Читать книгу Die Fabrik der Zeitmaschinen - Nils Doescher - Страница 22
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ОглавлениеMia Tons saß zur selben Zeit noch immer in dem Unterschallshuttle und war auf Grund der langen Flugzeit extrem genervt.
Doch endlich erschien der Copilot aus dem Cockpit, ging auf Mia zu und beugte sich zu ihr nieder.
>>Miss Tons<<, sagte dieser so freundlich wie nur möglich, >>Wir werden in einer Minute landen.<<
>>Das wurde aber auch Zeit.<<, giftete sie den jungen Mann an, >>Ist der Meteorit bereits eingeschlagen?<<
>>Jawohl Miss Tons, genau an der berechneten Stelle.<<
>>Gibt es Satellitenaufnahmen?<<
>>Nein, Miss Tons. Zu viele Wolken am Himmel. Wie Immer.<<
Mia schaute den Copiloten böse an, als ob er etwas Beleidigendes zu ihr gesagt hätte. Sie konnte vorlaute Menschen einfach nicht ausstehen, die ihre Autorität bezweifelten oder auch nur auf irgendeine erdenkliche Art und Weise in Frage stellten. Der Copilot war allerdings schlau genug, er wusste wie mit dieser Frau umzugehen war.
>>Wir haben allerdings sofort nach dem Aufprall die gesamte Gegend mit Thermosensoren abgescannt.<<, sagte er sofort darauf, um Mia zu beruhigen, >>Der Brocken landete genau im Wohnkomplex B. für Burren.<<
Doch wieder schaute Mia den Copiloten an, mit einem Blick, der gar nicht böser hätte sein können.
>>Natürlich ist er dort aufgeschlagen.<<, sagte sie kühl, >>Wo denn auch sonst?<<
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, verließ der Copilot wieder den Fahrgastraum und ging zurück in sein Cockpit.
Direkt darauf begann das Shuttle mit dem Landeanflug, um nur Sekunden später durch die Wolken zu brechen und auf die Erde zuzurasen. Mia blieb während dieses gesamten Flugmanövers, welches von vielen anderen Menschen als sehr schnell und ruppig angesehen wird, absolut ruhig auf ihrem Platz sitzen. Sie krallte sich zwar in ihrem Sitz fest, aber ihr Puls beschleunigte sich nicht ein bisschen. Dann, als endlich der Erdboden in Sichtweite kam konnte Mia, als sie einen Blick aus dem Fenster warf, den Einschlagsort des Meteoriten erkennen. Mia wollte ihren Augen nicht trauen. Was um alles in der Welt machten denn die vielen Leute da unten? Um den Krater, den der Brocken gerissen hatte, haben sich doch tatsächlich Hunderte von Menschen versammelt.
Mussten denn diese Idioten um diese Zeit nicht in der Fabrik arbeiten? schoss es Mia durch den Kopf. Das konnte doch nicht war sein. Mia musste handeln, dass war ihr vollkommen bewusst, also stand sie auf und betrat das Cockpit noch im Landanflug.
Als das Shuttle endlich direkt neben dem Krater aufsetzte, nachdem die Menschenmenge Platz gemacht hatte, gab der Pilot sofort eine Ansage durch die Außenlautsprecher bekannt. Prompt in dem Augenblick, da sich die Tür zum Fahrgastraum öffnete und Mia Tons mit wichtigtuerischem Gehabe die Treppe heruntergelaufen kam. >>Verlassen sie auf gar keinen Fall das Gelände!<<, dröhnte die Stimme des Piloten durch den verwüsteten Wohnkomplex, >>Ich wiederhole! Verlassen sie auf gar keinen Fall das Gelände! Es besteht die Gefahr der Verseuchung.<<
Ein Raunen ging durch die Menge. Erstens wegen dieser seltsamen Ansage und zweitens, welches wohl für alle ein viel beunruhigender Grund war, dass die Sicherheitsbeauftragte aus der Hauptzentrale, Mia Tons, soeben hoch erhobenen Hauptes aus dem Shuttle stieg. Diese Frau war auf dem gesamten Fabrikgelände bekannt. Bekannt und auch unbeliebt wegen ihrer harten Vorgehensweise.
