Читать книгу Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - Страница 19
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ОглавлениеMia Tons saß in dem Unterschallshuttle auf dem Weg zur Arbeiterinsel. Sie konnte sich bei der Bewältigung dieser Aufgabe getrost Zeit lassen und dachte darüber nach, was sie sich doch für blödsinnige und vor allem unnötige Gedanken gemacht hatte. Warum hatte Commander Befron wegen solch einer Kleinigkeit solch einen Wirbel gemacht? Das ging Mia nicht in ihrem Kopf.
Na gut!, dachte sie, die Raumüberwachung hätte diesen Brocken einfach abknallen können, aber wahrscheinlich war er für sie wirklich nur zu klein und unwichtig. Jetzt würde sie in den Wohnkomplex B. für Burren fliegen und sich die Stelle anschauen, auf die der Meteorit einschlagen würde. Mia schaute auf ihre Uhr, um sich zu vergewissern, wann dieses unwichtige Ereignis überhaupt stattfinden sollte. In den nächsten ein bis zwei Minuten sollte es soweit sein. Sie hoffte nur, dass dabei ein paar von diesen verdammten Arbeitern ums Leben kommen würden.
Jetzt ein paar Querulanten weniger bedeutete auch für sie weniger Arbeit in der Zukunft. Sie hasste dieses zerlumpte Dreckspack, weil sie einfach keinen Respekt für die Obrigkeit zeigten. Sie konnten es nicht und wollten es auch nicht. Einfach widerlich, so etwas.
Zufrieden mit sich selbst schaute Mia aus dem kleinen Fenster und sah gelangweilt auf die sich endlos erstreckenden Fabrikationsanlagen der Hauptinsel. Das Shuttle schlängelte sich durch Tausende von Schornsteinen, Solarreflektortürmen, Verwaltungsgebäuden, Lagerhallen, Sauerstofferzeugern und ähnlichen Einrichtungen, mit denen die gesamte Insel im Laufe der vielen Jahrtausende bedeckt worden war.
Einen Baum hatte Mia Tons in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen, aber das war ihr egal. Sie wusste ja nicht einmal, dass es so etwas Wunderschönes wie einen Baum gab. Und das es einst einmal die Bäume und Pflanzen waren, die für den nötigen Sauerstoff in der Erdatmosphäre sorgten, wussten die meisten Menschen nicht, da sie von ihrer eigenen erschaffenen Technologie versorgt wurden. In diesem Fall waren es die Sauerstofferzeuger. Gewaltige Anlagen, die die Menschen mit der nötigen Atemluft versorgten und die auch hier zu Tausenden herumstanden.
Das Einzige, das für Mia in diesem Augenblick zählte, war die Tatsache, dass sie bald landen würde und dann endlich wieder ihren geliebten Beruf ausüben konnte. Sie konnte wieder vor untergebenen Menschen ihre Autorität beweisen. Mit aller Gewalt und Brutalität. Das war das Lebenselixier dieser energischen, jungen Frau, die kaum ein Mensch auf dieser Welt wirklich mochte. Außer vielleicht wenn es um sexuelle Fantasien junger Männer ging, die sich allesamt gut vorstellen konnten, es mit dieser Frau einmal richtig zu machen.
Dieser Frau, die, wie alle anderen auch, nicht einmal wusste wie ein Baum aussah.