Читать книгу Geschichten - Michail Alexejewitsch Kusmin - Страница 5

Erstes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Madame de Tombel pflegte Mittwochs ihr Purgativ zu nehmen, an solchen Tagen verliess sie erst abends das Haus, ich war deshalb sehr erstaunt, als ich um zwei Uhr nachmittags an ihrem Hause vorüberging, sie nicht nur im Garten lustwandeln, sondern auch schon in Toilette zu sehen.

Sie antwortete nicht auf meinen ehrerbietigen Gruss, was ich dem Gespräch mit dem Gärtner zuschrieb, in dessen Begleitung sie den geraden Gartenweg auf- und abging, wobei sie sich bald zu diesem, bald zu jenem Strauche Herbstrosen neigte. Aber sowohl an den verwunderten Blicken des alten Sulpice, als auch am erregten roten Gesicht der Dame sah man, dass die Erklärungen des Gärtners ebenso zerstreut und nachlässig angehört wurden. Obgleich ich mit einem Stück Spitzen zu den jungen Largillac gesandt worden war, veranlasste mich das Unerhörte, das vor meinen Augen vor sich ging, meinen Gruss mit erhobener Stimme zu wiederholen. Auf mein lautes:

„Guten Tag, teure Madame de Tombel!“ wandte die Angerufene mir ihr volles, von grauen Locken umrahmtes Gesicht zu, das jetzt gerötet war, und antwortete, als bemerke sie mich erst eben:

„Ach, Sie sind es, Aimé? Guten Tag, guten Tag,“ und als sie sah, dass ich nicht weiterging, fügte sie hinzu: „Was haben Sie denn da in der Hand, Proben?“

„Nein, gnädige Frau, das haben die jungen Largillac für Mademoiselle Clémentine gekauft und gebeten es hinzuschicken.“

Es interessierte sie den Einkauf zu sehen und sie sagte etwas träumerisch vor sich hin:

„Wahrscheinlich wird die Zahl Ihrer Kundinnen sich bald um eine vergrössern, eine Verwandte kommt zu mir.“

„Wir sind erfreut sie willkommen zu heissen,“ antwortete ich mit einer Verbeugung. „Belieben Sie das Fräulein von weit her zu erwarten?“

„Aus Paris; aber es ist noch nicht bestimmt, so dass Sie, bitte, nichts ausplaudern, Aimé, weder Papa Mathieu und vor allem nicht Mademoiselle Blanche, . . .“

„Weshalb sollte ich wohl, gnädige Frau,“ begann ich gerade, als Madame de Tombel, welche die Strasse übersehen konnte, der ich den Rücken zukehrte, das Gespräch abbrach und ins Haus stürzte, wobei sie dem zurückbleibenden Gärtner zurief:

„Wie wird’s nun mit unserem Bouquet zum Willkommen?“

Ich kehrte mich um und erblickte eine Dormeuse, die unbemerkt durch den Schmutz herangefahren war. Bis zum Wagendach war sie mit Bündeln, Koffern und Kissen vollgepackt. Die Diener und Mägde von Madame de Tombel drängten sich zwischen dem Kutschenschlag und dem Haustor. Dann sah ich den Hut der Angekommenen mit seinen im scharfen Winde flatternden Bändern couleur „Adonis mourant“. Diane und Mameluk umsprangen sie bellend und von den obersten Stufen der halbdunkeln Treppe kam die Stimme von Madame de Tombel:

„Louise, Louise, mein Kind!“

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