Читать книгу Die Jägerin - Unter der Erde (Band 4) - Nadja Losbohm - Страница 4

2. Kapitel

Оглавление

~ Pater Michael ~

„Bitte bleib liegen und ruh dich aus. Ich rufe Dr. Fields an, dass er zu uns kommt und dich von den Schläuchen befreit,” meinte ich und streichelte über Adas Wange.

Als sie die schrecklichen Schläuche entdeckt hatte, hatte sie so verängstigt wie ein kleines Kind ausgesehen und sofort den Wunsch in mir ausgelöst, sie zu beschützen. Je länger ich behutsam auf sie einredete, desto mehr entspannte sie sich. Zufrieden sah ich, wie sie sich immer mehr beruhigte. Auch ihre Finger, die sich zusammengekrallt hatten, lagen nun wieder locker und entspannt auf der Bettdecke. Ich verstand, dass sie sich über all das wunderte, und es tat mir unendlich leid, dass sie keinerlei Erinnerungen daran hatte, wie ihr die Zugänge angelegt worden waren. Aber sie schien zu begreifen, wieso es getan worden war und konnte geduldig darauf warten, dass man sie davon befreite.

Auf dem Weg in mein Büro beeilte ich mich noch mehr, immer im Hinterkopf habend, dass Ada sich während meiner Abwesenheit vielleicht doch selbst die Schläuche herausziehen könnte. Aber als ich nach wenigen Minuten wieder zurück in ihr Schlafzimmer kam, lag sie genauso friedlich da wie in dem Moment, als ich sie verlassen hatte. Ich ging zu ihr hinüber und setzte mich auf die Bettkante. Sie schlug die Augen auf und sah mich an. Ich zog scharf den Atem ein, als mir auffiel, dass sich die Farbe ihrer Augen verändert hatte. Mein Verhalten erschreckte sie, und ich hob beschwichtigend die Hände. „Es ist alles in Ordnung, Ada,” versicherte ich ihr und lächelte sie an. Sie sah nicht überzeugt aus und betrachtete mich nachdenklich. „Deine Augen sind Türkis,” flüsterte ich ihr zu.

Das Erstaunen darüber war so groß, sodass sich ihre Augen weiteten. Sie begann zu weinen und fragte mich mit tränenerstickter Stimme: „Wirklich? Ist das wahr?”

Ich lächelte und nickte. „So Türkis und wunderschön und einzigartig wie nie zuvor,” antwortete ich ihr. Das brachte sie nur noch mehr zum Weinen. Ich hatte nicht gewusst, wie wichtig ihr diese Kleinigkeit doch gewesen war. Aber vielleicht sah sie darin einfach ein weiteres Zeichen ihrer Genesung, und sie begriff, dass sie auf dem Weg war, wieder gänzlich gesund zu werden. Aber auch mich freute es, diese überirdisch schöne Farbe wiederzusehen, die mich immer wieder aufs Neue faszinierte und die ich so sehr an ihr liebte. Mir blieb jedoch im Moment nicht viel Zeit, um den Anblick zu genießen. Dr. Fields war unterwegs zu uns, und ich musste ihm das Tor öffnen.

Ich ließ Ada ungern allein. Ich wollte nicht für lang von ihr getrennt sein. Ich hatte schmerzlich erfahren müssen, wie es wäre, ohne sie zu sein, und es war die Hölle auf Erden gewesen! Und als Dr. Fields endlich meine Kirche betrat, warf ich hastig die Tür hinter ihm zu und rannte förmlich durch das Mittelschiff in mein Büro, die Treppe hinunter und in Adas Schlafzimmer. Ich achtete nicht einmal darauf, ob der Arzt hinterherkam. Ich hatte nur eines im Sinn: so schnell wie möglich wieder an der Seite der Frau zu sein, die ich mehr liebte als mein eigenes Leben.

Sobald ich wieder an Adas Bett stand, wurde ich etwas ruhiger. Erleichtert darüber, bei ihr zu sein, lächelte ich sie an und sank auf die Knie. Ich legte mein Kinn auf die Matratze und blickte zu ihr auf. Ich nahm ihre Hand und küsste liebevoll jeden ihrer Finger einzeln. Mir traten Tränen in die Augen, weil ich so froh und glücklich darüber war, wieder bei ihr zu sein. Sicher, ich war nicht lange weg gewesen, aber es war mir wie eine Ewigkeit vorgekommen.

„Es ist wirklich erstaunlich. Ein echtes Wunder!”, ertönte eine Stimme hinter mir.

