Читать книгу Erzählungen aus der deutschen Geschichte - Otto Adalbert Hoffmann - Страница 19

13. Karl der Große. Seine Kriege.

Оглавление

1. Karls Bedeutung. Dem kleinen Pippin, der mit so kräftiger Hand das Reich der Franken regiert hatte, folgte auf dem Throne sein Sohn Karl der Große (768—814). Mit Recht führt er diesen ehrenvollen Beinamen. Denn er ist einer der größten Männer in der ganzen Weltgeschichte. Nicht allein als Kriegsheld hat er sich hervorgethan und seine Herrschaft durch Eroberungen weit ausgedehnt; er hat auch die verschiedenen Völker, die er unterwarf, zu einem friedlichen, wohlgeordneten Ganzen verbunden, hat das mächtige Reich mit Weisheit gelenkt, durch treffliche Einrichtungen beglückt und seine Unterthanen gleich einem sorgsamen Vater zu christlicher Frömmigkeit und Bildung erzogen. Bis in ferne Länder drang sein Ruf, über Europas Grenzen hinaus strahlte der Glanz seines Namens, und Jahrhunderte hindurch haben sich die Völker von dem großen Karl erzählt und seinen Ruhm in Liedern gesungen.

2. Der Sachsenkrieg. Fast während seiner ganzen Regierung hat Karl Krieg geführt. Sein schwerster Krieg war gegen die Sachsen gerichtet. Dreißig Jahre hat er gedauert. Denn die Sachsen waren ein tapferes Volk, das seine Freiheit, seine Götter und alten Sitten hochhielt und einem fremden Herrn und dem Christengott nicht dienen mochte. Sie wohnten im nördlichen Deutschland, von den Grenzen des Frankenreiches in der Nähe des Rheins bis zur Elbe und Nordsee hin. Von jeher hatten sie mit den Franken in Streit gelegen; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herrschaft mit Gewalt zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen, nach mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugte sich der streitbare Sachsenherzog Widukind vor dem mächtigen Frankenkönig, da unterwarfen sich die oftmals besiegten Sachsen der fränkischen Herrschaft und ließen sich taufen. Die Franken und Sachsen wurden Brüder und ein Volk durch den christlichen Glauben.

3. Das Langobardenreich. Einen zweiten Krieg führte Karl gegen die Langobarden in Italien, deren König Desiderkus ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die Alpen. Ein Spielmann, erzählt man, zeigte ihm den Weg übers Gebirge und erhielt dafür soviel Land zum Geschenk, als man rings im Umkreise das Blasen seines Hornes hörte. Den Langobardenkönig befiel große Angst, als der gewaltige Held gegen seine Hauptstadt heranzog. Begleitet von einem vornehmen Franken, der vor Karls Ungnade zu ihm geflohen war, bestieg er seinen höchsten Turm und schaute weithin nach der Ankunft des Feindes. Als der Troß sich zeigte, fragte er: „Ist Karl in dem großen Heere?" „Noch nicht," erwiderte der Franke. Darauf kam der fränkische Landsturm. „Hierunter befindet sich Karl aber gewiß," sagte der König. „Noch nicht, noch nicht," lautete die Antwort. Dann erschienen neue Haufen. Und der erschreckte König rief wieder: „Das ist Karl selbst." Aber es hieß von neuem: „Noch immer nicht." Nächstdem erblickte man in langem Zuge die Bischöfe, Abte und die ganze Geistlichkeit mit ihren Dienern. Des Königs Angst wuchs. „O, laß uns niedersteigen," stammelte er, „und uns unter die Erde verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so furchtbaren Feindes!" Der Franke aber sprach: „Wenn du eine Saat von Eisen in dem Felde aufstarren siehst, dann gewarte, daß Karl kommt." Kaum hatte er dies gesagt, als sich im Westen eine finstere Wolke zeigte. Sie kam näher und näher; endlich sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine eiserne Lanze hoch in der Linken und das mächtige Schwert in der Rechten. Auch sein Schild war ganz aus Eisen, und selbst sein Streitroß schien ehern zu sein. Fast ebenso war auch sein ganzes Heer gerüstet. Die Straße, das ganze Feld war mit eisernen Männern bedeckt, und die Schwerter blitzten in der Sonne. „Siehe, da ist er, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke. Wie hätte der Langobardenkönig einem solchen Feinde widerstehen können? Karl eroberte seine Hauptstadt, nahm ihn gefangen und schickte ihn als Mönch in ein Kloster. Das langobardische Reich aber vereinigte er mit dem fränkischen.

4. Zug nach Spanien. Auch gegen die Araber in Spanien zog Karl zu Felde und entriß ihnen das Land nördlich vom Ebrostrome. Als er aber aus dem siegreichen Kampfe wieder heimkehrte, überfielen Feinde plötzlich in einem engen Gebirgsthale sein Heer, und viele seiner Krieger wurden niedergehauen. Da fiel auch sein berühmter Feldherr, der wackere Held Roland, über dessen Tod die Sage folgendes erzählt: Von vier Speeren zu Tode verwundet, nahm er sein herrliches, leuchtendes Schwert und schlug es aus allen Kräften auf einen Marmorstein ; denn er wollte es lieber zertrümmern, als den Arabem überliefern. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Alsdann ergriff er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Adern an Rolands Halse zerrissen. König Karl, der schon acht Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand den Helden tot daliegen und beweinte ihn bitterlich.

5. Weitere Kriege. Alsdann unterwarf Karl die Bayern, die sich seiner Herrschaft nicht fügen wollten, und schickte ihren Herzog in ein Kloster. Durch ihr Gebiet rückte er weiter gen Osten vor und machte sich alles Land bis tief nach Ungarn hinein unterthänig. Auch die Dänen im Norden, die damals argen Seeraub trieben, bekamen die Stärke seines Armes zu fühlen. So wurde das Reich, das Karl beherrschte, durch seine Eroberungen das mächtigste in ganz Europa: der größte Teil von Deutschland und Italien, ganz Frankreich und selbst ein Stück von Spanien gehörten ihm an (s. Karte II).

Erzählungen aus der deutschen Geschichte

Подняться наверх