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Scheibe, Kugel oder doch was anderes?

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Sosehr ich mir vorgenommen habe, in diesem Buch weitmöglichst neutral zu bleiben und nicht Partei zu ergreifen, werde ich es hier dennoch tun. Wenn Sie nach Lektüre der vielen Argumente für die Flat-Earth-Theorie nun vielleicht vermuten, ich gehöre der Bewegung an, kann ich an dieser Stelle Entwarnung geben. Ich erspare mir auch die Argumente, die für eine kugelförmige Erde sprechen. Viel mehr noch: Ich gehe mutig das Risiko ein, Sie zu vergraulen, sollten Sie ein Anhänger der Flat-Earth-Theorie sein. Schließlich hat die Bewegung auf ihrer internationalen Facebook-Seite mehr als 200 000 Fans und auf der Flat-Earth-Germany-Seite stolze 2600 Fans (Stand: 8. März 2020). Warum sollte also einer der Leser dieses Buches nicht Anhänger der Theorie sein? Obwohl: Menschen mit solchen Weltanschauungen greifen oft nur auf Informationen aus ihrem direkten Umfeld zurück, um auf diese Weise eine Bestätigung für die eigene Sichtweise zu erhalten. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit eines Flat-Earth-Lesers wohl eher gering und zumindest in dieser Hinsicht eine Spaltung meiner werten Leserschaft auszuschließen.

Bei den Anhängern der Flat-Earth-Theorie ist es offensichtlich, dass sie wissenschaftlichen Erkenntnissen eher misstrauisch begegnen. An sich ist diese skeptische Haltung gar nicht mal schlecht, denn die Wissenschaft lebt von der ständigen und erneuten Überprüfung bestehender Theorien durch andere Wissenschaftler. Diese Einstellung sollte jedoch nie in Fanatismus ausarten und auch keine Leugnung wissenschaftlich klar erwiesener Fakten beinhalten.

Was lernen wir aus diesen unverrückbaren Standpunkten, die es nicht nur im Wissenschaftsbereich gibt? Politische Ideologien sind ebenfalls Weltbilder. Es handelt sich um Ideen und Vorstellungen, um die sich eine Gruppe so lange sammelt, bis sie groß genug ist, um dem Ding auch einen Namen zu geben. Diese Ideen und Vorstellungen resultieren aus den eigenen Glaubenssätzen, dem eigenen Umfeld, dem Kreis der Freunde und Familie und insbesondere aus den Medien, die wir konsumieren. Einflüssen dieser Art sind wir tagtäglich ausgesetzt. Sie formen uns, ohne dass wir es bewusst wollen oder bemerken. Ein spezifisches Weltbild hilft dem Menschen, sich mit der Vielfalt zu arrangieren und die Komplexität des Lebens zu begreifen.

Das Weltbild anderer zu kritisieren, ist immer gefährlich, da dieses mit dem Innersten des Menschen – seiner emotionalen Überzeugung – verknüpft ist. Beides hat sich miteinander und parallel zueinander entwickelt. Ein Angriff auf das Weltbild wird schnell als Angriff auf die eigene Person gewertet. Hier dürfen wir uns also ruhig an die eigene Nase fassen, denn jeder von uns verfügt über ein bestimmtes Weltbild. Für gewöhnlich ist unser Weltbild komplett ausgehärtet, das heißt: Um auch nur eine winzige Änderung vorzunehmen, müssen gewaltige Kräfte mobilisiert werden. Angenommen, jemand präsentiert einen unleugbaren und eindeutigen Beweis dafür, dass die Erde tatsächlich flach ist – würden wir unser Weltbild entsprechend modifizieren? Würden wir stattdessen sofort versuchen, den Beweis zu kippen? Oder würden wir ihn einfach ignorieren?

Im Grunde genommen ist diese Diskussion ohnehin müßig. Schließlich weiß doch jeder, dass die Erde in Wirklichkeit ein Würfel ist.

Dialog statt Spaltung!

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