Читать книгу Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall - Norbert Buchner - Страница 5
Eiszeitzyklus fördert die Weiterentwicklung des Menschen
ОглавлениеDie Erde verliert ganz langsam Energie aus dem Erdinneren an den Weltraum und wird damit allmählich kühler. Vor 2 bis 1,8 Millionen Jahren setzte daher ein erster Eiszeitzyklus ein (s.Abb. 1), welcher aber noch vergleichsweise moderat verlief: etwa 20 000 Jahre lang war es abwechselnd warm oder kalt. Diese neuen Kaltphasen brachten die Entwicklung zum Menschen weiter in Gang, denn den verschärften Herausforderungen – in Afrika Trockenheit während der Kaltphasen – waren offensichtlich die bisherigen vormenschlichen Varianten nicht gewachsen. Der Homo habilis entwickelte sich nun zum Homo erectus weiter. Bei der menschlichen Entwicklung hat dabei die Vergrößerung des Gehirns wohl eine entscheidende Rolle gespielt. Es beansprucht allerdings viel Energie: beim Erwachsenen liegt sein Anteil an der Gesamtnahrung bei 25 % und beim Neugeborenen sind es sogar 60 %. Zufuhr von ausreichend hochwertiger Energie war wohl die Voraussetzung für diese Weiterentwicklung. Die notwendige Energie wurde zunächst vorzugsweise durch Verzehr von rohem tierischem Eiweiß geliefert. Nach neueren Funden hat nicht erst die spätere Gattung Homo sondern bereits der Australopithecus in der Afar-Region von Äthiopien vor 3,4 Millionen Jahren mit Steinwerkzeugen Fleisch von tierischen Knochen abgekratzt und Knochen aufgebrochen, um an das Mark zu kommen. Bisher glaubte man auch, dass sich der Mensch vorzugsweise an von Raubtieren übrig gebliebenes Aas gemacht habe. Ein neuerer Fund des Anthropologen M.Dominguez-Rodrigo in der Olduwei-Schlucht in Tansania zeigt aber, dass die Menschen vor 1,2 Millionen Jahren sogar schon Büffel-artige Großtiere erlegt haben.
Abb. 1 Verlauf der Temperatur auf der Erde in den letzten 3 Millionen Jahren Die Phasen der Weiterentwicklung des Menschen fallen mit den Phasen einer Absenkung der Temperatur zusammen: A: Beginn Homo habilis B: Beginn Homo erectus C: Beginn Archaischer Homo sapiens
Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Anwachsen des Gehirns war die Anwendung von Feuer zum besseren Aufschluss der Nahrung durch Braten, Rösten, Garen und Kochen. Die Existenz menschlicher Feuerstellen ist mit Sicherheit seit knapp 800 000 Jahren nachweisbar. Man glaubt aber aus Relikten einer Fundstelle in Olduwai schließen zu können, dass der Homo erectus schon vor 1,5 Millionen Jahren Feuer gezielt eingesetzt habe und allerneueste Funde verlängern diese Zeit bis auf 1,9 Millionen Jahre.
Der Frühmensch hat Afrika auch recht bald verlassen: Funde in Pakistan, Georgien und auf Java sind etwa 1,7 bis 1,8 Millionen Jahre alt. In Europa ist er erst etwas später nachzuweisen. In der Provinz Burgos in Spanien hat man einen menschlichen Backenzahn gefunden, dessen Alter vorläufig auf 1,2 Millionen Jahre datiert wurde und in der französischen Provinz Alpes des Haute Provence schätzt man das Alter der ersten menschlichen Spuren auf etwa 1 Million Jahre. In der großen Doline bei Atapuerco in Nordspanien fand man Steinwerkzeuge und gut erhaltene menschliche Knochen mit einem Alter von 780 000 Jahren. An der britischen Küste hat man kürzlich menschliche Fußabdrücke mit etwa demselben Alter entdeckt. Dieser Frühmensch hat sich dann in Europa in Anpassung an die später verschärfte eiszeitliche Umgebung über den „Heidelberger Menschen“ und die Menschen von Bilzingsleben und Steinheim an der Murr zum Neandertaler weiter entwickelt.
Die Nachkommen dieser ausgewanderten Frühmenschen sind später überall wieder ausgestorben, sodass nur noch der Homo sapiens auf der Erde verblieben ist. Die Frühmenschen bringen sich allerdings in unserem modernen Genom noch in Erinnerung, denn der moderne Mensch hat geringe Anteile als Genom-Schnipsel aufgenommen. Lit. 1.2