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Die eigene Bubble – der Einfluss unserer kommunikativen Umfelder
ОглавлениеUnsere eigene Bubble erzeugen wir selbst, indem wir stets nach Bestätigung suchen und mit Andersdenkenden einfach nicht über das fragliche Thema diskutieren.
Menschen haben große Sehnsucht nach der Bestätigung ihrer Ansichten, Glaubenssätze und Ideologien, das liegt sozusagen in ihrer Natur. Wir lesen die Tageszeitung, die unsere Meinung spiegelt, und fühlen uns bei den Freunden besonders wohl, die unsere Ansichten teilen. Hinter diesem Verhaltensmuster steckt der »Confirmation Bias«, auf Deutsch: der Bestätigungsfehler. Diese kognitive Verzerrung wurde von dem Psychologen Peter Wason in den 1960er-Jahren entdeckt. Sie birgt das Risiko, dass wir die für unsere Meinungsbildung wichtigen Informationen einfach ausblenden. Damit umgehen wir (unbewusst) die Gefahr, feststellen zu müssen, dass wir uns möglicherweise geirrt haben. Und wer will das schon?
Wason führte das sogenannte »2-4-6-Experiment« durch; er fragte, welche Zahlen in dieser Zahlenreihe aus der Logik heraus folgen müssten. Auf welche Zahlen würden Sie tippen? Wenn Sie jetzt die Zahlen 8-10-12 im Kopf haben, könnten Sie richtigliegen. Aber ist dem wirklich so? Vergleicht man dieses Experiment mit einer Meinungsbildung, könnte man diese hier abschließen. Ist die Meinung erst einmal gefestigt, möchten wir keine andere Alternative mehr hören. Wir tauschen uns daher über das jeweilige Thema nur noch mit Menschen aus, die das genauso sehen wie wir. Dass in unserem Beispiel auch 7-8-9 eine mögliche Antwort sein könnte, kommt uns gar nicht in den Sinn. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass Menschen, die diese Antwort wählen, einem Irrtum unterliegen. Dabei könnte die Reihenfolge 7-8-9 ebenso korrekt sein, genauso wie 10-16-26. Denn die simple Logik hinter der Zahlenreihe lautet: Jede nachfolgende Zahl ist größer als die vorhergehende.
Eine Meinung, die ich mir über einen längeren Zeitraum durch das sorgfältige Abwägen von Pro- und Kontra-Argumenten gebildet habe, fühlt sich aus meiner Sicht wesentlich besser und »richtiger« an als eine bloß instinktiv gewonnene Meinung, von der ich weiß, dass sie keiner Diskussion mit Andersdenkenden standhalten könnte. Letzteres führt zwangsläufig zum Selbstbetrug und zu unschönen Killerargumenten – zum Beispiel, dass alle AfD- oder FPÖ-Wähler Nazis sind, dass die Mainstream-Medien allesamt zur »Lügenpresse« gehören, dass Angela Merkel eine Diktatorin ist oder dass alle, die sich um das Wohl anderer kümmern, »böse« Gutmenschen sind. Und so weiter …