Читать книгу Die Jägerin - Die Wiege des Bösen (Band 5) - Nadja Losbohm - Страница 16

13. Unfaires Spiel

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Von Pater Michael geweckt zu werden, war immer etwas Schönes. Am Morgen als erstes sein hübsches Gesicht zu sehen, ließ den Tag gut beginnen. Normalerweise. Dieses Mal war es jedoch nicht so. Der Ausdruck in seinen schwarzen Augen war unergründlich, und der Rest seines Gesichtes wirkte ernst. Zu ernst für meinen Geschmack. Kein Lächeln, keine Freude, kein liebevolles Wort. Ich fing an, mich zu fragen, was ich nun schon wieder verbrochen hatte. Hatte ich etwa die Steinplatten im Mittelschiff versehentlich mit Monstergedärmen vollgekleckert? Sollte ich vielleicht vergessen haben, das Portal hinter mir zu schließen?

„Vor ungefähr einer Stunde rief Alex an,” teilte mir Pater Michael emotionslos mit. Verblüfft starrte ich ihn an und wünschte mir, mich verhört zu haben. Diese knappe, direkte Äußerung gehörte definitiv nicht zu den Dingen, die ich gleich nach dem Wachwerden hören wollte! Ich hätte so etwas bevorzugt, wie: „Ich freue mich, dass es dir gut geht. Ich liebe dich.” Ich tat meinen Unmut mit einem tiefen Grummeln kund, zog die Bettdecke über den Kopf und drehte dem Padre den Rücken zu.

„Ada!”, hörte ich seine Stimme, gedämpft durch meine Decke.

„Mmpf! Sollmidaintressiern? Laminonbissnschlafn!”, nuschelte ich.

„Ich verstehe dich nicht, wenn du in deine Bettdecke beißt!”, erwiderte Pater Michael.

Widerwillig kam ich mit dem Kopf unter der Decke hervor und wiederholte: „Sollte mich das interessieren? Lass mich noch ein bisschen schlafen, Michael!” Und damit verkrümelte ich mich wieder unter die Bettdecke.

„Er möchte mit uns reden und wird in zwei Stunden hier sein,” ließ er mich wissen.

Entsetzt warf ich die Decke zurück, drehte mich abrupt zu Pater Michael herum und sah ihn grimmig an. Ich fand es absolut ungut, dass er, ohne nach meiner Meinung zu fragen, das Treffen mit Alex vereinbart hatte. Aber hatte ich mit meiner Idee, mir die Haare feuerrot zu färben, nicht das Gleiche gemacht? Vielleicht war das jetzt hier Pater Michaels Art, sich dafür zu revanchieren?!

„Ich denke schon, dass es dich interessieren sollte,” sagte er, lief gemächlich zum Fußende meines Bettes, streckte die Hand nach der Decke aus und nahm eine Ecke des Stoffes zwischen seine Finger. „Schließlich möchtest du doch nicht so,” er zerrte mit einem Ruck die Bettdecke von mir und legte meinen halbnackten Leib, den ich nur in ein T-Shirt gehüllt hatte, frei, „vor ihn treten.”

Lautstark protestierte ich und verlangte meine Decke zurück. Aber Pater Michael schüttelte den Kopf und wickelte sich den Stoff um die Arme. Mit einem Schmunzeln, das deutlich aussagte, dass er sich des Sieges gewiss war, sah er zu mir herüber. Nun gut. Er wollte spielen? Dann spielen wir.

Mit festem Blick sah ich ihm in die Augen und setzte mich auf. Als ich aufrecht war, zog ich die Beine an und ließ langsam meine Knie auseinanderfallen, so dass sich dem Pater mein süßestes Geheimnis, nur von dem weißen Stoff meines Slips bedeckt, offenbarte. Und gegen die Versuchung, einen Blick auf diese Stelle meines Körpers zu werfen, kam auch mein cooler Lehrer nicht an. Mein Anblick forderte seine Selbstbeherrschung heraus. Er biss fest die Zähne aufeinander. Ich sah, wie seine Kiefermuskeln schwer arbeiteten. Für einen Moment schien er sogar das Atmen zu vergessen. Zufrieden über seine Reaktion musste ich schmunzeln. Männer sind doch so einfach gestrickt! Pater Michael bildete da keine Ausnahme. Ich weiß durchaus, dass es unfair war, eine meiner offensichtlichsten Waffen auf diese Art gegen ihn einzusetzen. Aber wer mich unsanft mit den Worten weckte, mein Bruder würde in Kürze hier sein, UND meine warme kuschelige Bettdecke klaute, der musste mit den Konsequenzen zurechtkommen!

Ich rutschte auf alle viere und krabbelte über die Matratze zum Fußende meines Bettes auf den Padre zu, der immer noch wie hypnotisiert von der freizügigen Aussicht, die ich ihm geboten hatte, war. Erst als ich direkt vor ihm kniete und meine Hände auf seine Schultern legte, klärte sich sein Blick, und er sah mir in die Augen. Ich ließ ihm aber nicht viel Zeit zum Erholen und presste meinen Mund auf seinen. Ich verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, der ihn erzittern und nicht merken ließ, dass ich seine Arme von der Decke befreite. Als ich sie endlich gänzlich abgewickelt hatte, atmete Pater Michael bereits schwer. Er war kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren. Das war mein Signal! Ich legte meine Hand flach auf seine Brust und hörte, wie dabei ein Stöhnen aus seiner Kehle drang, da er es offensichtlich als ein weiteres Zeichen sah, dass es jeden Moment eine Runde Morgensex geben würde. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, denn das war absolut nicht das, was ich im Sinn hatte. Nein, meine Hand lag auf seiner Brust, weil ich ihn damit von mir schieben wollte, und genau das tat ich. Ich legte all meine Kraft in diesen Schubser und beobachtete belustigt, wie der Padre erst ein paar Schritte rückwärts taumelte, bis er sich wieder fing, und mich überrascht anstarrte. Mit einem diabolischen Grinsen lehnte ich mich zurück, rollte über die Matratze und kam schließlich wieder auf dem Rücken zu liegen. Genüsslich breitete ich die Bettdecke über mir aus und kuschelte mich in sie hinein.

„Du spielst nicht fair, Ada,” flüsterte Pater Michael atemlos am Fußende meines Bettes und klang dabei äußerst enttäuscht.

Ich hob den Kopf und blickte ihn verärgert an. „Du hast mir die Decke geklaut. Ich würde sagen, wir sind quitt!”, entgegnete ich und tauchte wieder in mein Kopfkissen ein.

Die Jägerin - Die Wiege des Bösen (Band 5)

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