Читать книгу Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall - Norbert Buchner - Страница 9

Auswanderung und Verteilung des Menschen über die Erde Ein kleiner Clan wandert unter Klimadruck aus Afrika aus

Оглавление

Vor etwa 58 000 Jahren machte die Temperatur plötzlich einen Sprung von mehreren Grad Celsius nach oben und sie blieb – mit einem kurzen Einbruch – drei bis vier Jahrtausende lang recht hoch (Abb. 2). Diese „Oerel-Interstadial“ genannte Warmzeit muss zu einer starken Vermehrung der Menschen geführt haben. Gegen 52 000 v.h. allerdings stellten sich wieder scharfe Kälteeinbrüche ein und die Temperatur fiel um mehrere Grad Celsius. Das wärmere Interstadial war zu Ende gegangen; überdies zeigen Bohrkerne aus dem Gletschereis von Grönland mehrere Vulkanausbrüche an, welche zu einer plötzlichen starken Absenkung der Temperatur führen mussten. Die Menschen in Ostafrika waren nun erneut von kühlen Temperaturen, Trockenheit und einem Einbruch bei der Fruchtbarkeit geplagt.

Für eine kleine Gruppe unserer Urahnen bedeuteten Hunger und Nöte ganz offensichtlich das Signal zum Aufbruch. Sie hofften auf ein Heil im Osten, dort, wo jeden Tag die Sonne als Zeichen der Hoffnung neu aus dem Meer aufsteigt, jenseits der Meerenge, welche am Golf von Aden Afrika und Asien trennt. Diesmal wagten die Menschen also den direkten Weg über die Meerenge! Sie war damals auch schmäler als heute, weil der Meeresspiegel wegen der eiszeitlichen Bedingungen um etwa 30 Meter im Vergleich zu heute abgesenkt war.

Genforscher glauben die Zeit der Auswanderung recht präzise aus dem „Geschichtsbuch des Genoms“ herauslesen zu können. Nach Bryan Sykes von der Universität Oxford lag der Zeitpunkt um 52 000 v.h., d. h. im zweiten und schärferen klimatischen Minimum. Weiterhin nehmen Forscher aus dem Forschungsprogramm HUGO (Human Genom Organisation) auf Grund der Enge des Genpools der Nachkommen der Auswanderer an, dass nur ein ganz kleiner Clan von höchstens einigen Hundert Menschen damals Afrika verlassen hat. Alle Menschen auf der Erde, ausgenommen die Afrikaner südlich der Sahara und ihre späteren Abwanderer, sollen auf diesen Clan zurückgehen.

Diese „erste“ Auswanderung aus Afrika ist neuerdings in die Diskussion geraten. Ein Archäologenteam um H.P.Ürpmann, Tübingen, fand auf der Arabischen Halbinsel nahe der Straße von Hormuz unter einem Felsüberhang Bearbeitungsabfälle von Steinwerkzeugen, welche auf ein Alter von 125 000 Jahren datiert wurden. Ein weiterer Forscher, Jeffrey I.Rose, entdeckte in einer Uferböschung im Inneren der Dhofar-Ebene des Oman Steinwerkzeuge mit einem Alter von 106 000 Jahren, welche stilistisch Afrika zuzuordnen sind. Diese Funde werfen die Frage auf, ob moderne Menschen schon früher aus Afrika auf die Arabische Halbinsel gekommen sind. Da aber eine massive Ausbreitung der modernen Menschen in ferne neue Räume erst nach 50 000 v.h. feststellbar ist dürften frühere Auswanderer allenfalls den arabischen Raum erreicht haben. Die Besiedelungsgeschichte der gesamten Erde fing erst später an!


Abb. 3 Ausdehnung des Meeres im heutigen Persischen Golf beim Einzug des modernen Menschen vor etwa 50 000 Jahren

Zahlreiche schon länger bekannte Funde mit einem Alter von mindestens 50 000 Jahren auf der Halbinsel Katar im Persischen Golf verweisen darauf, dass die Menschen aus Afrika recht schnell in dieses bevorzugte Gebiet gekommen sind. Abb. 3 zeigt die damaligen geografischen Verhältnisse: schwarz gekennzeichnet ist die damalige Meereszunge im heutigen Golfmeer und schraffiert das Land im heutigen Golfmeer, welches damals trocken lag. Katar war ein flacher Höhenrücken in einer trockenen Ebene, welche heute vom Golfmeer überflutet ist. Nachdem zur Zeit der Ankunft der Menschen am Golf der Meeresspiegel abgesenkt war – das fehlende Wasser war in riesigen eiszeitlichen Gletschermassen deponiert – lag etwa die Hälfte des heutigen Golfmeeres trocken und durch den Golf von Hormuz ragte nur eine schmale Meereszunge (schwarz) etwa 800 Kilometer weit in die Tiefebene hinein. Im Nordwesten mündete der heutige Schatt-al-Arab, der Zusammenfluss von Euphrat, Tigris und Karun, in diese Meereszunge. Sowohl aus dem heute iranischen Norden als auch aus der heutigen Arabischen Halbinsel mündeten, zumindest in feuchteren Zeiten, weitere Flüsse in diese Meereszunge, welche erst viele Jahrtausende später zum heutigen Meer des Persischen Golfs werden sollte.

Gibt es Hinweise dafür, dass die Menschen aus Afrika diesen südlichen Weg auf die Arabische Halbinsel genommen haben? Im gut erforschten Norden, in der Levante, fehlen Spuren für eine Zuwanderung zu dieser Zeit. Gibt es noch weitere Verweise auf den südlichen Weg? L.Qintana-Murci von der Universität von Pavia fand einen überzeugenden Beweis: eine bestimmte Gruppierung im mitochondrialen menschlichen Genom, welche man als typischen ostasiatischen Marker betrachtet, fand sich in hoher Häufigkeit sowohl in Äthiopien, der mutmaßlichen Heimat der Auswanderer, als auch im Süden der Arabischen Halbinsel wie auch in Indien. Der nördliche Teil der Arabischen Halbinsel, die Levante, ist hingegen weitgehend frei von dieser Genvariante! Lit.2.1

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall

Подняться наверх