Читать книгу Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - Страница 25
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ОглавлениеLars Befron saß in den dunkelsten Tiefen seines Büros und bearbeitete die üblichen Verwaltungsaufgaben an seinem, in der Luft schwebenden Holobildschirm. Was bei solchen Arbeiten für Dinge anfielen, war manchmal unglaublich und Befron musste sich fragen warum ausgerechnet er, der führende Commander dieser Anlage, ständig mit solch einem Mist behelligt werden musste.
Gerade jetzt war er damit beschäftigt den Pachtvertrag für die Brauerei verlängern lassen, die auf der Arbeiterinsel für das nötige schwarze Bier sorgte. Da irgend so ein völlig verblödeter Idiot namens Arthur Guinness in der Antike, im Jahre 1759, einen Pachtvertrag mit einer Bierbrauerei abgeschlossen hatte, der doch tatsächlich bis zum heutigen Tag Gültigkeit besaß, war es nun Aufgabe des Commanders der Fabrik, ihn verlängern zu lassen. Eine völlig hirnlose Arbeit, die auch von jeder Vorzimmerschlampe hätte erledigt werden können, dachte sich Befron gerade als er den Befehl an den Computer erteilte, seine Unterschrift unter dem Holo-Vertrag zu setzen. Andererseits war Befron auch zufrieden, denn solange das schwarze Bier bei den Arbeitern in Strömen floss, solange war dieses Pack auch ruhig und gefügig.
Dann dachte er wieder an Mia Tons und ihre Art und Weise, wie sie bei den Arbeitern für Ruhe und Ordnung sorgen konnte, wenn es denn tatsächlich mal zu Unruhen kam. Diese Frau war absolut gewissenhaft in der Ausübung ihrer Pflicht, und sie war eiskalt. Das gefiel Befron natürlich und am liebsten hätte er es mit ihr getrieben. Das war einer seiner sehnlichsten Wünsche.
Lars Befron war als ein Lustgreis bekannt, dass wusste hier jeder. Und es gab genügend Frauen, die sich durch ihn in wesentlich bessere Positionen hochschliefen. Allerdings brauchte er sein Glück bei dieser verdammten Tons gar nicht erst zu versuchen. Diese Frau war nicht nur in ihrer Arbeit eiskalt, wahrscheinlich hielt sie es mit ihrem Liebesleben genauso. Vielleicht war sie ja auch eine verdammte Lesbe.
Und siehe da, genau in diesem Moment gab die ach so nett klingende Stimme des Hauptcomputers bekannt, dass diese Mia Tons jetzt vor der Eingangstür zu seinem Büro stand und um Einlass bat. Mit einem kühlen Lächeln sprach er den Befehl aus die Tür zu öffnen. Der Hauptcomputer erkannte die Stimme des obersten Vorgesetzten, wie so oft an jedem Tag und führte den Befehl ohne zu zögern aus. Die Tür glitt auf und Mia Tons trat ein. Sie schien etwas abgekämpft und verschwitzt auszusehen. Eine Tatsache, die Lars Befron nur noch mehr zu erregen schien. Als Mia sich vor seinem Schreibtisch aufstellte, um ihren Bericht abzugeben, bemerkte der alte Mann, wie er eine Erektion bekam. Ein Gefühl, das ihm nur zu gut gefiel, auch wenn er genau wusste, dass er bei dieser Frau nicht die geringste Chance hatte.
Könnte ich Sie doch gleich hier, auf meinem Schreibtisch vögeln, dachte er dumm grinsend.
>>Nun!<<, fragte er mit vorgetäuschter Langeweile, >>Wie ist es gelaufen?<<
>>Der Meteor schlug genau wie berechnet ein.<<, begann Mia zu erzählen, >>Genau im Wohnkomplex B. für Burren.<<
>>Irgendwelche menschlichen Verluste?<<
>>Leider nein, Sir.<<
Lars, der die ganze Zeit über so tat, als sei er an seinem Bildschirm beschäftigt, glaubte nicht richtig zu hören und starrte Mia nun ungläubig an.
>>Keine Verluste unter den Arbeitern?<<
>>Nein Sir, dieses Pack hat ein schier unglaubliches Glück gehabt.<<
>>Das kann doch wohl nicht wahr sein. Da erlauben wir es schon einmal, dass ein Meteor in eine Wohnsiedlung kracht und dann kommt dabei nicht einmal einer ums Leben?<<
>>Leider nicht. Und ich versichere ihnen das dort genügend Aufrührer leben, die nichts anderes als den Tod verdient haben.<< Befron erhob sich und begann um seinen Schreibtisch zu wandern, eine Angewohnheit die er angenommen hatte, wenn ihm etwas gehörig gegen den Strich ging.
