Читать книгу Geschichten - Michail Alexejewitsch Kusmin - Страница 13

Zweites Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Die wenig zahlreichen Gäste von Madame de Tombel bestanden aus älteren vornehmen Herren, die zu dieser jungen Schönen kamen, um mit ihr zu Mittag zu speisen, am Kamin zu plaudern oder eine Partie Karten zu spielen. Sie brachen immer zeitig auf. Madame de Tombel selbst fuhr selten, nur um Einkäufe zu machen, am Tage aus. Sehr selten, drei-, viermal im Monat, besuchte sie die Oper. Häufiger als die übrigen war nur der Graf de Chèvreville bei uns. Er war der einzige, der allein kam. Seine Besuche machte er zu verschiedenen Tageszeiten und er durfte auch das Schlafzimmer von Madame betreten. Ich bemerkte, dass Louise nach seinen Besuchen besonders zärtlich zu mir war, aber ich teilte diese Beobachtung aus Furcht vor ihrem Spott nicht mit ihr, wünschte nur im geheimen, dass die gräflichen Besuche häufiger wären. Einmal wurde ich mit Briefen zum Grafen und dem Herzog de Saucier gesandt, bei dem ich noch niemals gewesen war. Louise lud die beiden, glaube ich, zum Mittagessen ein. Ein alter Diener nahm meinen Brief und liess mich im grossen halbdunkeln Vorzimmer auf Antwort warten. Ich setzte mich auf eine hölzerne Truhe. Neben mir sass, in Gedanken versunken, ein blasser junger Mann in einem abgetragenen langen Rock. Er war blond und hatte eine lange Nase. Nachdem er eine Zeitlang so dagesessen hatte, wandte er sein Gesicht zu mir, als bemerke er mich erst jetzt. Dabei fielen mir seine tiefroten Lippen und seine scharfen und zerstreuten, durchdringenden und dabei doch nicht sehenden Augen auf. Er schien mir betrunken oder nicht ganz bei Sinnen zu sein.

Nach dem er mich flüchtig und doch aufmerksam betrachtet hatte, fragte er:

„Sie müssen wahrscheinlich bei diesem Regenwetter noch Briefe austragen?“

„Ja, es ist so, ich muss zum Grafen de Chèvreville.“

„So? . . . nun, wie stehen Sie sich denn mit Ihrem Herrn?“

„Wie soll ich mich mit ihm stehen? Und weshalb nennen Sie den Grafen meinen Herrn?“

„Natürlich macht Ihre Diskretion Ihnen Ehre, mein Lieber, aber unter guten Bekannten sollte es keine Geheimnisse geben und wir wissen doch ausgezeichnet, dass die bezaubernde Madame de Tombel sich, sozusagen, des Schutzes dieses guten Grafen erfreut . . .“

Der Lakai kam mit der Antwort zurück und unterbrach unser Gespräch. Zu Hause erfuhr ich von den Dienern, dass der junge Mann, der sich mit mir unterhalten hatte, ein Sohn des Herzogs, François de Saucier gewesen, den sein Vater für irgendwelche dummen Streiche und aus schmutzigem Geize mit dem Gesinde zusammen hielt. Durch meine Entdeckung erregt, konnte ich drei Nächte nicht Schlaf finden. Ich beschloss, ohne mich zu verraten, alles selbst zu erfahren.

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