Читать книгу Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - Страница 15

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Jorg Safox und Maxx Coltron saßen noch immer in ihrem beengten, aber freiwilligen Gefängnis.

>>Leg die Maske an!<<, sagte Maxx zu Jorg in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, >>Ich werde gleich Fluten!<<

>>Ich hasse es eingefroren zu werden!<<, murmelte Jorg daraufhin in einer Lautstärke, die sein neuer Freund nicht verstehen konnte und auch nicht verstehen sollte. Jorg hasste es nämlich wirklich, bei lebendigem Leib eingefroren zu werden. Einmal in seinem Leben musste er sich dieser schwierigen Prozedur schon unterziehen, und das war auf der langen Fernreise, die ihn von seinem Heimatsystem aus hierher in das Sonnensystem der Erde brachte. Danach kam auch noch der lange Flug zum Jupitermond Europa hinzu, der ihm körperlich den Rest gegeben hatte.

Bedauerlicherweise blieben den Menschen aber keine anderen Alternativen übrig, als sich künstlich einfrieren zu lassen, wenn sie sehr lange Strecken mit Hilfe des Raumbogensprungs zurücklegen wollten. Bei dem Wiedereintritt in die, von dem Zielcomputer errechneten Koordinaten, würde sonst jeder Körper, ob Mensch oder Tier, durch die gewaltigen Abbremsungen zerrissen werden. Genauso war es auch hier, bei dem, was Jorg und Maxx jetzt vor sich hatten. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht eine solch lange Reise unternahmen, die einen Raumbogensprung erforderte. Nein. Diese Reise, auf der sie sich befanden, war wesentlich kürzer. Ein Katzensprung genau genommen.

In diesem Fall froren die zwei Männer sich mit Hilfe der Cryotechnik ein, um ein ganz anderes Ziel verfolgen zu können.

>>In ein paar Stunden haben wir es überstanden.<<, versuchte Maxx seinen Partner zu beruhigen. Nur ließ sich Jorg nicht beruhigen, er musste immer wieder daran denken wie Maxx auf diese verrückte Idee kommen konnte.

Aus alten Geschichten der Menschen, die noch auf Papier gedruckt worden waren!

Was sollte das bloß bedeuten?

>>Ich weiß, dass ich es schon tausendmal gesagt habe.<<, sprach Jorg jetzt unsicher, >>Aber ich habe das ungute Gefühl, das uns die Raumüberwachung in Millionen Fetzen schießt, bevor wir überhaupt in die Atmosphäre eindringen können.<<

>>Und ich antworte dir wie immer das Gleiche.<<, gab Maxx selbstsicher zurück, >>Die Raumüberwachung sieht in uns absolut keine Gefahr. Wir sind für die viel zu klein und die Energie der Laserkanonen nicht wert.<<

>>Ich weiß, ich weiß, wir Menschen denken nun einmal so.<<

>>Genauso ist es, mein Freund! Genauso ist es! Verlass dich drauf.<<

Jorg versuchte ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen, was ihm aber nur sehr dürftig gelang. Er hatte einfach eine Heidenangst. Aber er wusste ja nun einmal schon lange vorher, auf was er sich hier einließ und musste damit rechnen, im schlimmsten Fall sogar sein Leben zu verlieren.

Wir sind auf einem Himmelfahrtskommando!

Wir sind auf einem Himmelfahrtskommando!

Immer wieder dachte Jorg daran, und an die Tatsache, dass ihn kein Mensch hierzu gezwungen hatte. Er hat sich aus freien Stücken dazu durch gerungen und nun musste er es auch überstehen. Andererseits hätte er ja auch auf seinem Heimatplaneten bleiben können, um dort für den Rest seines Lebens als armer Farmer dahin zu vegetieren. Ein Entschluss, der früher oder später zu einem gewaltsamen Tod geführt hätte, entweder durch mordende Banden, die immer wieder gerne Farmer überfielen, oder durch den einfachen aber grausamen Hungertod. Nein. So wollte er nicht von der Bühne der Galaxis verschwinden. Jorg Safox hat sich entschieden und nun zog er es auch tapfer durch. Tapfer wie ein Mann, der eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Noch einmal schaute er auf den kleinen Holobildschirm vor ihm und sah den Planeten Erde.

Der Heimatplanet der Menschheit.

Der Ursprung allen Übels und die Produktionsstätte der Zeitmaschinen.

