Читать книгу Geschichten - Michail Alexejewitsch Kusmin - Страница 14

Drittes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Am Morgen suchte ich mit dem ganzen Hause den Schlüssel, den ich in meine eigene Tasche gesteckt hatte. Da am nächsten Tage der Schlosser gerufen werden sollte, so musste ich meinen Entschluss noch am selben Abend ausführen, was mir durch den Besuch des Grafen de Chèvreville erleichtert wurde. Als er sich, wie gewöhnlich, mit Madame de Tombel in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatte, wartete ich eine halbe Stunde und stieg die Treppe aus meinem Zimmer vor die bekannte Geheimtür hinunter. Neugierig sah ich durchs Schlüsselloch. Obgleich mein Herz zu springen drohte und es in meinen Ohren sauste, als ich Louise mit dem Grafen in zärtlicher Umarmung auf dem Sofa erblickte, obgleich ich ganz von Entrüstung und Bitterkeit erfüllt war, die durch die Hässlichkeit und das Alter des Grafen noch verschärft wurden, folgte ich dennoch schweigend den Bewegungen der beiden, und erst, als mir der Augenblick günstig schien, drehte ich den ins Schlüsselloch gesteckten und für verloren gehaltenen Schlüssel um.

„Treulose!“ rief ich, ins Zimmer tretend. Louise hatte sich so schnell von der Seite des Grafen entfernt und ihre Kleider in Ordnung gebracht, dass nur die Gründlichkeit meiner Beobachtungen mir nicht gestattete mich als Opfer eines Irrtums zu betrachten.

„Weder Schwüre, noch Versprechungen, noch Liebe!“ . . . begann ich.

„Nicht übel,“ unterbrach mich Louise, die bereits ihre Haltung wiedergewonnen hatte. „Das ist, glaub ich, aus Rotrou? Sie verwenden Ihre Mussestunden mit Nutzen, indem Sie Tiraden aus Tragödien auswendig lernen, jetzt sollen Sie noch mehr freie Zeit dazu haben, da Sie schon morgen mein Hôtel verlassen werden.“

„Sie sind in der Tat viel zu nachsichtig gegen alle diese Leute, teure Madame de Tombel,“ sagte der alte Graf.

„Ja, und Sie sehen, wie ich bestraft werde!“ antwortete Louise lebhaft. „Aber es ist das letztemal. Weshalb aber sind Sie hier?“

Jetzt wandte ich mich an de Chèvreville. Ich erzählte ihm von meinen Beziehungen zu Louise in der Absicht ihn durch Eifersucht von diesem Weihe abzustossen. Sie hörte stumm mit einem boshaften Lächeln zu. Und ihre Augenbraue, über der ein Schönheitspflästerchen in Gestalt eines Schmetterlings angeklebt war, zuckte.

„Sie täuschen sich, mein Lieber, wenn Sie glauben, dass ich für Ihre Geschichten ein besonderes Interesse habe,“ bemerkte der Graf.

„Kein Wort davon ist wahr,“ flüsterte Louise.

„Als ob ich das nicht wüsste,“ meinte der Graf, ihre Hand drückend.

Verzweifelt fiel ich mitten im Zimmer auf die Knie.

„Louise, Louise, und mein Schlaf, als ich Sie erwartete? Und das wundervolle Erwachen? Und die alte Marguerite? Und die Reise nach Paris? Und das Muttermal auf dem linken Bein?“

Der Graf lächelte. Madame de Tombel hatte sich erhoben und sagte.

„Sie tun mir leid, Aimé, aber wirklich, Sie sind nicht bei Troste.“

„Beruhigen Sie sich, teure Madame de Tombel,“ sagte der alte Graf und küsste ihre Hand.

„Kanaille!“ stiess ich, aufspringend, hervor, „heute noch verlasse ich dein widerliches Haus!“

„Um so besser. Apropos, vergessen Sie nur nicht den gestohlenen Schlüssel abzugeben,“ warf Louise hin.

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