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Wir alle verfügen über EINEN GRÜNEN DAUMEN

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Archäologische Funde haben bestätigt, dass der neolithische Bauer Weizen- oder Grasarten anbaute, Getreidekörner an Vieh verfütterte und Mist sammelte, um die Felder zu düngen und damit den Ertrag zu erhöhen. Die ersten Ackerbauern dieser Erde tauchten vor 11.000 Jahren auf. Die Wucht, mit der sich dieser Schritt auf Gesellschaft und Evolution auswirkte, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Der Ackerbau führte unmittelbar dazu, dass sich die Lebensweise von nomadisch zu sesshaft verschob. Er ermöglichte, dass sich die Menschen niederließen, denn nur wenn genügend Lebensmittel sicher verfügbar sind, können sich gesellschaftliche Aktivitäten entwickeln, ohne täglich auf Nahrungssuche gehen zu müssen. Der bewusste Anbau unserer Nahrung war ein einschneidender, ja DER alles verändernde Schritt bei der Entstehung unserer Zivilisation.

Aufgrund der weltweit explodierenden Bevölkerungszahlen und der damit verbundenen hohen Nachfrage werden unsere Landwirte heutzutage von der Nahrungsmittelindustrie listig geleitet und kräftig kontrolliert. Sie zwingt ihnen Normen, Verordnungen und industrielle Produktionsvorgaben auf, die die Produktion zwar erhöhen, aber mit ungesunden Praktiken einhergehen. Seien wir realistisch: Die meisten unserer Landwirte gehen an diesem System der Lebensmittelindustrie zugrunde. Wir haben ein Grundrecht und das Monopol auf den Anbau von Nahrungsmitteln aus der Hand gegeben – an eben jene Nahrungsmittelindustrie. Wie zum Beweis ist der Anbau von Nahrung in manchen Ländern nicht einmal mehr Thema in der Schule. Wir hatten im Biologieunterricht zwar die Reproduktion von Pflanzen behandelt, doch das fand ich persönlich nicht sonderlich interessant. Der Stoff war zu theoretisch, und die behandelten Arten erschienen mir unattraktiv. Da ich in der Stadt geboren und aufgewachsen bin, war aber das Fach Biologie der einzige Berührungspunkt mit der Natur.

Ich wundere mich eigentlich darüber, dass man uns nicht als Grundbildung beibringt, wie man Nahrung anbaut, und das bringt mich zu einer wichtigen Frage: Kann es sein, dass unsere Gesellschaft gar nicht möchte, dass wir wissen, wie wir unser Essen selbst anbauen könnten, weil wir dann weniger kaufen würden? Sollte diese Annahme zutreffen, müssen wir uns dieses Grundrecht zurückholen. Lebensmittel anzubauen und überhaupt erst zu verstehen, wie sie wachsen, ist unerlässlich, um eine tiefere Verbindung und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und vor allem mehr Respekt für das Essen auf unserem Teller zu zeigen.

Wer Pflanzen pflegt, bekommt schnell den Stempel mit dem grünen Daumen aufgedrückt. Und viele von uns würden sich eher einen „schwarzen Daumen“ zuschreiben, weil ihnen schon viele Pflanzen eingegangen sind. In Wahrheit haben wir aber alle einen grünen Daumen, er ist Teil unserer angestammten uralten Traditionen. Wir alle besitzen genügend Wissen und die Fähigkeit, unser Essen selbst anzubauen.

Lassen wir uns also von Misserfolgen nicht verunsichern, ich will auch erklären, warum. Nehmen wir das Beispiel mit dem Basilikum: Erstens sind die meisten Basilikumsorten einjährig, und in unseren Breiten ist es ihnen schnell zu kalt. Die Pflanze lebt also immer nur ein Jahr und stirbt noch im selben ab. Das hat nichts mit uns und unseren Gartenkünsten zu tun, es ist einfach ihr natürlicher Lebenszyklus. Zweitens ist das im Supermarkt gekaufte Topfbasilikum nicht dafür gedacht, lange zu überdauern oder gar weiterzuwachsen. Es wurde schnell hochgezogen, um verkauft und verbraucht zu werden. Drittens hast vermutlich auch du schon – genau wie ich – versucht, es nach draußen in den Blumenkasten vor dem Fenster umzutopfen, nicht wissend, dass neue Blumenerde im Schnitt nur für sechs Wochen Nährstoffe enthält. Danach muss gedüngt werden. Und nein, das bisschen Wein und die paar Zigarettenkippen, die in einer Partynacht dort im Topf gelandet sind, gehen nicht als Dünger durch.

Da uns niemand beigebracht hat, wie man die eigene Nahrung anbaut und sich des grünen Daumens bedient, den wir alle haben, ist es völlig normal, dass wir grundlegende Fehler machen. Wir brauchen nur ein paar einfache Grundprinzipien zu verstehen und etwas Übung, schon können wir das Potenzial, das uns unser grüner Daumen beschert, voll auskosten. In welcher Jahreszeit wächst was am besten? Wie erhalte ich die Erde in meinem Blumenkasten auf dem Fensterbrett gesund und nährstoffreich? Welchen Platz benötigt eine bestimmte Gemüse- oder Obstsorte, um sich gut zu entwickeln und Früchte zu tragen? Braucht diese Pflanze viel Sonne oder viel Wasser?

Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät! Mit ein paar wenigen grundlegenden Kenntnissen und durch unsere Praxis lernen wir sehr schnell, dass wir nahezu alles anbauen können – selbst auf einem kleinen Balkon. Die Natur ist ein wunderbarer Lehrer. Wer gut beobachtet und sich ihrem Rhythmus anpasst, wird schon bald seinen grünen Daumen voll entfalten!

The Frenchie Gardener

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