Jener Maschinen, die den Menschen diese unglaubliche Macht gegeben hatten. Über sich selbst und über Tausende andere außerirdische Rassen.

>>Ich flute jetzt!<<, erklang Maxx stimme.

Jorgs Atem ging von einer Sekunde auf die andere um einiges schneller, und auch sein Puls begann sich zu erhöhen.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Zischend begann die Luft aus dem engen Raum zu entweichen und der klaren Flüssigkeit Platz zu machen, die nun von unten her durch kleine Einlaufschlitze eindrang. Keine angenehme Sache für Menschen, die extreme Ängste vor dem Ertrinken hatten. Und wer hatte diese Angst nicht. Ertrinken ist ein langsamer und qualvoller Tod. Die leicht schmierige cryogene Flüssigkeit diente dazu, alles, was sich in ihr befand, in dem Bruchteil einer Sekunde einzufrieren.

Das Dumme an der Sache war nur, dass der Raum, der zu gefrieren war, erst einmal langsam und komplett geflutet werden musste, und diese verdammte Flüssigkeit hatte auch noch eine unangenehm kalte Temperatur. Zuerst versanken nur die Füße, dass war noch annehmbar, aber dann kroch die Kälte langsam und unaufhörlich die Beine hoch.

Maxx schnallte sich nun mit dem Doppelgurt in seinem Sitz fest und Jorg tat es ihm sofort nach. Die Flüssigkeit kroch die Oberschenkel entlang.

Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?, ging es Jorg noch durch den Kopf, dann erreichte die Kälte auch schon seinen Genitalbereich, was ihn zumindest ganz kurz dazu brachte an dumme Männerwitze über schrumpfende Penisse zu denken. Trotzdem, am liebsten hätte er laut aufgeschrien. War das eine grausame Kälte.

Maxx hingegen zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Konnte es denn sein, dass Maxx, Jorgs neuer Freund, geschlechtslos war? Bestimmt nicht, denn sonst hätte er sich wohl nicht so gut wie jeden Abend im Hotel auf Europa Prostituierte auf sein Zimmer bestellt.

Vielleicht hat er ja mit den Frauen zusammen Karten gespielt?

Mit solchen dümmlichen Gedanken versuchte sich Jorg weiter abzulenken, während die Flüssigkeit ganz langsam immer höher kroch. Jetzt erreichte sie schon seine Brust und er bekam Schwierigkeiten noch richtig zu atmen. Natürlich war es auch die Angst. Die Angst vor dem qualvollen Tod eines Menschen, der ganz genau weiß, dass er gleich ertrinken würde. Natürlich wusste Jorg, dass er hier, an diesem wohl ungewöhnlichsten Ort, den man sich nur vorstellen konnte, nicht ertrinken würde, aber die Angst war trotzdem so real, wie die Fabrik der Zeitmaschinen unten auf der Erde.

Und dann, als der schlimmste Augenblick kam; der Augenblick, in dem ihn die Flüssigkeit komplett umschloss. Der Augenblick, in dem er nur noch mit Hilfe des Atemgeräts Luft bekam, dass sich automatisch mit Berührung der Flüssigkeit einschaltete, da musste er doch tatsächlich beginnen über seine eigenartigen Gedanken lachen.

Das Leben ist schon seltsam. Ein Blick nach oben verriet ihm, dass der kleine Raum Sekunden später, bis zur Decke gefüllt war. Sie befanden sich jetzt komplett in der cryogenen Flüssigkeit und atmeten schwer durch ihre Masken. Zeit um sich einigermaßen zu beruhigen gab es für Jorg nicht. Maxx gab mit seiner linken Hand das Zeichen, er streckte den Daumen nach oben.

Jetzt geht es los!

Jorg schloss seine Augen und hoffte, das er irgendwann auch wieder aus dem Todesschlaf erwachen würde, in dem er jetzt katapultiert wurde. Noch einmal atmete er tief die schale Luft aus der Sauerstoffpatrone ein.

Was als nächstes folgte, konnte er nur noch schwer sagen. Jorg glaubte noch für eine Millisekunde ein knackendes Geräusch zu hören, wie das Geräusch von Eisschollen, die auseinander brachen.

Dann kam diese unheimliche Stille. Dieses unheimliche Nichts.

Es heißt man habe keine Träume in einem solchen Zustand, aber Jorg Safox wusste es besser.

Die Fabrik der Zeitmaschinen

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