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Charly Dühlmeyer

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Schwiers Auftritte als Film-Erklärer in der Tradition von Walter Jerven und Friedrich Martin in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre haben einen anderen Stadthagener beeinflusst, es Schwier und Elfers gleich zu tun. Karl Wilhelm Dühlmeyer wurde am 5. November 1925 in Stadthagen geboren und sollte nach den Plänen seines Vaters dessen örtliches Textilgeschäft übernehmen. Für den künstlerisch interessierten Karl Wilhelm, genannt Charly, deckte sich das nicht mit seinen Berufswünschen. Schon als Kind fühlte er sich zum Theater hingezogen. Wie Schwier besuchte er in Stadthagen die Volksschule und das Gymnasium. Das Abitur konnte er dort nicht ablegen, weil er 1942 zum Kriegsdienst in die Bretagne einberufen wurde, wo er am 8. Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft geriet. 1947 gründete er im Kriegsgefangenenlager Lorient (in der Nähe des U-Boot Hafens) eine Kulturgruppe, die auch Theaterstücke aufführte. Dühlmeyer sehnte sich danach, Schauspieler zu sein. Zeitlebens ein Autodidakt begann er in dem Metier auch ohne Abschluss des Gymnasiums und ohne Berufsausbildung seine ersten Erfahrungen zu sammeln. Da es im Lager keine Frauen gab, mussten im Gefangenentheater Frauenrollen von Männern gespielt werden.

Am Tag der Währungsreform 1948 kehrte Dühlmeyer aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurück und trat in Hannover als Chorsänger dem 1947 gegründeten Thalia-Operettentheater bei. Das war der Beginn einer ähnlich selbstbestimmten Nachkriegskarriere wie die von Schwier. Dühlmeyers wohlklingende Gesangstimme und seine schauspielerischen Fähigkeiten ließen ihn schon bald zum Operetten-Buffo aufsteigen, der beim Theaterpublikum sehr beliebt war. 1949 spielte er in Produktionen wie DER VOGELHÄNDLER den Geheimkanzlisten Schnurpel. Es folgten zahlreiche weitere Operetten-Rollen, so Fridolin in DIE ROSE VON STAMBUL, Leiblakei Iwan in DER ZAREWITSCH, Obereunuch in LAND DES LÄCHELNS, Kriminalinspektor Valdivio in CLIVIA, Kunstmaler Seppl in MASKE IN BLAU und Egon von Wildehagen in DER VETTER AUS DINGSDA, um nur einige zu nennen. Hin und wieder führte Dühlmeyer auch Regie (zahlreiche Programmhefte von Ende der 1940er-Jahre bis 1954 im Nachlass).

Im Thalia-Theater lernte Dühlmeyer die Tänzerin Christine Menzel kennen, die er später heiratete. Mit ihr bezog er 1958 in Stadthagen ein eigenes Haus, dessen Dachgeschoss er für seine andere Leidenschaft neben seiner Tätigkeit als Schauspieler zum Studio ausbaute: Film und Filmtechnik. Dort konnte er mit einem 16-mm-Projektor aus einem Vorführraum Filme auf eine Leinwand projizieren. In Zeiten, als es noch keine Filmhochschulen gab, war er auch auf dem Gebiet Autodidakt, sodass er sich unter anderem Kameratechnik selbst beibrachte. Mit seiner Arriflex-Kamera experimentierte er viel. Dühlmeyers Anfänge im Filmwesen war die Schaumburger Monatsschau, abgekürzt SMS. Er produzierte sie fürs Vorprogramm der Kinos in der Stadthagener Umgebung. Sie berichteten zum Beispiel über Einschulungen und Konfirmationen. Da Dühlmeyer sich auch im Stadthagener Filmclub engagierte, besorgte er fürs Kino gute Filme. 1959 gründete er eine Filmfirma zur Herstellung und zum Vertrieb von Filmen aller Art nebst dazugehörigen Werbefotos und Diapositiv-Serien (Bundesanzeiger vom 18. Juni 1959).

Über seinen Bruder Hermann, der das väterliche Textilgeschäft übernahm, lernte er Schwier und dessen Liebe zum Film kennen. Daher wusste er auch um Schwiers und Elfers gemeinsame Auftritte mit Stummfilmen. Man kannte einander und traf sich zu den jährlichen Stadthagener Schützenfesten. Schwier und Elfers gehörten auch zu den Hochzeitsgästen, als Dühlmeyer und Christine Menzel Ende 1956 heirateten (Interview Christine Dühlmeyer vom 26. Mai und 4. August 2015).


Charly Dühlmeyer und Werner Schwier, Schützenfest Stadthagen (Mitte der 1950er-Jahre)

Es darf gelacht werden Von Männern ohne Nerven und Vätern der Klamotte

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