Читать книгу Erzählungen aus der deutschen Geschichte - Otto Adalbert Hoffmann - Страница 17
11. Karl Martell. Pippin der Kleine.
Оглавление1. Die Hausmeier. Chlodwigs Nachkommen auf dem fränkischen Throne waren ihm gleich an Grausamkeit, aber nicht an Herrscherkraft. Ja, durch ihre Laster gerieten sie endlich in solche Erschlaffung, daß sie sich gar nicht mehr um die Regierung kümmerten. Nur bei der großen Heerschau, die jedes Frühjahr gehalten wurde, bekam das Volk seinen König zu sehen. Da fuhr er nach alter Sitte auf einem von Ochsen gezognen Wagen nach der Versammlung, setzte sich auf den Thron und ließ sich von dem Volke das herkömmliche Geschenk reichen. Die Regierung des Reiches überließ er ganz seinem obersten Diener, der Hausmeier genannt wurde.
2. Karl Martell. Manche dieser Hausmeier waren sehr tüchtige Männer. Besonders ragte unter ihnen hervor Karl mit dem Beinamen Martell oder Hammer, weil er wie ein Hammer alle Feinde niederschlug. Als die Araber von Spanien aus in Frankreich eindrangen, zog Karl mit seinen Franken gegen sie aus und schlug sie bei Tours und Poitiers in einer gewaltigen Schlacht (732). Hunderttausende der Araber wurden getötet, die übrigen flohen nach Spanien zurück. Es war ein herrlicher, wichtiger Sieg. Wäre das Christenheer erlegen, wer kann sagen, wie weit sich die Araber Europa unterworfen hätten, und ob nicht der Islam an die Stelle der göttlichen Lehre Jesu Christi getreten wäre.
3. Pippin der Kleine. Auf Karl Martell folgte als Hausmeier sein Sohn Pippin der Kleine. Der besaß trotz seines kleinen Wuchses eine ungewöhnliche Körperstärke. Als einst bei einem Tiergefechte die Großen des Reiches über seine Gestalt scherzten, trat er auf den Kampfplatz, zog sein Schwert und schlug einem Löwen, der einen Stier zu Boden geworfen hatte, mit einem einzigen Hiebe den Kopf ab. Und wiederum mit einem Streiche trennte er auch den Kopf des Stieres vom Rumpfe. „David war klein," sagte er stolz, „und doch erschlug er den hochmütigen Riesen, der es gewagt hatte, ihn zu verhöhnen." Mit kräftiger Hand und klugem Sinne lenkte Pippin das Reich. Der schwache König dagegen saß unthätig in seinem Palaste und war in völlige Verachtung gesunken. Da dachte Pippin daran, die Königskrone auf sein eignes Haupt zu setzen. Er sandte an den Papst und ließ ihn fragen: „Wer verdient König der Franken zu sein: der das Reich regiert, oder der nur den Königsnamen trägt?" Der Papst antwortete: „Wer regiert, soll auch König heißen." Pippin schickte darauf den unfähigen Fürsten als Mönch in ein Kloster und ließ sich auf einem Reichstage feierlich zum König ausrufen (751). Dem Papste bewies er sich dankbar. Mit starker Heeresmacht zog er nach Italien, eroberte ein Stück Land in der Nähe von Rom uud machte es dem Papste zum Geschenk. So wurde der Papst weltlicher Herrscher, und es entstand der Kirchenstaat, der bis in unsere Tage gedauert hat. Pippin starb nach ruhmvoller Regierung; die von ihm abstammenden Könige heißen von seinem großen Sohne Karl die Karolinger.