Als ob ihr absolut nichts geschehen könnte, drängelte sie sich durch die Menschenmasse und schubste dabei rücksichtslos alle beiseite, die ihr im Weg standen.
Im Hintergrund plärrte noch immer die Stimme des Piloten durch die Lautsprecher, die vor einer Verseuchung warnen sollte. Ein genialer Schachzug von Mia Tons. Somit verhinderte sie ganz einfach, dass die Menschen, nachdem man sie erblickte, einfach aus Angst vor ihr zu fliehen begannen. Eine unangenehme Sache, die in der letzten Zeit immer öfters geschah, die Mia aber innerlich dennoch erfreute. Es bereitete ihr eine gewisse Freude mit anzusehen, wenn andere Menschen Angst vor ihr hatten. Das bewies, dass sie ihre Arbeit sehr gut erledigte.
Doch hier und heute sollten diese Blödmänner nicht vor ihr weg rennen, und der Grund dafür war tatsächlich der, den der Pilot immer wieder durch die Lautsprecher heraus posaunte. Was wenn dieser Meteor tatsächlich, einen möglicherweise tödlichen Virus aus dem Weltall in sich trug? Im schlimmsten Fall könnten die Arbeiter infiziert werden und eine Krankheit in das Fabrikgelände schleppen, die früher oder später alle Menschen auf der Erde dahinraffen würde. Eine Vorstellung von geradezu katastrophaler Auswirkung. Die Produktion der Zeitmaschinen könnte völlig zum Erliegen kommen und die Menschheit könnte dann einpacken. Sie würde ihr wichtigstes Handelsgut verlieren. Ihr Handelsgut mit dem die Menschen nun schon über fünftausend Jahre lang die Beherrscher dieser Galaxis sind. Und genau aus diesem Grund sollte jetzt keiner dieser Menschen hier in Panik geraten und verschwinden.
Mia ging bis zu dem Rand des Kraters und blieb dort abrupt stehen.
>>Ich werde jetzt einen Virenscann durchführen!<<, brüllte sie autoritär in die Menge, >>Erst danach werden wir wissen, ob von diesem Meteor eine Gefahr der Erkrankung durch Viren ausgeht oder nicht.<<
>>Wie konnte dieser Meteor überhaupt hier aufschlagen?<<, brüllte eine Stimme zurück. Vom wem sie kam konnte Mia nicht feststellen.
>>Warum wurde er denn nicht abgeschossen?<<, fragte daraufhin sofort eine zweite, ebenso freche Stimme.
Mia glaubte nicht richtig zu hören. Was war hier los?
>>Haltet euer Maul, verdammt noch mal!<<, schrie sie wütend zurück, ohne auch nur die Spur von Angst zu zeigen, >>Ich scanne jetzt diesen scheiß Meteor ab!<<
Mia merkte, dass dies geholfen hatte, es wurde still.
Die verstummte Menge erwies ihr wieder den Respekt, den sie auch verdient hatte. Jetzt konnte sie mit ihrer Arbeit beginnen, sie beförderte einen kleinen schwarzen Stift aus der Seitentasche ihres Overalls und hielt dessen Spitze genau in den Krater vor ihr. Mit einem leichten Druck auf der Seite dieses Stiftes aktivierte sie ihn und innerhalb von zwei Sekunden scannte ein winzig dünner, roter Lichtstrahl die Oberfläche des Gesteinsbrockens ab. Es dauerte ebenfalls nur wenige Sekunden bis das Ergebnis dann auf einem kleinen Display an der Seite des Stiftes abzulesen war.
