Читать книгу Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - Страница 23

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Zuerst schien es nur ein leises Klopfen zu sein, welches Jorg Safox aus seinen Träumen riss, die er normalerweise im gefrorenen Zustand, gar nicht hätte haben dürfen. Aber er bemerkte, dass seine eigenartigen Träume aus seiner Vergangenheit vorbei waren. Er träumte gar nicht mehr. Vielmehr schien sein Bewusstsein wieder zurückzukehren. Er konnte wieder empfinden. Und das, was er empfand war eine nasse Eiseskälte um ihn herum. Jorg fing wieder an zu denken. Wo war er? Er erinnerte sich und es fiel ihm wieder ein. Er befand sich zusammen mit Maxx Coltron, einem Freiheitskämpfer genau wie er selbst auch einer war, inmitten eines falschen Meteors. Tief gefroren in einer cryogenen Flüssigkeit, die es den beiden Männern möglich machte, den Aufprall des Meteors auf der Oberfläche der Erde zu überleben, ohne dabei in tausend Stücke gerissen zu werden.

Nun öffnete Jorg seine Augen und er sah nichts weiter als die verschwommenen Umrisse des kleinen Raums, in dem sie nun schon tagelang steckten. Sie befanden sich noch immer in der Flüssigkeit und atmeten durch die Sauerstoffmaske. Nur jetzt war diese Flüssigkeit wieder flüssig. Sie wurde in weniger als einer Millisekunde wieder aufgetaut, was bewirkte, dass sie diesen Vorgang auch ohne bleibende Schäden überlebten. Jorg war wieder bei Bewusstsein. Das konnte nur heißen, dass sie nicht von der Weltraumüberwachung abgeschossen worden waren, so wie er es während der Planung immer befürchtet hatte. Nein. Ganz im Gegenteil. Er war wieder wach. Auch Maxx konnte er nun neben sich erkennen, wie er sich bewegte. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Sie waren gelandet.

Jetzt allerdings, nachdem Jorg seine Gedanken wieder zusammengefügt hatte, wollte er so schnell wie möglich aus diesem verdammten Ding raus. Er gab Maxx ein paar Handzeichen, doch dieser winkte einfach ab, da er schon längst damit beschäftigt war, die richtigen Schalter zu drücken, um erst einmal diese Flüssigkeit ab zu pumpen. Es dauerte nur wenige Sekunden, und dann endlich, mit einem lauten Zischen wurde die gesamte Flüssigkeit auf einmal aus dem Inneren herausgedrückt. Danach riss sich Maxx sofort die Maske vom Gesicht. >>Sei Vorsichtig!<<, röchelte er, >>Es kann zu Übelkeit führen, wenn du das erste Mal wieder ohne Maske atmest.<<

>>Ich mache mir viel mehr Sorgen um das Pfeifen in meinen Ohren.<<, erwiderte Jorg auf die Warnung seines Freundes.

>>Ach!<<, antwortete Maxx, >>Das ist nur durch den Druckausgleich. Wenn die Flüssigkeit erst einmal draußen ist, dann hört es schon von ganz alleine auf.<<

>>Ich weiß!<<, gab Jorg zurück, als er sich ebenfalls die Maske vom Gesicht riss und wieder richtig atmete. Er hatte etwas von der cryogenen Flüssigkeit geschluckt und musste nun husten und spucken, aber nach wenigen Augenblicken ging es ihm besser.

>>Okay.<<, sagte Jorg daraufhin, >>Lass uns jetzt ganz schnell das Ding hier knacken, ich will raus an die frische Luft.<<

>>Sofort, mein Kleiner!<<, scherzte Maxx, >>Sofort!<<

Er griff einen großen, roten Hebel an der Decke des engen Raumes.

>>Bist du soweit, der Erde hallo zu sagen?<<, fragte Maxx, bereit den Hebel herunter zu drücken.

