Читать книгу LebensLichtSpuren - Nanaja Meropis - Страница 10

MIT EINEM VOGEL IM BAUCH

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Einmal stand ich hinter der Mauer unseres Hinterhofs und beobachtete einen Jungen, der einen von ihm selbst hergestellten Drachen hin und her in der Luft bewegte. Die Jungs auf der Straße spielten oft mit Drachen. Er zog den Drachen hoch, nahm die Spannung von der Schnur, wickelte sie in die Dose auf, ließ die Schnur los, bewegte die Arme, lockerte die Hände oder drückte an der Schnur. Der Drachen bewegte sich am Himmel hin und her und machte Kurven. Plötzlich näherte er sich mir. „Willst du es versuchen?“ Meine Eltern hatten mir verboten, mit Jungs zu spielen, mit ihnen zu reden oder so zu spielen wie sie spielen. Ich nickte. Ich wusste, dass ich etwas Verbotenes tat und ich musste aufpassen, dass mich niemand sah. Er gab mir die Schnur zum Halten. „Nimm sie!“

„Warte!“ Ich hielt ihn fest. „Nein, nicht so. Du musst dich bewegen, zieh die Schnur zur Seite!“ Ich war überrascht von der Kraft des Windes, die durch die Schnur ging. Es war, als ob ich die Zügel eines Tieres in der Hand hielt. Ich zog sie zurück, dann zur Seite. „Wenn du ihn nicht mit dem Wind bewegst, fällt der Drachen.“ Er sah aus wie ein fliegender Vogel in meiner Hand, die Kraft des Windes war wie das Gefühl der Freiheit, die am Ende der Drachenschnur mit schweren Flügeln flatterte. Der Drachen beschrieb eine Kurve, aber nicht so, wie er sollte, er drohte zu fallen. Der Junge nahm ihn mir wieder aus der Hand, und ich rannte ins Haus. Mein Herz schlug schneller, mein Bauch schmerzte vor Glück. Damals waren die Tage so lang wie Kaugummi, den man mit der Hand aus dem Mund zieht.

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