Keine bekannten oder unbekannten, dem Menschen
gefährliche Viren erkennbar.
Hieß es da.
Mia schaltete den Scanner wieder ab und ließ ihn zurück in ihre Tasche gleiten.
>>Und? Was ist nun?<<, wagte jemand ganz vorsichtig neben Mia zu fragen. Sie drehte sich so plötzlich zu dieser Stimme um, dass die Menschen erschraken. Dann begann die Sicherheitsbeauftragte süffisant zu lächeln, als ob sie der Liebling aller wäre und sprach, >>Es besteht absolut keine Gefahr.<<
Sofort danach stieg sie auf den höchsten Punkt, der ihr der Kraterrand bieten konnte, um noch besser gesehen zu werden.
>>Es besteht keine Gefahr!<<, schrie sie so deutlich, wie sie nur konnte, >>Gehen sie jetzt sofort zu ihren Schnellbussen, die sie dann endlich zu ihrer Arbeit bringen werden!<<
Die Menschen wussten allem Anschein nach nicht, wie sie reagieren sollten, sie schauten sich gegenseitig nur verdutzt an.
>>Na los schon!<<, schrie Mia erneut, >>Auf zur Arbeit, ihr faulen Schweine!<<
Das hatte gesessen, denn jetzt bewegten sich die Menschen von dem Krater weg und begannen damit ihren gewöhnlichen Weg zur Arbeit wieder aufzunehmen. Mia schaute zufrieden von ihrem erhöhten Standort aus zu, wie die Untergebenen ihr gehorchten. Innerhalb von wenigen Minuten war Ruhe und Frieden auf dem Gelände eingekehrt und alle Menschen schienen verschwunden zu sein. Bis auf drei Gestalten, die noch immer im Krater neben dem Meteor standen und jetzt als letztes damit begannen den Rand hinaufzusteigen, genau auf Mia Tons zu.
Ein alter Mann, bestimmt schon über hundert Jahre alt, ein junger Mann, dessen Gesichtsausdruck von Arroganz nur so durchzogen war, sowie eine ebenso junge Frau waren es, die sich, so wie es aussah, nicht der Menge anschließen wollten. Diese drei Gestalten kamen auf Mia zu und blieben direkt vor ihr stehen.
>>Und?<<, fragte sie wütend, >>Was wollt ihr?<<
Der Alte begann als Erster zu sprechen, >>Nun, wir haben unser Haus verloren als dieser Meteorit hier einschlug.<<
>>Genau wie ich!<<, giftete der Jüngere sofort hinterher.
Mia glaubte nicht richtig zu hören. Was für einen Ton erlaubte sich dieser Abschaum hier?
>>Und, was geht mich das an?<<, sagte sie zu ihnen, >>Dann baut eure erbärmlichen Hütten doch wieder auf! Aber nach Feierabend, wenn ich bitten darf.<<
Mia war schon im Begriff sich umzudrehen und wieder zu verschwinden, denn für sie war die Sache damit gegessen, aber diese Leute ließen nicht locker.
>>Und wovon sollen wir unsere, wie sie so schön sagen, erbärmlichen Hütten wieder aufbauen?<<, sprach wieder der Alte. Glaubte er vielleicht, weil er schon so alt war, dass er nichts mehr zu verlieren hatte? Mia stieg die Zornesröte ins Gesicht. Sie fand solche Leute einfach zum Kotzen. Sie drehte sich zu den dreien um und schlug dem Alten mit voller Wucht ihre Faust ins Gesicht. Der Alte fiel um und die junge Frau an seiner Seite, irgendeine dumme Schlampe, fing an zu kreischen.
>>Grandpa! Grandpa, bist du in Ordnung? Geht es dir gut?<<
Der junge Kerl wollte doch tatsächlich im ersten Augenblick, so schien es, einen Schritt auf Mia zugehen. Wollte er etwa zurückschlagen? Der Alte kullerte zur selben Zeit wieder den Krater runter und die junge Frau kreischte noch immer, >>Grandpa, Grandpa!!!<<
>>Das war nun wirklich nicht nötig!<<, schrie der junge Mann Mia an.
