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QUADRATISCHES MEER
ОглавлениеDas erste Mal, als ich das Meer sah, war es quadratisch und es lag am Ende der Straße. Meine Mutter, zwei Tanten, meine Schwester, meine älteren Cousins und ich trugen Stühle, Regenschirm und Matten. Als die Straße ihr Ende erreichte, erstreckte sich das Meer vor mir. Ich trat auf den Strand, und das Meer wurde noch größer. Seine rechte Seite war von einem Berg begrenzt, die linke Seite verschwamm mit der Stadt in einem heißen Nebel, ganz hinten spaltete es den Horizont. Das Meer schien mit seinem fettleibigen Bauch nach oben zu liegen. Meine Mutter und meine Tanten pflanzten den Regenschirm in den Sand, klappten ihre Stühle auf und setzten sich. Meine ältere Schwester lief mit meinen beiden Cousins ins Wasser. Ich ging hinterher. Doch als ich das unbekannte Terrain betrat, zögerte ich. Die Wellen, die sich an meinen Beinen brachen, schienen mich auf den Grund zu ziehen, der Schaum verwirrte mich. Ich wollte nicht weitergehen. Aber meine Schwester und meine Cousins waren schon weit vor mir. Die Angst, nicht zu wissen, was dies war, hielt mich zurück.
Niemand erklärte mir, was für eine Kraft an meinen Beinen zog, und ich stieg wieder aus dem Wasser. Lieber wollte ich stundenlang mit Eimer und Schaufel im Sand spielen. Der Sand würde mich nirgendwohin ziehen, nicht gegen meinen Willen. Aber das Meer bewegte sich die ganze Zeit, die Wellen kamen und gingen, immer unterschiedlich voneinander. Manchmal waren sie nett, manchmal aggressiv, unbeugsam, und ich verstand nicht, was dahinter steckte und warum nur ich diese Angst hatte. Dort drüben war der dicke Bauch des Meeres größer als ich. Und der Horizont schien sich nicht darum zu kümmern. Meine Mutter unterhielt sich mit meinen Tanten und meine Schwester und meine Cousins waren weg. Ich war ganz allein mit den Wellen und der Kraft des Wassers. Auf dem sicheren Boden des Sandes grub ich ein großes Loch, in das sie alle hineinfallen konnten, das ganze Meer und auch der Horizont.