offenbar um einen Skalp mit frischem Blut handeln würde. Der Meldung an die Leitstelle folgte direkt die Nachricht bei der Kriminalwache. Sofort machte sich eine Streifenbesatzung auf den Weg.

„Die uniformierten Kollegen haben bestätigt, dass es sich sehr wahrscheinlich um echte Haare und echtes Blut handelt“, erfuhr Windmann im Telefonat.

Grund genug für ihn, sofort durchzustarten, auch wenn er dem Ganzen nicht traute und den Wahrheitsgehalt dieser Nachricht anzweifelte. Windmann hatte den Kollegen noch gebeten, den anderen Mitgliedern der MK-Bereitschaft zu sagen, dass sie direkt zur Uni kommen sollten.

Und nun also stand auch der Ermittler vor dem Mülleimer und starrte auf den ominösen Fund.

„Wie lange liegt der Skalp wohl schon hier?“, fragte Windmann die Sanitäter, die aber keine genauen Angaben machen konnten.

„Das lässt sich nicht wirklich sagen“, antworteten sie, „aber da das Blut noch heruntergetropft ist, müssen die Haare direkt nachdem sie vom Kopf abgetrennt wurden, hier hingelegt worden sein. Da das Blut noch nicht geronnen ist, tippe ich auf 30 bis 45 Minuten.“

Windmann nahm die Haare genauer unter die Lupe. Sie waren dunkelbraun, durchzogen von einigen grauen Strähnen. Der Kommissar fragte sich, was nun zu tun sei. Bei einer Leiche wäre das klar gewesen. Sie wäre in die Pathologie gebracht und dort obduziert worden. Aber bei einem Skalp? Als Windmann mit seinen Gedanken an diesem Punkt angekommen war, trafen die ersten Mitglieder der Bereitschaft ein.

Roman Schäfer und Andreas Haar waren für diesen Sonntag als Ermittlerteam eingeteilt - ausgerechnet. Windmann konnte sich die Anspielung nicht verkneifen, dass es wohl für diesen Fall keinen passenderen Kollegen als Haar hätte geben können. Er informierte kurz zum Sachstand, als auch schon die Spurensicherung anrückte. Viel konnte sie allerdings nicht tun. Es gab nicht viel, was hätte gesichert werden können. Lediglich ein paar Fotos zur Auffindesituation und Blutproben – auffallend war, dass es nur die Blutlache direkt vor dem Mülleimer gab. Aber keinerlei Tropfspuren.

Und das ließ den Rückschluss zu, dass die Haare in einem irgendeinem Behältnis zum Mülleiner gebracht und erst dort daraus entnommen worden waren. Windmann konnte nicht ausschließen, dass in anderen Abfalleimern auf dem Unigelände noch weitere „Körperteile“ lagen. Deshalb ließ er die Kollegen der Spurensicherung diese Behälter kontrollieren und bat sie auch, in die umliegenden Büsche zu schauen. Nachdem auch das erledigt war, musste sich Windmann um den Abtransport der Haare kümmern. Bei einer Leiche hätte er ein Bestattungsunternehmen angerufen und dieses beauftragt, den Körper zur Pathologie zu transportieren, wo dann die Autopsie stattfinden sollte.

Aber in diesem Fall?

Der Ermittler beriet sich mit den Sanitätern, die er gebeten hatte, am Fundort zu bleiben. Zudem rief er seinen Chef in der A1, Oskar Schwarzbach, an und beriet sich auch mit ihm. Man einigte sich darauf, dass die Sanitäter den Skalp mitnehmen und zum Krankenhaus Gilead I bringen würden. Dort sollten die Haare in einer Kühlkammer gelagert werden bis entschieden war, was weiter mit ihnen passieren sollte.

Das Krankenhaus war einverstanden.

Bis diese Entscheidung gefallen war dauerte es allerdings fast zwei Stunden und es hatte sich bereits eine größere Menge an Schaulustigen eingefunden. Auch die Journaille war natürlich vor Ort. Windmann hatte über die K-Wache den Vertreter der Pressestelle, der Bereitschaft hatte, verständigen lassen. Dieser war umgehend am Fundort erschienen und würde sich nun um die Medienmeute kümmern. Zudem hatte Windmann um Verstärkung durch uniformierte Kollegen gebeten, die nach ihrem Eintreffen den Fundort sofort weiträumig abgesperrt hatten.

Der Finder war zwischenzeitlich durch Schäfer und Haar vernommen worden. Die Befragung hatte jedoch nichts Brauchbares ergeben. Herr Kuhl hatte sich nicht daran erinnern können, eine Person in der Nähe des Mülleimers gesehen zu haben. Auch sonst war ihm niemand besonders aufgefallen. Windmann war die ganze Zeit vor Ort geblieben und hatte sich dagegen entschieden ins Büro zu fahren. Dort hätte er eh nicht viel mehr erreicht. Telefonieren konnte er auch mit dem Handy. So hatte er auch mit der zuständigen Staatsanwältin Jaqueline Fähr gesprochen. Sie hatten vereinbart, für den nächsten Tag die Pathologen aus Münster anzufordern. Zuständig war Professor Stefan Ullrich, der versprach gleich um 8 Uhr mit seinen Kollegen im Krankenhaus zu sein.

Letztlich nahmen die Sanitäter die Haare vom Mülleimer und legten sie in eine Box mit Eiswürfeln, die sonst dem Transport von abgetrennten Körperteilen diente. Die Spurensicherer nahmen sich sofort den weiteren Inhalt des Mülleimers vor. Doch sie fanden weiter nichts, was ihnen bei ihren Ermittlungen weiterhelfen konnte.

Ein weiteres Telefonat mit der Staatsanwältin brachte diese auf den neuesten Stand.

Die Presse sollte am Montagnachmittag mehr erfahren.

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