>>Was nötig ist und was nicht, dass entscheide noch immer ich!<<, schrie Mia daraufhin noch lauter als zuvor und verwies den Mann, bei dem es sich um Orlando handelte, in die Schranken.
>>Was soll das hier werden?<<, keifte sie dann weiter, >>Wollt ihr etwa alle von der Erde verwiesen werden?<<
Vorsichtshalber zog sie ihre Dienstpistole aus ihrem Halfter und richtete sie auf die drei Personen. Drei Personen, die keine Angst vor Mia Tons zu haben schienen, so unglaublich es auch sein mochte.
>>Verdammt noch mal!<<, brüllte jetzt die junge Frau mit Tränen in den Augen vom Kraterboden herauf, >>Wir wollen doch nur unsere Hütten wieder haben!<<
>>Richtig!<<, hakte Orlando nach, >>Wir haben alles verloren!<<
Es entstand absolute Stille, nur das Wimmern der Frau, die ihren Großvater auf die Beine half war zu vernehmen. Mia musste überlegen was nun zu tun war. Die Situation war für sie mehr als unnormal. Dabei war die Lösung doch ganz einfach und logisch.
>>Hört mir zu!<<, sagte Mia nun in einem etwas ruhigeren und freundlicheren Ton, den sie sich in diesem Augenblick selber nicht erklären konnte, >>Ihr geht jetzt auf der Stelle zur Arbeit und wenn ihr heute Nacht zurückkommt, dann baut ihr euch eure Buden gefälligst wieder auf! Habt ihr das verstanden?<<
So, nun glaubte sie wieder die Oberhand gewonnen zu haben. Ja. Mia Tons war wieder da, so wie man sie kannte und nicht anders. Und es schien Wirkung zu zeigen, keiner der drei sagte noch ein Wort, auch nicht dieser äußerst freche Typ, der auf sie zu stürmen wollte. Das Hervorziehen der Waffe schien Wirkung zu zeigen.
Nur langsam krochen der Alte und die junge Frau den Kraterrand hoch. Der andere Junge kam ihnen helfend entgegen.
>>Sarah, Irvin, wartet ich helfe Euch!<<, sagte dieser dabei und griff sich ebenfalls den alten Mann, um ihm nach oben zu helfen.
>>Danke, Orlando.<<, sagte dieser mit zittriger Stimme, >>Es geht schon wieder!<< Als er dabei nach oben schaute und Mia auf dem Rand stehen sah, hätten seine Augen gar nicht hasserfüllter sein können.
>>Was ist bloß los mit Euch?<<, sagte Mia, >>Freut Euch doch lieber, dass ihr dieses wundervolle Privileg besitzt und auf der guten alten Mutter Erde leben dürft!<<, dabei steckte sie ihre Waffe wieder ins Halfter zurück. Niemand sagte noch etwas. Die drei kamen endlich den Rand hinauf und gingen ohne ein Wort zu sagen an der grausamen Sicherheitsbeauftragten vorbei, um dann endlich zu den Bussen zu gehen, falls sie nicht schon längst abgefahren waren.
Mia schaute ihnen noch hinterher, und musste über dieses fast schon aufrührerische Verhalten nachdenken. In den letzten Jahren ist das Benehmen der Arbeiter einfach immer schlimmer geworden. Sie konnte es einfach nicht verstehen.
Ein undankbares Scheißpack!, mehr ging ihr nicht durch den Kopf. Genau in diesem Moment trat der Pilot des Shuttles neben sie.
>>Miss Tons<<, sagte dieser vorsichtig. Sie drehte sich wortlos zu ihm um.
