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Drittes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

In der Nähe des Ponte Vecchio hatten wir uns eine anständige Wohnung gemietet, gaben uns für zugereiste Venezianer aus und legten uns den Namen der Grafen Gozzi bei. Die alte Buckelige trug den angeblichen Grafentitel mit Würde und wir bemühten uns die liebenswürdigen Cousins der falschen Cousine zu spielen. Signorina Pasqua zeigte sich täglich auf der Promenade, kleidete sich schlicht und befand sich immer in meiner oder François’ Begleitung. Sie machte mit wohlhabend scheinenden Leuten Bekanntschaften, erzählte von ihren Unglücksfällen, von der zeitweilig bedrängten Lage der uralten Familie Gozzi, lud ihre Bekannten zu sich ein, wo sie höflich und bescheiden empfangen wurden. Signorina Pasqua spielte Clavecin und sang Arien und französische Lieder, wir schlugen zur Zerstreuung ein Spielchen vor. François gewann, aber nicht viel, denn er fürchtete, man könnte darüber sprechen und wartete auf eine günstigere Gelegenheit für einen entscheidenden Coup. Wenn einmal neue Bekannte, nicht so sehr durch die Reize, als durch das Mienenspiel und das Getue der gebeugten Jungfrau hingerissen, etwas wagten, so erhob die Buckelige ein Geschrei und wir traten als Beschützer der Unschuld auf, indem wir den Streit durch Waffen zu entscheiden oder den Skandal für Geld niederzuschlagen in Vorschlag brachten, wobei wir mit unseren Verbindungen in Venedig drohten. So lebten wir etwa einen Monat lang. Der Verdienst wurde brüderlich geteilt, Ersparnisse machten wir nicht, aber wir konnten sorglos, ohne uns Vergnügungen zu versagen, leben. Schliesslich verliebte sich in Signorina Pasqua der junge Spaladetti, der Sohn eines jüdischen Goldschmiedes und Wucherers. Seine Schönheit war etwas süsslich, ungeachtet seiner Herkunft, war er freigebig, treu und leidenschaftlich, ausserdem war er, glaub ich, noch unschuldig und hoch von Wuchs. Er begann, der Signorina nach allen Regeln der Kunst mit Blumensträussen, Serenaden, Soupers, Spazierfahrten, Sonetten, Geschenken und Fensterpromenaden den Hof zu machen. Das wusste denn bald auch die ganze Stadt zum grössten Leidwesen des alten Spaladetti und zur Freude unserer lieben Cousine.

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