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Revierverletzungen

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„Sag’ diesem Grobian, er soll gefälligst nicht so viel Geschrei vom Allsein verdrängen – er soll endlich aufhören mit diesem Geschrei. Er verschreckt ja damit das arme Tier!“, schimpfte das Untere Squatsch gestikulierend, während es zu Mo hinüberging, die gerade eine zu Tode erschrockene Kishou unter ihrem weißen Gewand verbarg ... „Oh – oh ... verzeiht meine kleine unbemessene Verdrängung!“, beeilte er sich schnell hervorzubringen, als er sie unter dem Gewand Mos bemerkte. „Ich habe nicht bemessen ...!“

„Ist schon gut!“, beeilte sich Kishou mit unüberhörbar zittriger Stimme zu versichern. Es war ihr äußerst peinlich, soviel Angst zu haben – wo doch alle anderen ihr signalisierten, dass keinerlei Gefahr bestand. Aber der Anblick eines solchen Monsters hatte wohl den größten Alarm in ihrem kleinen Bäuchlein ausgelöst, an den sie sich jemals erinnern konnte. Noch immer zitternd vor Aufregung rieb sie an ihm herum. „Entschuldige Mo!“, stotterte sie nun, während sie sich unsicher wieder aus dem schützenden Tuch herausschälte – freilich ohne dabei die Nähe zu ihr aufzugeben. „Wenn ich gewusst hätte ... so hab’ ich mir den nicht vorgestellt!“, schluckte sie, und beäugte vorsichtig das, was die anderen ,Kurluk’ nannten. Sie hoffte sehr, dass dieses Tier sie nicht bemerkte. Im Moment jedenfalls schien es mit anderem beschäftigt. Es schnaubte unaufhörlich, gab seltsame Dunkle Laute von sich, und warf seinen brachialen Kopf mit weit aufgerissenen Rachen immer wieder in die Höhe.

Boorh schwang sich endlich von seinem Hochsitz, und kletterte geschickt vom dem Tier herunter. Man sah, dass sich sein Körper noch an jeden Tritt erinnerte, als wäre er gestern das letzte Mal auf ihm geritten. Mit dem breitesten Grinsen im Gesicht, dass Kishou jemals an ihm gesehen hatte, kam er zu ihnen. „Boorh entscheidet: Es ist Kurluk, der Gefährte Boorhs und der Gefährte Mos. Nun auch der Gefährte Kishous. Boorh entscheidet, Kishou, die Bezwingerin Suäl Graals und Befreierin der Großen Wasser wird mit Kurluk in schon wenigen Zeiten Das Dritte Tal der Dritten Ebene des Dritten Drom vom Allsein verdrängen!“

„Und der gehorcht dir wirklich?!“, konnte sich Kishou doch nicht verkneifen, ängstlich zu fragen.

„,Nur’ ihm! ,nur’ ihm! – und Mo versteht sich!“, mischte sich das Untere Squatsch etwas nörgelnd ein. „Aber wen wundert’s – wen wundert’s: Wie der Herr ... wie der Herr ... so’s ... na ja, ... kann ich grad' nicht vom Allsein trennen, wie das weitergeht ...!“

Boorh grinste selig. „Kurluk ist: ,Boorh will’! – Kurluk ist ,gut’!“, proklamierte er stolz. Wobei unklar bleiben sollte, ob sich sein Stolz auf Kurluk bezog, oder auf den Umstand, dass er sich gemerkt hatte, was für ihn ,gut’ und ,böse’ bedeutete.

Mo horchte plötzlich auf und wendete sich um. Aufmerksam musterte sie die Umgebung.

„Ist was entschieden?“, fragte das Untere Squatsch, und schaute prüfend in die selbe Richtung.

„Mo ist nicht vollkommen entschieden ... was hier das Allsein verdrängt!“, erwiderte sie horchend. „Doch Mo ist entschieden, dass etwas ihr Revier verletzt. Und Mo ist ebenso entschieden: es ist nicht das erste Mal, dass es die Grenze Mos überschreitet!“

„Du meinst, hier ist noch irgendwo was?“, fragte nun auch Kishou, und beteiligte sich an der Suche. „Hoffentlich nicht Suäl Graal, die würd’ mir jetzt gerade noch fehlen!“, fügte sie mit verhaltenem Ton hinzu.

„Nein, zu gering ist das Revier bemessen, das in das Mos eindringt!“ Ihr Kopf hob sich plötzlich etwas, und ihr Blick musterte nun den Horizont in der Richtung, aus der sie gekommen waren. „Es ist entschieden, noch etwas verdrängt das Allsein – doch dieses bemisst einen sehr großen Raum!“

„Oh je ... „ reagierte Kishou nervös. Ihr Bäuchlein wollte wohl heute nicht mehr zur Ruhe kommen. „... klingt alles nicht sehr gut!“ Ihre Augen begaben sich bereits auf die Suche nach geeigneten Fluchtmöglichkeiten. „Wenn man wenigstens wüsste, was es ist ...”

Die Gegend, aus der sie kamen, und die nun von Mo angezeigt wurde, war nicht einzusehen. Die vielen großen Gesteinsbrocken behinderten den Blick in die tiefer gelegene Ebene.

Kishou lief ein Stück weit zu einem großen Felsen, der aus dem Boden ragte. Von dort oben müsste man mehr sehen können, hoffte sie. Seine Oberfläche war sehr porös und gab ihren Händen guten Halt. Wenige Augenblicke später schon stand sie auf seinem höchsten Punkt und schaute in die Ebene hinein. Das Erste was sie sah, versetzte sie zunächst einmal eher in Erstaunen, als das sie sich erschrak. Erst der Zweite Blick weitete ihre Augen mit Schrecken. „Korks!“, fiel es aus ihr heraus. Sie waren noch ein Stück weit entfernt, doch nahe genug, um alle Einzelheiten des Geschehens dort unten sehen zu können.

Es war zunächst eine riesige Zahl von Afetiten, die sich auf sie zu bewegten, und die sich in diesem Moment in zwei Teile aufspalteten. Durch diese aufklaffende Lücke ergoss sich eine Unzahl jener Wesen, mit denen Kishou schon einige böse Erfahrungen machen durfte. Es waren Korks. Wie dickflüssiges Metall ergossen sich ihre reflektierenden Eisenkörper durch den breiten Kanal, den ihnen die Afetiten schufen.

Kishou fuhr herum „Da unten kommen unheimlich viele Wesen – vielleicht Bewohner von hier!“, rief sie so laut sie konnte zu den anderen hinüber. „Aber es sind auch Korks dabei ... unheimlich viele Korks!“ Ihre Stimme überschlug sich fast, während sie wie wild gestikulierend in die Richtung der aufkommenden Gefahr wies. So übersah sie diese kleinen dunklen Stäbchen, die sich in diesem Moment von den Afetiten her in den Himmel erhoben, und deren Summe wie eine kleine dunkle Wolke in ihre Richtung schwebte ...

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KISHOU II

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