>>Wir haben einen Holospruch von der Hauptzentrale bekommen.<<
>>Und?<<, fragte Mia gereizt, >>Was wollen die?<<
>>Nun.<<, gab dieser zur Antwort, >>Bei dem Aufprall ist auch der Sicherheitszaun zerstört worden, und die in der Zentrale sagen nun, dass alle Spuren zu beseitigen sind und der Zaun wieder aufzurichten ist.<<
Auch das noch! Da war wieder dieser Brechreiz in Mia Tons. Diese verdammten Zäune machten immer nur Ärger. Alle Zäune, die auf dem Fabrikationsgelände errichtet wurden, waren mit Sensoren ausgerüstet um Ein- oder sogar Ausbrechern auf die Schliche zu kommen. Obwohl ein Einbruch natürlich unmöglich war, da kein fremdes Raumschiff ohne ausdrückliche Genehmigung auf der Erde landen konnte. Und diejenigen, die so dumm waren und es trotzdem versuchten, wurden von den Kanonen der Weltraumüberwachung verdampft. Das einzige Mal in der Geschichte dieser Fabrik, das irgendetwas aus dem Weltraum hier unten landete, war dieser Meteor, der hier am heutigen Tage einschlug. Nur leider schien er sein wahres Ziel verfehlt zu haben. Diese drei Unruhestifter hier zum Beispiel, die ihre Behausungen verloren hatten, hätten besser in ihnen drinnen sein sollen als der Brocken aufschlug. Aber das war ja nun auch völlig egal, die einzig wahre Tatsache blieb auch weiter bestehen. Niemals ist es bis jetzt jemanden gelungen in das Fabrikgelände einzudringen. Den wenigen Ärger, den diese Zäune immer wieder machten, waren nur diese Arbeiter, die mit ihrem Leben nicht zufrieden waren und tatsächlich immer wieder zu fliehen versuchten. Mia Tons konnte es einfach nicht fassen. Sollte sie jetzt etwa den Zaun wieder aufbauen? Was denken sich denn diese Spinner in der Zentrale?
>>Dieser Zaun soll also wieder aufgebaut werden?<<, fragte sie den Piloten.
>>Jawohl Miss Tons!<<, antwortete dieser erneut, >>So haben es die in der Zentrale befohlen. Sie persönlich sollen sich darum kümmern.<<
Mia lachte auf. Na klar, ich hol mir gleich eine Schaufel und fange an zu graben! Sie dachte nach und schaute dabei den drei Unruhestiftern zu, die sich immer weiter von dem Krater entfernten, auf dem Weg zu den Bussen. Da kam ihr die Idee.
Mia drehte sich zu dem Piloten, der noch immer neben ihr stand und fauchte ihn an, >>Holen sie diese drei Leute da zurück!<< Dabei zeigte sie mit ihrer rechten Hand auf den alten Irvin, Sarah und den jungen Orlando, die schon fast das Ende der Straße erreicht hatten.
>>Ich, ich verstehe nicht was sie meinen!<<, stammelte der Pilot vorsichtig, um bloß keinen Wutausbruch bei Mia Tons hervorzurufen, aber dafür war es natürlich jetzt zu spät. Die Sicherheitsbeauftragte ging hoch wie ein Vulkan.
>>Verdammt noch mal sie Idiot!<<, schrie sie den Piloten an, >>Sie sollen diese drei Gestalten da hinten wieder hierher zurückholen, was ist denn daran so unverständlich gewesen?<<
Um bloß nicht noch mehr Ärger zu bekommen, rannte der Pilot so schnell er nur konnte die zerstörte Straße entlang, den dreien hinterher.
Nun war Mia wieder für sich allein, sie wollte diesen kurzen Augenblick der Ruhe selber nutzen und drehte sich zu dem Krater um, dabei schaute sie sich den Brocken noch einmal ganz genau an. Es schien absolut nichts Besonderes an diesem Meteoriten zu sein. Er war wie alle anderen auch, nur ein Stück Gestein das aus dem Weltraum hier gelandet war. Trotzdem beschloss Mia sich dieses Ding einmal genauer anzusehen und begann den Abstieg in den Krater. Nach nur wenigen Sekunden war sie unten angekommen und blieb vor ihm stehen.