>>Und der Meteor selbst?<<, fragte er nun, >>Irgendwelche Viren aus dem Weltall vielleicht?<<
>>Nein Sir.<<, antwortete Mia vorsichtig, da sie die Launen ihres Chef mehr als gut kannte, >>Der Stein erwies sich nach einem Scan als absolut sauber.<<
Befron hatte sein Schreibtisch bereits das erste Mal umrundet und ging nun in die zweite Runde.
>>Und von Innen?<<, fragte er nun ganz plötzlich.
Mia schloss ihre Augen. Verdammte Scheiße. Das war ihr Fehler. Sie hörte bereits Lars Befron explodieren wie eine Granate.
>>Nun, Miss Tons!<<, hakte dieser nach, >>Was ist nun?<<
Sie öffnete wieder ihre Augen.
>>Nun Sir, ich habe mir den Innenscan noch nicht angesehen.<<
Befron blieb stehen.
>>Und warum nicht, wenn ich das fragen darf?<<, giftete er sie gereizt an.
>>Ich dachte...<<
>>Sie dachten was?<<, begann er nun sie schreiend zu unterbrechen, >>Wollen sie mir sagen, dass sie sich den Innenscan des Meteors noch nicht angesehen haben? Warum nicht?<<
>>Ich hielt es nicht für zu wichtig, Sir.<<
>>Für nicht wichtig!<< Jetzt wurde der Commander richtig laut. Verdammt noch mal! Wie konnte mir bloß so ein dummer Fehler unterlaufen?, dachte sich Mia in diesem Augenblick. Natürlich hätte sie sich das Ergebnis des Innenscans sofort anschauen sollen, aber sie dachte sich absolut nichts dabei. Was soll denn auch schon großes in dem Inneren eines Meteors aus dem Weltall zu finden sein? Außer irgendwelchen langweiligen Gesteinen und Metallen. Keine Sau interessiert sich für das Innenleben eines Meteoriten. Nur wie sollte sie das einem wild gewordenen Lars Befron erklären? Verzweifelt suchte sie nach einer Ausrede.
>>Wahrscheinlich besteht der Meteor nur aus einem völlig wertlosen Metall.<<, versuchte Mia sich zu erklären.
>>Und das wissen sie natürlich, indem sie ihn sich nur einmal kurz anschauen?<<, schrie Befron sie an, >>Dann besitzen sie aber ein außerordentliches Talent.<<
Er erhöhte die Schrittgeschwindigkeit um seinen Tisch.
>>Haben sie sich diesen Gesteinsbrocken denn überhaupt richtig angesehen?<<, fragte er noch gereizter. Jetzt durfte aber wirklich nichts mehr schief gehen.
>>Selbstverständlich!<<, entschuldigte sich Mia, >>Ich habe einen gewissenhaften Scan durchgeführt, wie ich es ihnen bereits gesagt habe. Ich habe nur leider versäumt mir die Ergebnisse sofort anzusehen.<<
Wieder blieb Befron stehen.
>>Und?<<, fragte er, >>Worauf warten sie denn noch?<<
Mia kam gar nicht auf den Gedanken jetzt eine blöde Frage zu stellen, wie zum Beispiel was er denn jetzt von ihr wolle. Sie nahm sofort den Scanner aus ihrer Tasche und aktivierte ihn.
>>Schicken sie die Daten auf meinen Rechner!<<, sagte Befron, jetzt schon wieder etwas ruhiger.
Danke!, dachte Mia, Er wird ruhiger! Sie übermittelte die Daten der Ergebnisse erneut, nur diesmal auf den Holobildschirm ihres Vorgesetzten, während dieser sich wieder an seinen Tisch setzte.
In wenigen Augenblicken würde das Ergebnis auf dem Schirm erscheinen und dann würde sich alles wieder normalisieren. Mia Tons spürte Erleichterung in sich aufkommen. Lars Befron würde sich wieder normal aufführen und mit seinem Gezeter aufhören, wenn er erst einmal sieht, dass dieser blöde Brocken sich als ein wertloses Stück Metall aus dem Weltall erweist. Dann würde sich Mia noch einmal heuchlerisch entschuldigen, dafür, dass sie es versäumt hatte die Ergebnisse gleich zu begutachten und dann würde sie wieder in ihre Wohnung zurückkehren, um diesen etwas außergewöhnlichen Tag vergessen zu können. Mia war wieder völlig ruhig und dachte schon an ihre Ultraschalldusche in ihrem Badezimmer, als das Ergebnis auf dem Holobildschirm des Chefs erschien. Und auch wenn Mia es nur spiegelverkehrt sehen konnte, hatte sie das Gefühl als ob ihr jemand mit voller Wucht in die Magengrube treten würde. Das konnte doch unmöglich wahr sein? Der Traum von der Dusche war mit einem Mal zerplatzt wie eine Seifenblase und Mia schloss ihre Augen. Bereit für den Orkan, der nun über sie hereinbrechen würde.
Lars Befron stand wieder auf und begann erneut um seinen Tisch zu wandern. Sein Kopf war dabei vor Wut so rot wie ein Signallicht.