Jorg nickte nur, >>Natürlich, nun mach schon!<<

Maxx riss mit voller Kraft den Hebel nach unten. Keinen Augenblick zu spät, denn die Luft im Inneren war nach dem Absaugen der Flüssigkeit, unerträglich geworden und die zwei Männer mussten so schnell wie möglich an die Luft. Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Meteor in zwei Teile. Die Sprengvorrichtungen zerteilten ihn genau in der Hälfte und die beiden Männer stürzten durch Funkenregen und Rauchschwaden hinaus auf den Boden der Erde. Die beiden Schalen des Meteors fielen lautstark zu Boden, Steinbrocken von der Kruste des Meteors sprangen ab und flogen überall umher. Jorg lag auf dem schlammigen Boden und kam langsam zur Besinnung. Die cryogene Flüssigkeit, die aus dem Inneren nach draußen in den Krater gedrückt wurde, hatte den Boden aufgeweicht und in eine Schlammlandschaft verwandelt. Darin lagen nun die zwei Männer. Hustend und prustend begannen sie sich langsam zu erheben, gezeichnet von den Strapazen der langen Reise, die sie hinter sich hatten.

>>Ich glaube es einfach nicht!<<, sagte Jorg nun, >>Wir haben es doch tatsächlich geschafft!<<

>>Hast du etwa an meinen genialen Plan gezweifelt, Mann?<<, gab Maxx daraufhin leicht pikiert aber im freudigen Ton zurück.

>>Ich doch nicht!<<, erwiderte Jorg daraufhin, ohne sich dabei ein Lächeln verkneifen zu können.

Nun verzog sich auch endlich der Rauch, den die Sprengung hervorgerufen hatte und die Männer konnten sich zum ersten Mal richtig umsehen. Es war wirklich ein unglaubliches Gefühl. Sie waren doch tatsächlich auf dem Planeten Erde. Die Welt von der alle Menschen abstammten. Selbst Jorg und Maxx.

>>Unglaublich!<<, erwähnte Jorg, mehr zu sich selbst, um diesen großartigen Augenblick gebührend begegnen zu können, >>Wir sind auf der Erde!<<

Maxx trat an seine Seite und sprach, >>Ja, der Ursprung allen Übels.<<

Daraufhin konnte Jorg nur mit seinem Kopf nicken.

>>Ja! Der Ursprung allen Übels. In der gesamten Galaxis!<<

Erst nachdem sie diese Wörter laut ausgesprochen hatten, drehten sich die zwei Männer um und schauten den Kraterrand hinauf. Und was sie dort entdeckten, erschrak sie so sehr, dass sie fast gleichzeitig zusammenzuckten. Oben, am Rande des Kraters standen drei Personen. Ganz eindeutig Menschen, die im Augenblick genauso verblüfft in den Krater schauten, wie Jorg und Maxx zu ihnen nach oben. Es war ein alter Mann und ein junger Mann, sowie eine junge Frau, die da oben standen und nicht glauben konnten was sie da vor sich sahen.

Mia Tons war bereits seit einiger Zeit verschwunden und Irvin und seine beiden Gefährten versuchten noch immer zu begreifen, warum man sie dafür ausgewählt hatte, hier zu bleiben, um diesen Krater aufzufüllen. Die Schwebebagger, zwei Stück an der Zahl, waren auch schon abgeliefert worden und standen nun bereit neben dem Kraterrand, nachdem sie ein Transportshuttle hier vor wenigen Minuten abgesetzt hatte.