Verdammt noch mal, das Ding ist ja schon völlig erkaltet! Woran konnte es liegen? Mia dachte darüber nach, ob es sich hierbei vielleicht um eine Sorte Gestein handelte, die es bisher noch nie gegeben hat. Weder auf der Erde, noch im großen und mächtigen galaktischen Imperium der Menschen. Eigentlich war diese Annahme ziemlich unlogisch, die Menschen hatten das Universum so genau erforscht, dass es keine nennenswerten Entdeckungen mehr zu machen gab. Aber vielleicht war es ja doch ein neues Gestein, mit dem sie es hier zu tun hatten. Langsam und vorsichtig berührte Mia die Oberfläche und musste erschrocken feststellen, dass sie schon völlig erkaltet war. Nicht einmal mehr warm. Das war doch wirklich unmöglich! Das konnte nur an der Beschaffenheit des Gesteins liegen. Und somit kam Mia auf eine glänzende Idee. Sie griff ein zweites Mal in die Tasche ihres Overalls und holte erneut den Scanner hervor. Diesmal stellte sie ihn aber nicht auf die Abtastung von Viren ein. Nein. Diesmal drehte sie das kleine Einstellrädchen am Ende des Stiftes auf Gesteinsanalyse. Und ein weiteres Mal scannte Mia Tons an diesem bewölkten Morgen den Meteor, der hier auf der Arbeiterinsel niedergegangen war, ab. Nachdem der dünne, rote Lichtstrahl erneut über den Brocken gewandert war, zeigte das Display diesmal Folgendes an:
Daten gespeichert.
Sofort analysieren
oder
Verschicken an....
Bitte Option wählen
Nun, nachdem Mia dies abgelesen hatte, machte sie, die so gescheite und unfehlbare Sicherheitschefin den entscheidenden Fehler. Einen Fehler, den nicht nur sie bis zum Ende des Tages bereuen würde, sondern einen Fehler für den die gesamte Menschheit bezahlen würde. Noch an diesem Tage.
Sie beschloss die Analyse erst später durchzuführen, bei sich zu Hause am heimischen Holobildschirm, im eigenen Wohnbereich. Denn, ob dieser Meteor nun von Wert war oder auch nicht, dass wäre für sie im Moment völlig egal. Genauso egal wie für alle Vorgesetzten in der Chefetage. Niemand interessierte sich heutzutage noch für langweilige Meteoriten aus dem All. Mia wollte sich einfach nur nachher, wenn sie wieder zu Hause war und sich ausgeruht hatte, aus reiner Langeweile den Gesteinsbrocken von innen ansehen. Wie hätte sie denn auch ahnen können, was sich in Wirklichkeit in ihm befand, und vor allem, wie hätte sie denn ahnen sollen das dieses Ding hier, nicht einmal ein Meteorit war.
Also wählte sie die Option:
Verschicken an....
Dabei gab sie die private Adresse ihres Holografischen Rechners an, der in ihrem Schlafzimmer am Ende des Bettes stand. Weit von hier entfernt im Wohnbereich London Süd. Sie bestätigte diese Eingabe, die Daten wurden übermittelt und Mia steckte den Scanner wieder in die Tasche ihres Overalls zurück.
Wie dumm von ihr.
Irvin war noch ganz benommen von dem Schlag ins Gesicht, die linke Wange noch immer ganz rot.
