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Bart

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Vielleicht, so versuchte ich gemäss den Regeln der psychischen Gesetzlichkeiten zu folgern, war der Mann mit diesem Bart schon früh und dennoch nicht früh genug seiner Mutterbindung Herr geworden, vielleicht hat ihn der Bart vor seinem Anwalt-Vater grad stehen lassen, vielleicht konnte er sich mit Hilfe des Bartes gegenüber Kamaraden vor dem zarteren Geschlecht durchsetzen. Der Bart, so sagte ich mir in der Betrachtung, dieser schöne Bart ist eine tragische Heldengestalt.

Der Bart konnte singen; ein tragender Tenor, der mitten im Verband weit über den Chor hinauswuchs und als Solo-Stimme jene Hörer durchdrang, die ihn nicht durch einen Willensentschluss – sei’s aus Gründen der Rivalität oder aus Furcht vor Betörung – zurückwiesen. Aus der Bartöffnung drang die Stimme des Schwanenkönigs, der dank seiner Krone um den Mund gar als weisse und schmerzempfindliche Seele den See, die Seelen-Landschaft Musik regieren konnte und so auch in musischer Disziplin der Premier war; wenn auch immer als beides: als Beherrscher und Beherrschter, denn auch der Wunsch, die eigene Freiheit und Sensibilität auszudrücken, die in jedem Gesangsbedürfnis liegt, durfte sich nie anders ausdrücken als im Überragen der andern und in der Bestleistung, durfte nie Spiel sein oder Liebesgeständnis.

Der Bart konnte auch boxen und ringen und war in allen Wettkämpfen in der ersten Kategorie anzutreffen. Aber er war auch Geist, er konnte reden, betonen und auf gewinnende Weise vortragen, bilderreich und weise, denn der Bart war ehrgeizig und begabt und wollte in jeder Disziplin siegen. Doch nur Gott durfte sehen, wie der Bart auch weinte und wie das Gebet immer wieder über seine langen Stoppeln strauchelte. So konnte der Bart auch lieben, nur eben nach Bartes Art. Und auch umgekehrt wurde der Bart geliebt oder gehasst wie es dem Barte zukam, aber nicht dem Menschen, der ihn trug. Ich weiss es, weil auch für mich dieser Bart Heimat war oder mich zumindest an mein Nest erinnerte, das ich verloren hatte.

Zeitweise schwelgte ich sogar in der Vorstellung, dass, würde nur eins dieser Haare meiner knabenhaften Gesichtshaut eingepfropft, auch an mir der Keim der Männlichkeit aufbricht und sich Wille und Eindeutigkeiten abzeichnen, aufgrund deren ich mich andern gegenüber fühlbar machen konnte, um mich selber auch einmal so wahrzunehmen, wie es dieser Mann scheinbar immer tat.

Animus oder Die Seele eines Stärkeren

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