Читать книгу The Frenchie Gardener - Patrick Vernuccio - Страница 11
Immer mehr Nahrungsmittel, aber IMMER WENIGER NÄHRSTOFFE?
ОглавлениеEinige alarmierende Fakten: In nur 60 Jahren haben Tomaten ganze 59 Prozent ihres Vitamin-C-Gehalts eingebüßt2, ein Apfel enthält heute gerade einmal ein Hundertstel, sprich 1 Prozent des Vitamin C, das er vor 50 Jahren enthielt3, Apfelsinen haben drastisch an Vitamin A verloren. Vor 50 Jahren genügte eine einzige Orange, um unseren Tagesbedarf an Vitamin A zu decken. Heute müssten wir dazu 21 Orangen essen! Auch Kartoffeln enthalten heute kaum noch Vitamin A. Brokkoli ist ja so gesund, nicht wahr? Allerdings weist er heute verglichen mit früher nur noch ein Viertel des Kalziums und ein Sechstel des Eisens auf. Von 25 untersuchten Gemüsesorten hatten 80 Prozent an Eisen und Kalzium eingebüßt.
Selbst angebautes, ökologisches Gemüse aus sortenreinen alten Samen bringt dir garantiert viele wichtige Vitamine auf den Teller.
Eine Reihe von Studien, darunter eine von Dr. Alan Greene namens „Still no free lunch“4, hat den erschreckenden Rückgang an Mikronährstoffen analysiert. Dieser hängt möglicherweise mit der Art und Weise zusammen, wie Nahrungsmittel heute angebaut werden, aber auch damit, dass die Lebensmittelindustrie bestimmte Sorten favorisiert und Hybriden züchtet, die schneller wachsen, schöner aussehen, sich besser halten, aber leider wohl auch sehr viel weniger Mikronährstoffe enthalten.
Natürlich findet man auch andere Studien, die das Gegenteil behaupten oder argumentieren, vor 60 Jahren habe man die Nährstoffe nicht so genau messen können wie heute, oder ein Vergleich sei nicht möglich, weil die Analyse nicht unter ähnlichen Bedingungen oder an ähnlichen Sorten erfolgt sei. So kann man es auch sehen, aber was am wichtigsten ist: Wir alle haben die Möglichkeit, frei zu urteilen, wir haben das Recht auf eine eigene Meinung. Ich persönlich tendiere eher dazu, den Studien zu vertrauen, die auf den Rückgang an Mikronährstoffen hinweisen. Mir leuchtet nicht ein, dass sich Qualität und Geschmack von Lebensmitteln oder die Sortenvielfalt verbessern ließen durch den Einsatz von Hybriden, die unsere Biodiversität bedrohen, oder von Pestiziden, die dem Boden und unserer Gesundheit schaden. Ihr Zweck ist schlicht und einfach die Steigerung der Quantität – durch schnellere Produktion soll die wachsende globale Nachfrage befriedigt werden.
Unsere Weltbevölkerung wächst in der Tat erstaunlich schnell, und es besteht ganz offensichtlich der Bedarf, unsere Lebensmittel effizienter zu produzieren. Aber bedeutet das gleichzeitig auch, dass wir diese Lebensmittel mit weniger Skrupel oder weniger Respekt unserer Umwelt gegenüber erzeugen müssen? Wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt, um unseren Planeten und die biologische Vielfalt zu retten. Geld, Gewinn und pure Masse sollten für unseren weiteren Weg nicht die einzigen Währungen sein. Viel besser wäre es, wenn wir auch über die Regenerationsmöglichkeiten unserer Böden und unserer Ökosysteme nachdenken würden, um endlich einen echten Wert zu schaffen – einen Wert, der sowohl für die Erzeuger als auch für die Verbraucher von Vorteil wäre. Es mag noch etwas utopisch klingen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass dies unser oberstes Ziel sein sollte. Die Menge der Nährstoffe, die wir uns zuführen, sollte nicht das Opfer unserer Lebensweise werden, wir sollten nicht auf sie verzichten. Für den Moment können wir also zusammenfassen, dass wir trotz vieler alarmierender Faktoren noch nicht am Ziel sind.
Daher lautet meine Schlussfolgerung, der du natürlich gern widersprechen oder dich anschließen darfst: Wir produzieren und essen mehr und wir essen „schöner“, aber leider ist das, was wir essen, definitiv gehaltloser und leerer.
„Wir produzieren und essen mehr, wir essen schöner, aber was wir essen, ist definitiv gehaltloser und leerer.“
2 Pourquoi Docteur – „Alimentation: la valeur nutritionnelle des fruits et légumes a baissé depuis 50 ans“, abgerufen unter https://www.pourquoidocteur.fr/Articles/Question-d-actu/31696-Alimentation-valeur-nutritionnelle-fruits-legumes-baisse-50-ans
3 Nouvel Obs – „Une pomme de 1950 équivaut à 100 pommes d’aujourd’hui“, abgerufen unter https://www.nouvelobs.com/rue89/rue89-planete/20150126.RUE7557/une-pomme-de-1950-equivaut-a-100-pommes-d-aujourd-hui.html
4 Still No Free Lunch – Dr Alan Greene, abgerufen unter https://ucanr.edu/datastoreFiles/608-809.pdf