Читать книгу Es darf gelacht werden Von Männern ohne Nerven und Vätern der Klamotte - Norbert Aping - Страница 33

… UND DAS IST AUCH GUT SO!

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Seit 1955 war Dühlmeyer ständig auf der Suche nach Stummfilmen, Werbematerialien für alte Filme wie Plakate und Aushangfotos sowie Schallplatten, die sich für seine Auftritte verwenden ließen. Im Laufe der Zeit hatte er einen beträchtlichen Fundus zusammengetragen und dadurch genügend Material für ein eigenes Programm neben Martins RARITÄTEN AUS DER FLIMMERKISTE. Wie angekündigt nannte er es … UND DAS IST AUCH GUT SO! Die Geschäfte waren bisher schon ausgezeichnet gelaufen. Ab November 1957 nahmen sie mit … UND DAS IST AUCH GUT SO! weiter zu, viele Termine mussten wahrgenommen werden. Daher organisierte mittlerweile Hans Werner Block aus Wesel, den Dühlmeyer bei einem seiner Auftritte kennengelernt hatte, die Tourneen. Als Pianist sollte Heinrich Müller III–IV Dühlmeyer auf der Bühne tatkräftig unterstützen (Werbung für … UND DAS IST AUCH GUT SO!). Das war aber niemand anderes als Bernstorf (Interview Christine Dühlmeyer). Er spielte nicht nur Klavier, sondern auch ein Harmonium «im Kleinstformat zur Untermalung der traurigen Piecen». Zum Programm wurden auch zeitgenössische Schallplatten zum Beispiel von Caruso auf ein altes Grammophon gelegt.

In die erste Abteilung des neuen Programms gehörten dokumentarische Streifen über ein Ruderfahrrad, bemannte Raketen-Startversuche, eine Modenschau mit Damen-Tandem, dazu einer der ersten Handlungsfilme aus der Produktion «Projektion für alle», DIE FLIEGENJAGD ODER DIE RACHE DER FRAU SCHULZE mit Eugen Skladanowsky. In der zweiten Abteilung wurde das Staraufgebot der RARITÄTEN AUS DER FLIMMERKISTE um Schauspieler wie Marcella Albani, Fern Andra, Fritzi Massari, Albert Bassermann, Max Landa und Lupu Pick erweitert. Die dritte Abteilung stellte den Slapstick in den Mittelpunkt mit Ferdinand Guillaumes italienischen Filmen TONTOLINI GEWINNT DAS GROSSE LOS und TONTOLINI IM ZIRKUS und einer anderen Produktion mit dem Titel DER BRÄUTIGAM IM MÜLLKASTEN. Abgerundet wurden Dühlmeyers Streifzüge durch den Kintopp mit Sittenbildern, Dramen und politischem Opfergang in Filmen wie DAS VERSTOSSENE HAREMSWEIB, DER LIEBENDE GREIS, VERKAUFT und ADELE, DIE DIRNE. Mit IM BAUCHE DES ALLIGATORS ODER DIE WUNDERSAME RETTUNG EINER SCHWIEGERMUTTER mussten sich die Zuschauer auf «fingernägelzerfressende Hoch-spannung» einstellen (insgesamt: Werbematerial für Dühlmeyers neues Programm). Wie bisher wurden die Streifen mit einem 16-mm-Projektor vorgeführt.


… UND DAS IST AUCH GUT SO!, 1957 Werbefoto Hartwich Bernstorf (vorn) und Charly Dühlmeyer

Nachdem Dühlmeyer und Bernstorf Monate mit … UND DAS IST AUCH GUT SO! durch das Bundesgebiet getourt waren, war die FSK auch darauf aufmerksam geworden. Anfang Juni 1958 forderte sie ihn auf, die Filme des Programms zur Prüfung vorzulegen. Daraufhin meldete sich Block für ihn, aber monatelang geschah nichts. Die Schreiben der FSK wurden immer bestimmter und erreichten, dass der Prüfantrag Ende November 1958 gestellt wurde. Ende Dezember wurde … UND DAS IST AUCH GUT SO! als Kulturfilm für Kinder ab sechs Jahren freigegeben (Schriftverkehr ab Juni 1958, Antrag und Freigabebescheinigung in FSK-Akten Nr. 18 729-S).

Der Zuspruch der Zuschauer war groß. Mit beiden Programmen setzte Dühlmeyer den Tournee-Betrieb bis 1963 fort. Rückenwind bekam er möglicherweise durch Schwiers TV-Serie ES DARF GELACHT WERDEN, die seit September 1961 in einem Ambiente auf den Bildschirmen zu sehen war, das zu den Live-Auftritten passte. Bei den jahrelangen Tourneen waren Ermüdungserscheinungen jedoch nicht ausgeblieben. Dühlmeyer suchte nach Möglichkeiten, sein filmisches Interesse vielfältiger ausleben zu können und auch nach mehr beruflicher Sicherheit. Daher gab er das Tourneeleben auf und wurde freier Mitarbeiter des NDR in Hannover. Für den Sender drehte er fortan kleine Filme und Reportagen. Dabei war zum Beispiel seine Ein-Mann-Schau DIE MODERNEN MÄRCHENERZÄHLER, mit dem er in 16 Kapiteln die heutige Werbung auf die Schippe nahm (gesendet im ARD-Hauptprogramm am 14. Juni 1970). 1973 wurde er Produktionsleiter im Funkhaus Hannover, arbeitete aber auch weiterhin als Regisseur regionaler und überregionaler TV-Produktionen. Trotz jahrelanger Tätigkeit für den NDR war er auch jetzt immer noch freier Mitarbeiter, und der Sender sperrte sich gegen seine Festanstellung. Um diese musste Dühlmeyer kämpfen. Er erreichte sie nur durch einen Arbeitsgerichtsprozess, der bis in die zweite Instanz zum Landesarbeitsgericht Niedersachsen geführt wurde. 1984 sollte er die Leitung des Funkhauses Hannover übernehmen und einen sogenannten Ier-Vertrag des NDR erhalten. Dazu kam es nicht mehr. Dühlmeyer starb am 12. Februar überraschend während einer Kur in Bad Wiessee im Alter von nur 58 Jahren (Interview Christine Dühlmeyer nebst Unterlagen).

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