>>Diese Tons ist eine fürchterliche Person.<<, beschwerte sich Sarah leise bei ihrem Grandpa. Orlando ging einfach still neben ihnen her und dachte sich seine Antwort, die er Mia am liebsten ins Gesicht geschleudert hätte. Was sollten sie jetzt bloß tun? Ihr Leben war sowieso schon schlimm genug und jetzt hatten sie auch noch das Wenige verloren, das sie besaßen; ihre kleinen kargen Hütten, in denen sie lebten. Nichts war von ihnen übrig geblieben und man half ihnen nur durch die Tatsache, dass man sie zur Arbeit schickte. Noch deprimierter hätten diese drei Menschen gar nicht sein können als plötzlich die Stimme des Piloten hinter ihnen erklang.
>>Bleiben sie stehen!<<, schrie er völlig außer Atem, >>Sofort!<<
Die drei blieben auch sofort stehen und drehten sich zu dem Mann um, der da so schnell angerannt kam und sichtlich mit schweren Seitenstichen zu kämpfen hatte, da er wohl ziemlich untrainiert zu sein schien. Wie ein wilder Bulle schnaufend blieb er vor ihnen stehen, und erzählte ihnen, dass sie sofort zu Miss Mia Tons zurückzukehren hätten. Die Angst in Sarahs Augen hätte nicht größer sein können.
Was hatte dieses teuflische Weibsbild denn noch vor? Wollte sie etwa ihrem Großvater noch eine weitere Tracht Prügel beziehen lassen? Zuzutrauen war es ihr in jedem Fall. Nur zögerlich fingen die drei an, den Weg wieder zurück zugehen. Was nun aus ihrem Bus werden sollte, dass wagten sie gar nicht erst zu fragen.
Langsam aber sicher näherten sie sich wieder dem Krater, der Pilot schnaufte dabei hinter ihnen her wie ein getretener Köter. Als sie den Rand des Krater erneut erreichten, kam gerade, wie auf ein Stichwort Mia Tons heraus geklettert.
>>Aha!<<, sagte sie zu ihnen, >>Da sind die Unruhestifter ja wieder.<<
Selbstsicher stemmte sie ihre geballten Fäuste in die Hüften und lächelte dabei so arrogant, wie noch niemals zuvor es einer der Arbeiter bei ihr gesehen hatte.
>>Ich habe einen wichtigen Auftrag für Euch!<<, begann sie zu erklären, >>Ihr bekommt jetzt von mir die Aufgabe, diesen Krater hier zuzuschütten! Mitsamt dem Meteoriten in ihm.<<
Irvin schaute erst zu Sarah und dann zu Orlando, als habe er nicht richtig verstanden was er da gerade eben gehört hatte.
>>Wie bitte?<<, fragte er vorsichtig, aber Mia schien ruhig zu bleiben.
>>Und wie sollen wir das anstellen?<< hakte, wie fast immer, Orlando nach, >>Etwa mit unseren Händen?<<
Mia Tons blieb noch immer freundlich und sagte daraufhin nur, >>In ein paar Minuten treffen Schwebebagger ein, mit deren Hilfe ihr das Loch hier zuschütten werdet! Ich habe sie schon geordert!<<, erklärte sie mit gewählten Worten, >>Danach erneuert ihr den Sicherheitszaun. Die Ersatzteile werden ebenfalls geliefert. Und danach könnt Ihr zur Arbeit gehen!<<
Eine kleine Pause entstand, in der niemand etwas zu sagen wagte.
>>Ich werde eure heutige Verspätung in der jeweiligen Fabrikationseinheit bekannt geben!<<, erklärte Mia den Anwesenden.
>>Seid mir also dankbar! Ihr dürft länger zu Hause bleiben.<<, sagte sie als letzten Satz zu den Untergebenen, die noch immer völlig verdattert vor ihr standen.
Jetzt sollten sie den Krater zuschütten und brauchten tatsächlich nicht zum Arbeiten in die Fabrik? Zumindest nicht so lange diese Aufgabe hier nicht erledigt war.
Alles schien heute auf merkwürdige Art und Weise anders zu verlaufen.
Wenn sie doch nur wüssten warum?