So standen die drei nun hier am Kraterrand und wussten nicht, was sie tun sollten, sie waren völlig überfordert mit dieser neuen Situation, in die man sie gesteckt hatte. Dazu kam noch die Tatsache, dass keiner von ihnen einen solchen Bagger bedienen konnte. Wie also sollten sie diesen riesen Krater so einfach zuschütten? Das war die Frage, die sie sich stellten. Doch dann, ganz plötzlich gab es ein lautes Zischen, mitten aus dem Krater. Die Geräusche kamen direkt aus dem Meteor und mit einem Mal schoss aus etlichen winzigen Löchern, die niemand zuvor bemerkt zu haben schien, eine klare Flüssigkeit nach draußen. Innerhalb weniger Sekunden war der gesamte Grund des Kraters damit angefüllt und das Erdreich verwandelte sich zu Schlamm. Irvin, Sarah und Orlando starrten wie gebannt auf das, was direkt vor ihren Augen geschah und begriffen jetzt rein gar nichts mehr. Was war das bloß für ein seltsamer Meteor? Keiner der drei sagte auch nur ein Wort, so gespannt blickten sie auf das Schauspiel unter ihnen. Bis plötzlich die Hölle erneut über sie losbrach. Mit einer gewaltigen Explosion sprang der ganze Brocken auseinander, so heftig wie der Einschlag einer Abwehrgranate. Gesteinsfetzen schossen mit unglaublich hoher Geschwindigkeit durch Luft und schlugen in den Kraterrand ein. Irvin und die Seinen konnten gerade noch auf der anderen Seite in Deckung gehen, indem sie sich, zum zweiten Mal an diesem Morgen, auf den Boden warfen. Wieder wurden sie mit kleinen wie auch mit großen Gesteinsbrocken, Erde und Staub überschüttet. Aber auch dieser Knall war so schnell vorüber, wie er gekommen war, denn sofort danach kehrte wieder Ruhe ein. Langsam erhob sich zuerst nur Orlando und schaute ganz vorsichtig über den Rand. Außer Rauch sah er nichts. War der Brocken vielleicht geplatzt wegen eines zu schnellen Temperaturwechsels? Wenn das der Fall gewesen wäre, dann konnten die Leute von Glück reden, dass er nicht explodierte, als die ganze Menschenmenge im Krater stand, um den Brocken zu berühren. Auch Sarah und ihr Grandpa erhoben sich nun und schauten mit Orlando zusammen über den Rand, konnten aber genauso wenig erkennen wie er allein. Noch immer war alles mit dichtem weißem Rauch angefüllt und es dauerte noch einige Sekunden, bis er sich schließlich endlich verflüchtigte. Als er sich dann aufgelöst hatte, trauten die drei ihren Augen nicht. Das, was sie da vor sich sahen, hatten sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Da lagen doch tatsächlich zwei Körper am Boden, direkt im tiefen Matsch. Und sie fingen an, sich zu bewegen. Sie standen wirklich auf. Es waren ohne jeden Zweifel Menschen. Und als sie sich zu ihnen umdrehten, erschraken sie so heftig, dass sie beinahe wieder rückwärts in den Schlamm gefallen wären. Keiner der Anwesenden wusste, wie er reagieren sollte und so entstand eine Pause, die gut und gerne ein oder sogar zwei Minuten gedauert hat. Bis endlich einer dieser zwei Männer aus dem Meteoriten seinen Arm hob und begann zu den Menschen am Kraterrand zu sprechen.

>>Sind wir hier in der Fabrik?<<, fragte er ganz langsam sprechend, als hätte er es mit Idioten zu tun, die man ganz vorsichtig behandeln musste, da sie vielleicht sonst nichts von dem verstehen würden, was man zu ihnen sprach. Irvin war der Erste, der ganz gefasst reagierte und sagte, >>Sie sind hier im Wohnkomplex B. für Burren.<<

Die beiden Männer aus dem Brocken schauten sich verwirrt an und schienen über die letzten Worte nachzudenken.

>>Sind wir hier auf dem Fabrikkomplex?<<, wiederholte der eine seine Frage, >>Der Fabrik der Zeitmaschinen?<<

Irvin nickt mit seinem Kopf.

>>Ihr seid hier auf der Arbeiterinsel!<<, sagte er jetzt schon in einem wesentlich gelassenerem Tonfall als zuvor. Er schien zu merken, dass dies da unten zwei ganz normale Menschen waren, von denen keine unmittelbare Bedrohung ausging.

>>Sagen sie mal… <<, begann nun Orlando auf seine arrogante Art zu sprechen, >>…kommen sie etwas aus dem Ding da?<<

Dabei zeigte er auf die zwei auseinander gebrochenen Hälften, die von dem Gesteinsbrocken aus dem Weltall übrig geblieben waren. Einer dieser Männer nickte daraufhin bestätigend mit seinem Kopf als Zeichen dafür, dass es so war. Sie kamen aus dem Meteor. Aus einem Meteor direkt auf die gute alte Mutter Erde.

>>Das kann doch nicht wahr sein!<<, flüsterte Irvin zu sich selbst, denn das was sie alle hier, in genau diesem Augenblick erlebten, war unter Garantie einmalig.

>>Sehr schön.<<, sagte plötzlich der andere der zwei Männer im Krater, >>Gut, dass wir sie getroffen haben! Wir könnten nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit ihre Hilfe brauchen.<<

Jetzt war diesen drei Bewohnern des Wohnkomplexes B. für Burren die Verwunderung erst recht ins Gesicht geschrieben, denn damit hatten sie am allerwenigsten gerechnet.

Dieser Tag schien nun immer merkwürdiger zu werden.

Die Fabrik der Zeitmaschinen

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