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Unser Freundes- und Bekanntenkreis

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Nicht nur unser Medienumfeld beeinflusst unsere Meinungsbildung, sondern auch unser Freundes- und Bekanntenkreis. Am liebsten diskutieren wir doch mit den Menschen über Politik, die unser Weltbild und unsere politische Einstellung teilen. Ein solches Gespräch verläuft in der Regel angenehm und bestätigt uns in unserer Weltsicht. Doch da gibt es ja noch die »Anderen« – Menschen mit einer politischen Meinung, die aus unserer Sicht vollkommen inakzeptabel ist. Je nach Standpunkt sehen wir den anderen – überspitzt gesagt – entweder als »Nazi« oder als »Gutmensch«. In unserer tief gespaltenen Gesellschaft befassen wir uns erst gar nicht mit diesen Menschen; wir lassen sie einfach weiterziehen und verlieren sie aus den Augen. Einzige Ausnahme sind unsere engen Verwandten – aber die kann man sich ja auch nicht aussuchen, richtig? In diesem Fall wird einfach nicht über Politik gesprochen, wir halten uns zurück, weil wir wissen, dass solche Diskussionen sowieso nichts bringen. Es herrscht sozusagen Waffenstillstand. Im Grunde genommen ist der andere – ob Onkel, Tante oder Cousin – ja ein netter Mensch. Wäre da nur nicht die kontroverse politische Einstellung.

Für das Ausbleiben einer wirklich fruchtbaren und konstruktiven politischen Diskussion gibt es also mehrere Gründe. Wir diskutieren entweder mit Gleichgesinnten, die ohnehin unsere Meinung teilen, oder / und wir gehen der politischen Diskussion mit Menschen, die völlig anderer Ansicht sind, aus dem Weg. Dann gibt es noch jene Menschen, die auf der politischen Links-/ Rechts-Achse sozusagen neben uns stehen, die nicht gleich, aber vielleicht ähnlich ticken. Könnte eine Diskussion mit Politikern oder Sympathisanten der grünen und der roten Partei Früchte tragen? Oder mit einem Liberalen und einem Grünen? In der Regel entstehen auch hier keine verwertbaren Resultate, weil wir letztlich immer für unsere Position kämpfen. Diese kognitive Verzerrung heißt »Motivated Reasoning«. Wir sind gezwungen, ständig Argumente für unsere und gegen die andere Position zu suchen, und bringen diese Argumente auch in Stellung. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein neues Auto gekauft und sind glücklich damit. Sie werden nun einen Teufel tun, Argumente zu finden, die gegen Ihr neues Auto sprechen. Oder denken Sie an ein Fußballspiel. Warum ist der Trainer einer Mannschaft ungeeignet, auch den Schiedsrichter zu stellen? Nun, er ist genauso befangen wie Sie als Fan und wird immer aus seiner Position heraus kommunizieren und handeln.

Hier komme ich noch einmal auf meine ureigenste Motivation für dieses Buch zurück: Ich möchte ein erhöhtes Bewusstsein für unser kommunikatives Umfeld schaffen – wir sollten in einer Diskussion auch die Argumente der anderen anhören, statt nur unsere eigenen Argumente in Stellung zu bringen und auf diese Weise unsichtbare Mauern zu errichten. Das schafft nur Spaltung! Wir sollten darüber hinaus auch die bequeme Bestätigung durch Gleichgesinnte etwas kritischer betrachten. Denn nur weil wir von ihnen Seelenbalsam bekommen, müssen wir nicht alle zusammen recht haben. Es könnte auch ganz anders sein!

Dialog statt Spaltung!

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