Читать книгу Das Märchen von der Gleichheit - Michael Brand - Страница 5
ОглавлениеVorwort
In unserem Chirurgie-Hörsaal der Friedrich-Wilhelm-Universität – wir studierten damals Medizin in Bonn – stand ein Goethe-Wort: „Was ist das Schwerste von allem? Was dich das Leichteste dünkt. Mit den Augen zu sehen, was vor den Augen dir liegt”.
Dieser Ausspruch hat sich immer wieder bewahrheitet, er gilt heute mehr denn je. „Des Kaisers neue Kleider” begegnen uns täglich. Denn die Informationsflut kann keiner mehr überblicken; gleichzeitig fehlen die Kriterien, das auf uns Einströmende zu ordnen und in einem größeren Zusammenhang zu verstehen. Zwar ist unsere Zeit zu den differenziertesten Analysen fähig, gleichzeitig aber auch immer weniger in der Lage, umsichtig und vorausschauend zu handeln.
Den entscheidenden Anstoß zu diesem Buch verdanken wir unserem Neffen Josch. Damals praktizierte ich als Landärztin im Hohenlohischen. Unsere Tochter war noch klein. Angesichts der großen Meinungskonkurrenz heute stellte der Achtzehnjährige seine Fragen über Gott und die Welt. Interessiert und kritisch gab er sich nie mit oberflächlichen Antworten zufrieden, was uns öfters in Argumentationsnot brachte. Damals dachten wir, es müsse ein Buch geben, das – die Grundlagen unseres Wissens zusammenfassend – Orientierungshilfe sein könnte.
Später dann in Oberbayern – Michael als Radiologe und Nuklearmediziner in München und ich, wieder Studentin, diesmal an der LMU – nahm diese Idee allmählich Gestalt an.
Das Buch richtet sich vor allem an junge Menschen, denen wir mehr schulden als bloß vordergründig Materielles; zwar statten wir sie mit allen Errungenschaften unserer technischen Zivilisation aus, entlassen sie aber viel zu oft ohne eine entsprechende „Software“ in eine ungewisse, nicht ungefährliche Zukunft.
Ausgehend von unserem philosophischen und naturwissenschaftlichen Fundament wollen wir mit Fakten vertraut machen, die helfen sollen, diese Welt besser zu verstehen, um dann adäquat handeln zu können.
Da wir das Manuskript schon vor Jahren fertiggestellt haben, schließt sich eine kurze Stellungnahme zur aktuellen Covid-Krise an. Die Ereignisse des Jahres 2020 zeigen in bedrückender Weise, wie die Prognosen, die wir für die fernere Zukunft aufgestellt haben, schon heute Wirklichkeit werden.