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12. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.

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1. Das Christentum in Deutschland. Zur Zeit Pippins herrschte das Christentum bereits bei den meisten deutschen Völkern. Die Deutschen, die in fremde Länder eingewandert waren, hatten es durch die Römer kennen gelernt und sich leicht und rasch von ihren alten Göttern zum christlichen Glauben bekehrt. Unter den Franken war das Christentum seit Chlodwig verbreitet. Im Innern Deutschlands dagegen dauerte es noch lange, bis das Licht des Evangeliums das Heidentum verdrängte. Über das Meer her, aus Irland und England kamen Glaubensboten, die hier das Wort vom Kreuze verkündeten. Auf jenen Inseln hatte das Christentum kräftig Wurzel gefaßt: es blühten dort zahlreiche Kirchen und Klöster, und in den Mönchen lebte ein heiliger Eifer, die Segnungen des Evangeliums auch andern Völkern zu bringen. So zogen viele von ihnen nach Deutschland, wanderten unter mancherlei Mühseligkeiten, Entbehrungen und Gefahren durch die dunkeln Wälder, verkündeten den rohen Volksstämmen die Lehre von Christo und legten in der Wildnis Klöster an, damit in ihnen das christliche Leben feste Stätten habe, von denen aus es immer weiter dringe.

2. Die Donnereiche. Der thätigste unter allen diesen Männern war der englische Mönch Winfrid, der den kirchlichen Namen Bonifatius erhalten hat. Mit Recht wird er als der eigentliche Apostel der Deutschen gepriesen. Er kam nach Deutschland zur Zeit des Hausmeiers Karl Martell. Zuerst wirkte er unter dem wilden Friesenvolke in Holland; dann ging er nach Hessen und Thüringen, lehrte und taufte viele Tausende. Voll kühnen Mutes zertrümmerte er die Altäre der heidnischen Götter und fällte die heiligen Bäume, unter denen das Volk ihnen Opfer darbrachte. Bei dem Dorfe Geismar im Hessenland stand eine uralte, wunderbar große Eiche; die war dem Donnergotte geheiligt und galt für unverletzlich. Bonifatius aber ergriff selbst die Axt und half den Baum fällen. Erschrocken standen die Heiden umher und meinten, der Zorn ihres Gottes werde alsbald Feuer auf den Verwegenen herabschleudern. Die Eiche stürzte krachend nieder, aber Bonifatius blieb unverletzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter, sagte sich von ihnen los und nahm willig die Taufe an. Bonifatius ließ aus dem Holze der Eiche eine Kapelle bauen, die er dem Apostel Petrus weihte.

3. Bonifatius wird Bischof. Das Werk der Bekehrung gewann immer größere Ausdehnung. Eine Menge von Gehilfen sammelte sich um Bonifatius, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Keine Beschwerde, keine Gefahr konnte seine Wirksamkeit hemmen. Vom Papste zum Erzbischof von Deutschland erhoben, errichtete er in den bekehrten Gegenden eine Anzahl Bischofsitze und gründete Kirchen und Klöster zur Befestigung des neuen Glaubens. Seine Lieblingsstiftung war das Kloster Fulda, wo unter einem seiner Schüler eine berühmte Pflanzstätte für Geistliche aufblühte. Er selbst hatte später seinen Sitz in Mainz, und alle Bistümer Deutschlands waren ihm untergeordnet.

4. Märtyrertod. Aber nicht in äußerem Glanze suchte Bonifatius seine Ehre, sondern einzig in der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Daher entsagte er als siebzigjähriger Greis dem erzbischöflichen Stuhle, um noch einmal zu den Friesen zu gehen und ihre Bekehrung zu vollenden. Von einer Anzahl Gehilfen begleitet, kam er in ihr Land, und seine Predigt wirkte Wunder. Tausende von Männern, Frauen und Kindern wurden getauft. An einem festgesetzten Tage sollten die Neubekehrten von ihm den bischöflichen Segen empfangen. Er erwartete sie in seinem Gezelt, das auf freiem Felde aufgeschlagen war. Kaum dämmerte der Morgen, da strömte eine große Menschenschar herbei. Aber es waren nicht die erwarteten Freunde; es waren wilde Heiden, die mordgierig ihre Waffen schwangen. Die Begleiter des Bonifatius wollten sich zur Wehre setzen, aber er rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; denn die Schrift sagt: vergeltet nicht Böses mit Bösem. Der Tag ist gekommen, den ich lange erwartet habe; hoffet auf den Herrn, er wird eure Seelen erretten." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so stürzten die Feinde vor und erschlugen Bonifatius mit seinem ganzen Gefolge (754). Seine Leiche wurde später nach dem Kloster Fulda gebracht, das er sich selbst zur letzten Ruhestätte auserkoren hatte.

Erzählungen aus der deutschen Geschichte

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