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ABENTEUER MIT RIDOLINI. FILM-GROTESKEN AUS DER STUMMFILMZEIT

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DDR1 1975. 14 Folgen, 3.1.–8.8.1975

P DDR1; B Joachim Loeb; R Frau Nonnewitz; Red Karl-Heinz Busch. Normalfilm. Weitere Details unbekannt.

Die Serie stand nicht zur Verfügung.

Nach den zwölf Ridolini-Filmen von Larry Semon in der bundesdeutschen Serie GRIPS & TRICKS. EIN PROGRAMM FÜR KINDER von 1973 war die DDR-Serie ABENTEUER MIT RIDOLINI. FILMGROTESKEN AUS DER STUMMFILMZEIT die zweite Serie mit Larry-Semon-Grotesken. Sie war aber die erste deutsche TV-Serie ausschließlich mit seinen Filmen. Auch in der 80-teiligen ZDF-Serie MÄNNER OHNE NERVEN waren ab dem 7. November 1975 nur verstreut 15 seiner Streifen zu sehen, ehe Semon bei B3 im Sommer 1980 unter dem Titel ABENTEUER MIT LARRY seine erste und einzige bundesdeutsche Serie erhielt. Denn trotz vieler Folgen in der KLAMOTTENKISTE war er nicht der einzige Star dieser Serie. Ähnlich wie die LAUREL UND HARDY-SERIE OHNE SERIENTITEL 1974 bei DDR1 knüpfte wohl auch die neue Serie ABENTEUER MIT RIDOLINI an die beliebten Slapstickserien des ZDF an.

Nach den Redaktions-Unterlagen war Joachim Loeb der für die Serie verantwortliche Dramaturg, Frau Nonnewitz führte Regie. Die Gestaltung der Serie, ihre Präsentation und ihr Verbleib sind nicht dokumentiert. Aus den Andeutungen in Ansage- und Pressetexten, die über die beliebigen Sendetitel hinausgehen, lässt sich der filmische Inhalt der Serie aber weitgehend rekonstruieren.

In der Ansage-Empfehlung zur ersten Folge AUF FREIERSFÜSSEN schrieb Redaktionsleiter Karl-Heinz Busch für den Bereich Programmaustausch und Film, Redaktion Fremdserie: «Zu den besten Komikern der Stummfilmzeit gehört neben Buster Keaton und Charlie Chaplin auch Larry Semon. Mit der heute beginnenden Stummfilmserie ABENTEUER MIT RIDOLINI möchten wir Sie mit diesem schon fast vergessenen Schauspieler bekannt machen.» Der ebenfalls aus der Redaktion stammende Pressetext wurde in ff dabei abgedruckt, in dem etwas mehr über Semons Verständnis von Grotesken gesagt wurde: «Sohn eines Varieté-Zauberers, war er nacheinander Zeitungskarikaturist, Gagman-Regisseur und schließlich auch sein eigener Hauptdarsteller. Seine Auffassung ‹eine Komödie ist nur so gut wie ihr Gag›, hat ihn gehindert, einen konsequenten Charaktertyp zu entwickeln, wie das beispielsweise Chaplin tat.» Zur Folge BÄRENFANG UND GRANDHOTEL vom 31. Januar 1975, in der es die Streifen BEARS AND BAD MEN (1918) mit Stan Laurel und THE BELLHOP (1921) mit Oliver Hardy zu sehen gab, hieß es über Semon weiter: «Ob als Hinterwäldler oder Hotelboy – auch heute meistert Ridolini jede Situation. Verrückte Gags und heimtückische Requisiten sind seine Welt. Als Regisseur trug Ridolini immer en kleines schwarzes Büchlein mit sich herum. Ständig schrieb er dort neue Gags und Einfälle ein. Das war sein ganzes Drehbuch. Mit ihm und seiner Darstellungskunst erzielte er – oft unter hartem körperlichen Einsatz – seine Lacherfolge.»

Das belegt bereits die erste Folge AUF FREIERSFÜSSEN, ein an Stunts und unglaublichen Szenen reiches Grotesk-Abenteuer. Im Mittelpunkt von THE SUITOR (1920), wie der Originaltitel lautet, stehen waghalsige und rasante Flugzeugszenen, die Semon besonders geschätzt hat. Im Theater- und Varieté-Milieu angesiedelt sind AFFENTHEATER (THE STAGE HAND, 1920) vom 17. Januar 1975 und die Abschlussfolge TRÄUME SIND SCHÄUME (THE SHOW, 1922), diese mit Oliver Hardy als Bösewicht. Wie immer kommt der Zuschauer auf seine Kosten mit einer zünftigen Verfolgungsjagd, die Semon ausgezeichnet zu inszenieren verstand. Andere Beispiele sind DER GANGSTERSCHRECK (DULL CARE, 1919), LEUTE NEHMT WÄSCHE WEG (HORSESHOES, 1923) und MODE, PUPPEN UND GANOVEN (THE GOWN SHOP, 1923), ebenfalls alle mit Hardy. Semon schätzte außerdem Billard. HORSESHOES gibt davon eine Kostprobe mit Tricks, die sich nur im Film realisieren lassen. Atemlose Szenen bieten auch SCHWARZE HAND AM WEISSEN FRACK (THE FLY COP, 1920) und GESATTELTE AUTOS (THE FALL GUY, 1921). Die beiden Folgen HOLZFÄLLER UND ERFINDER und LEUTE NEHMT WÄSCHE WEG dürften nach den knappen überlieferten Informationen jeweils aus verschiedenen Filmen zusammengesetzt sein. Neben THE SAWMILL kommt für HOLZFÄLLER UND ERFINDER wegen des darin auftauchenden Erfinderbüros der Streifen PLUCK AND PLOTTERS (1918) in Frage. Wenn Larry in LEUTE NEHMT WÄSCHE WEG «in der Wäsche einer Filmdiva» auftritt, gestattet das keine eindeutige Identifizierung. Semon hat sich in seinen Grotesken mehrfach als Frau verkleidet, so in PLANS AND PAJAMAS (1917), WHISTLES AND WINDOWS (1918) und DEW DROP INN (1920), aber auch in THE GOWN SHOP. Und dieser Film war schon in der Folge MODE, PUPPEN UND GANOVEN verarbeitet worden.

ABENTEUER MIT RIDOLINI lief mit ihren rund 25 Minuten langen Folgen bei der Erstausstrahlung im Vorabendprogramm um 19:00 Uhr und wurde kurz darauf im Nachmittagsprogramm um 17:00 Uhr wiederholt. Sie ist die erste der wenigen Serien, für die Zuschauerreaktionen als «Sofortresonanz» in der bruchstückhaft überlieferten Sendebeteiligungskartei erhalten sind. Diese setzen sich zusammen aus der prozentualen Zuschaltung und der schulmäßigen Bewertung von 1 bis 5. Die Startfolge kam mit einer Zuschaltung von 13,1 % und einer Zuschauerbewertung von 3,24 etwas schwach davon. Die höchste Sehbeteiligung erzielte die Western-Groteske DER WESTEN IST WILD (WELL, I’LL BE …, 1919) mit einer Note von 2,94. Die beste Zuschauerbewertung bekam MODE, PUPPEN UND GANOVEN (THE GOWN SHOP) mit 2,66 bei 25,7 % Sehbeteiligung. Die Durchschnittswerte für die gesamte Serie betrugen 21,11 % und 2,90. Das genügte jedenfalls, um im Fernsehen der DDR im Verlauf der 1970er-Jahre drei weitere Slapstickserien folgen zu lassen.

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