Читать книгу Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall - Norbert Buchner - Страница 7
Prüfung des Frühmenschen durch große Trockenheit und Tête-a-Tête mit dem Neandertaler
ОглавлениеDie letzte Warmzeit ging vor etwa 130 000 Jahren zu Ende. Mit der Abkühlung setzte in Zentralafrika auch eine große und lang anhaltende Dürre ein. Die Menschen, welche sich im günstigen Klima der Warmzeit stark vermehrt hatten, waren nun nicht nur durch die Absenkung der Temperatur um mehr als 5°C sondern auch noch durch eine große Trockenheit bedrängt. Die Natur erfuhr eine völlige Umgestaltung: Untersuchungen am Malawisee zeigten, dass der Wasserspiegel zwischen 135 000 und 75 000 Jahren v.h. um mindestens 550 Meter unter den heutigen Wert abgefallen ist! Erst vor 70 000 Jahren begann der See wieder anzusteigen. Forscher um den Geowissenschaftler Andrew Cohen aus Tucson untersuchten Sedimente von drei zentralafrikanischen Seen und sie konnten dabei über 100 000 Jahre afrikanische Vergangenheit erforschen. Sedimente aus dem Zeitraum von 135 000 bis 90 000 Jahren v. h. enthielten nur wenige Pollen: die Seen waren also von trockenem Buschland umgeben.
Diese lange Zeit von Trockenheit und Dürre muss den Menschen stark zugesetzt und die menschliche Population gering gehalten haben. Erst vor etwa 70 000 Jahren wurde es wieder feuchter.
Während der großen Trockenheit versuchten Menschen vor etwa 100 000 bis 90 000 Jahren das unwirtliche Afrika über die Landbrücke der Sinai-Halbinsel zu verlassen. Sie blieben aber am Widerstand der Neandertaler hängen, welche wohl den eiszeitlichen Temperaturen in Europa entkommen wollten und so bis in die Levante vorgedrungen waren. Zwischen den beiden frühen Menschengruppen ergab sich eine Pattsituation und der Homo sapiens aus Afrika konnte sich nicht gegen den Neandertaler durchsetzen. Auch die materiellen Hinterlassenschaften der beiden Arten weisen keine großen Unterschiede auf und mal wurde eine Höhle von der einen, dann wieder von der anderen Menschenart bewohnt. Die beiden Arten haben aber wohl nicht nur dieselben Höhlen benutzt, sondern gelegentlich gleichzeitig auch ihre Betten! Während mehrere Forscher aus der Untersuchung der Reste des mitochondrialen Genoms in europäischen Neandertaler-Knochen noch vor wenigen Jahren gefolgert hatten, dass sich die beiden Menschenarten bei ihren späteren Kontakten in Europa nicht vermischt haben, kamen nun Forscher um Svante Pääbo, Leipzig, in einer riesigen Forschungsarbeit (56 Autoren!) bei Untersuchungen der rekonstruierten Kern-DNS mit ihrer großen Informationsfülle zu dem Schluss, dass der heutige moderne Mensch etwa 1 – 4 % Schnipsel der DNS des Neandertalers fein verteilt in sich trägt. Lit. 1.4