Читать книгу Geschichten - Michail Alexejewitsch Kusmin - Страница 20

Neuntes Kapitel

Оглавление

Inhaltsverzeichnis

Ich wollte unten, in François’ Zimmer, warten, um aufzupassen, ob nicht jemand komme, und nach oben laufen, wenn meine Hilfe nötig werden sollte.

Als de Saucier fortging, steckte er ein Messer in die Tasche, küsste mich und sagte:

„Genossen auf Leben und Tod?“

„Auf Leben und Tod,“ antwortete ich, vor Kälte zitternd. Seine Schritte waren verklungen; eine unter den Tisch gestellte Kerze beleuchtete nur spärlich das Zimmer, den Tisch, eine Flasche und zwei halbgeleerte Gläser mit Montrachet. Die Zeit verstrich unglaublich langsam; ich fürchtete mich, im Zimmer auf und ab zu gehen, um nicht den schlafenden Maturin zu wecken, deshalb sass ich am Tisch und betrachtete, den Kopf auf die Hand gestützt, mechanisch die Bank, das Bett des Marquis, den Sack, den wir für die Flucht vorbereitet hatten, das Gebetbuch und den Rosenkranz, den de Saucier nach der Kirche fortzuräumen vergessen hatte. Jemand kam die Treppe herunter, ich horchte auf: de Saucier trat bleich, mit einer Schatulle in der Hand, ins Zimmer. Das Messer fiel aus seiner Hosentasche. Er stellte die Schatulle auf den Tisch, füllte das Weinglas und schlürfte gierig den im Lichte der wieder hervorgeholten Kerze goldig schimmernden Wein.

„Schlief er?“ fragte ich. François nickte mit dem Kopfe.

„Alles?“ fragte ich wieder, auf die Schatulle deutend. Er nickte wieder stumm und streckte sich plötzlich mit unter dem Kopfe verschränkten Armen aufs Bett aus.

„Was ist dir? Wir müssen doch fliehen! Der Herzog kann jeden Augenblick erwachen, er kann es bemerken. Haben wir nicht ausgemacht bei Jacques zu übernachten, um morgen abzureisen?“

„Lass; ich bin müde,“ antwortete François und schlief ein. Ich steckte die Schatulle in den Sack, wartete eine Zeitlang und begann wieder François zu wecken. Ich sah das Messer am Boden liegen, hob es auf, und besah ob es nicht blutig sei, aber es war rein. Die Kerze war zu Ende gebrannt und begann knisternd zu verlöschen. François sprang plötzlich auf, drängte mich zu Eile und begann in der Dunkelheit nach dem Haustürschlüssel zu suchen. Wir sprachen flüsternd und traten geräuschlos auf. Endlich gingen wir durch den Korridor zur kleinen Haustür, die auf eine Nebenstrasse führte, auf die wir glücklich, ohne von einem der Hausbewohner bemerkt worden zu sein, hinausgelangten. Den Sack schleppte ich. Der Mond schien noch, obgleich es schon hell wurde, und ich atmete erleichtert die kalte Luft ein. So verliessen wir Paris, um unser Glück im fernen und gesegneten Italien zu suchen. Ich war damals achtzehn Jahre alt.

Geschichten

Подняться наверх