Читать книгу Animus oder Die Seele eines Stärkeren - Nik Morgen - Страница 9
Arme
ОглавлениеEINER: (Zu sich.) Wie diese kräftigen Arme zittern!
ARME: Ich hätte dich der Dame mit dem Kinderwagen helfen lassen sollen. Es rächt sich immer, wenn ich nicht zu meinen schwachen Armen stehe.
EINER: Schwach?
ARME: Ja. Ich hatte einen Unfall in der Manege. Seit da bin ich Teilinvalid.
EINER: Das klingt unglaublich, wenn man diese Arme sieht.
AMRE: Aber man weiss es, wenn man sie spürt.
EINER: In einer Zeitschrift der Krankenkasse war eine medizinische Muster-Beilage: Blue-X, ein Gel gegen Muskelschmerz.
ARME: Das könnte mir Linderung bringen.
EINER: Ich massiere sie dir. Diese Arme verkörpern ein Paradox. Sie sehen überlegen aus und fühlen sich sanft an. Es scheint ihr Sinn liegt darin, berührt zu werden oder zu selber zu umarmen. – Leg mir sie einmal um die Schulter, dann bewege ich sie passiv durch wie beim Tanz.
ARME: Ja, auf lebendigem Grund nehm ich sie wahr wie früher. Ich habe den Eindruck, ich könnte wieder Bäume ausreissen. Oder ein Kind in Armen halten.
EINER: Lass das Kind lieber deine Arme tragen. Dann geht deine Kraft auf es über. Nimmst du den Arm schon weg?
ARME: Ich lasse sie dir da.
ERZÄHLER: Er schüttelt seine Arme locker über seine Schultern, ohne dass er seine eigenen verliert. Dann streckt er sie ihm hin.
EINER: Das sind zwei gesellige Stücke. Aber ich habe kein Recht...
ARME: Behalte sie.
ERZÄHLER: Beide heben den Arm zum Abschied. Er ruft ihm nach.
EINER: Mit deinen Armen gründ ich eine Heilsarmee.