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Fragen

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„Au ...!“ Kishou war mit dem Fuß gegen die fast versteinerte Wulst einer alten Wurzel gestoßen, die unter einem Teppich, hohen, trockenen Grases aus dem Boden ragte. Auf einem Bein hüpfend massierte sie ihre schmerzenden Zehen.

„Nichts passiert! Nichts passiert!“, winkte das Untere Squatsch gestikulierend ab, während er eilig zu Kishou aufschloss. „Nur eine kleine Revierverletzung in der Vollkommenheit eurer Verdrängung. Nichts passiert! – Aber wenn ihr so entscheidet werde ich ...!“

„Danke, ist schon gut!“, wehrte Kishou ab, als das Untere Squatsch sich an ihrem Bein zu schaffen machen wollte. Mit dem Versuch eines Lächelns stellte sie den Fuß wieder auf den Boden. „Es ist so schön, wenn der Schmerz nachlässt!“ Es war tatsächlich nicht weiter schlimm, und nach einigen etwas gehumpelten Schritten war die Sache schon wieder vergessen.

Durch die ausgedehnte, zundertrockene Graslandschaft, war das Fortkommen etwas mühselig. Immer musste man seine Beine über die dicken und festen Grasnaben heben. Das Untere Squatsch, dass nun wieder einige Schritte hinter Kishou lief, nahm die Gelegenheit des Vorfalls zum willkommenen Anlass, guten Gewissens und in ,angemessenen Verdrängungen vom Allsein’, über die beschwerlichen Umstände des Marsches die ganze Zeit über leise vor sich her zu schimpfen. Er hatte ja aufgrund seiner Körpermaße auch die größte Mühe mit dem dichten und spröden Bewuchs. In einem Zick-Zack Kurs lief er durch die kahlen Stellen zwischen den Grasnaben hindurch, wie durch ein nicht enden wollendes Labyrinth. Unweit zur linken war die Landschaft hügeliger, und man konnte ausgedehnte Wälder erkennen, wenn man genau hinsah. Bald würden sie einen dieser Berge erreichen, die unaufhörlich dicke Rauchsäulen aus ihren Gipfeln schoben. Er lag fast in ihrer Marschrichtung, und sie würden wohl an seinen Ausläufern vorbeikommen.

„Wieso gibt es hier eigentlich keinen Wind?!“, fragte Kishou laut nach Vorn zu Mo und Boorh. Sie beobachtete schon die ganze Zeit diese Rauchsäulen, bis ihr endlich auffiel, dass sie immerzu den direktesten Weg in den Himmel nahmen. „Ich hab’ eigentlich noch nie einen richtigen Wind verspürt, seit wir unterwegs sind – im ersten Drom auch schon nicht!?“

„Der Wind ist verdrängt vom Allsein im Dritten Drom!“, antwortete Mo.

„Im Dritten Drom?“

„So ist es entschieden!“, war wieder Mos knappe Antwort.

„Wieso erst im Dritten Drom?“, fragte Kishou verwundert. „Was hat denn das Drom mit dem Wind zu tun?“

„Madame KA sagt, der Wind ist der Atem dem Großen Belfellands.“

„Na schön ...!“, meinte Kishou schulterzuckend, aber wieso ist dann hier kein Wind. Wir sind doch hier auch im Großen Belfelland – oder wo?!“

„Es ist entschieden, dass Große Belfelland atmet, wenn die Grenze des Zweiten Droms überschritten, und das Dritte Drom das Allsein verdrängt!“

Kishous Stirn zog sich in Falten, und sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Das soll nun wieder einer verstehen ... Manchmal hab’ ich das Gefühl, das Große Belfelland gibt’s gar nicht wirklich. Es ist einfach nur alles ein einziges großes Rätsel!“

Mo schaute sich zu ihr um, und ein kleines Lächeln lag in ihrem Gesicht. Sie wartete, bis Kishou zu ihr aufgeschlossen hatte. "Seid ihr nicht gekommen, es zu lösen?", sagte sie, und legte ihr weißes Gewand um die Schulter Kishous. So gingen sie gemeinsam weiter. Kishou spürte einen warmen Schauer durch ihren Körper gleiten. Sie erinnerte sich an Trautel Melanchful, an ihren bunten, großen Garten ... und an ihr kleines Bäuchlein, das sich gerade sehr wohl fühlte. „Wir bleiben doch immer zusammen – oder?!“, fragte sie leise, und reckte ihren schwarzen Schopf fragend nach oben zu Mo.

„So ist es entschieden!“, lächelte sie.

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KISHOU II

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