Auf dem Fußboden kniend drehte ich mich herum und sah den Arzt in der Tür stehen. Langsam und beinahe ehrfurchtsvoll betrat er das Zimmer und starrte Ada an. Er war genauso überrascht darüber, dass sie lebte, wie wir auch. Seine Verwunderung wich bald ehrlicher Freude, und als Ada sagte, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen sei, dass er sie einmal in einem besseren Zustand vorfinden möchte, lachte er herzhaft und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er freute sich wahrlich von ganzem Herzen darüber, dass es ihr gut ging. Dieses Wunder berührte ihn zutiefst.

Das Entfernen der Schläuche dauerte nicht lange, und auch die Untersuchung Adas war schnell überstanden. Trotzdem blieb Dr. Fields noch und unterhielt sich lange mit ihr. Ich weiß, ich hätte es ihm nicht übel nehmen sollen, dass er sich nicht von ihr trennen mochte. Aber ich tat es, denn ich wollte allein mit Ada sein, sie für mich haben und weiter mit ihr zusammen darüber staunen, dass sie zu mir zurückgekommen war und sich nun gut erholte. Und das tat sie wirklich. Nicht nur, dass ihre Augen wieder ihre alte Farbe und den wundervollen Glanz hatten. Nein, auch die Wunde am Arm bildete sich zurück. Wir konnten regelrecht dabei zusehen, wie sich die Striche, die über ihren ganzen Arm liefen, zusammenzogen. Und auch der schwarze Mittelpunkt der Wunde, der wie der dunkle Abgrund eines Vulkans aussah, sank in sich zusammen und verschwand gänzlich. Als Dr. Fields nach etwa zwei Stunden schließlich doch ging, war von Adas Verletzung kaum noch etwas zu sehen. Nur noch ein Einstich, so groß wie der einer Mücke, bot einen Hinweis darauf, was einmal gewesen war.

Ich sah auf die Uhr auf Adas Nachttisch. Überrascht stellte ich fest, wie schnell die Zeit vergangen war. „Du solltest jetzt ein bisschen schlafen, mein Schatz,” sagte ich und stand vom Boden auf, wo ich die ganze Zeit gehockt hatte.

Ada nickte und lächelte mich an. Ich glaubte, Dankbarkeit darüber zu sehen, dass sie endlich die Möglichkeit erhielt, Schlaf zu bekommen. Und wahrlich, sie sah müde und erschöpft aus. Ich setzte mich neben sie auf die Bettkante und lehnte mich zu ihr vor, um ihr einen Kuss zu geben. „Nur noch eines möchte ich sagen, bevor ich gehe,” gestand ich ihr und stützte mich mit den Armen über ihr ab. Staunend blickte sie zu mir auf. Ihre Augen wanderten über mein Gesicht. Ich wusste nicht, wonach sie darin suchte. Aber als sie es gefunden hatte, lächelte sie mich an. „Ich habe viel nachgedacht, als ich an deiner Seite saß. Und ich bedauerte es sehr, dir nicht mehr von mir erzählt zu haben, damit du mich besser kennenlernen konntest. Ich weiß, es muss dich verletzt haben, als ich Alex von meiner Kampfausbildung erzählte, aber dir nicht. Ich möchte das nachholen, Ada,” gestand ich ihr. Vor Überraschung weiteten sich ihre Augen, und sie starrte mich ungläubig an. „Ich habe es sehr bereut, so verschwiegen dir gegenüber gewesen zu sein, und ich schwor mir, wenn ich die Gelegenheit erhalten würde, das zu ändern, dann würde ich sie ergreifen,” fügte ich hinzu und küsste sie erneut auf den Mund. Als ich mich wieder zurücksetzte, sah mich Ada immer noch mit großen Augen an. Ich musste über ihren Anblick schmunzeln. „Ich musste dir einfach jetzt sagen, was ich gern tun möchte. Ich konnte nicht noch länger damit warten. Du solltest es sofort erfahren. Aber natürlich erzähle ich dir nur mehr von mir, wenn du es auch möchtest,” sagte ich und sah sie fragend an.

Sie nickte heftig mit dem Kopf und sagte: „Ja, klar! Ich finde es wirklich schön, dass du das tun möchtest.”

Ich lächelte dankbar und nickte. „In Ordnung. Aber nicht heute. Du ruhst dich jetzt aus und schläfst. Und morgen reden wir,” sagte ich und lehnte mich vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.

Die Jägerin - Unter der Erde (Band 4)

Подняться наверх