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Hybridsaatgut vs. samenfest – GESCHÄFT VS. NATUR

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Hybridsamen entstehen aus der Kreuzung mehrerer Sorten, man erkennt sie meist am Zusatz „F1“ neben dem Namen der Sorte auf dem Samenpäckchen. Um dir auf einfache Weise zu erklären, wie Hybridsorten gezüchtet werden, nehmen wir mal drei Tomatensorten an – Sorte A, die besonders resistent gegen Krankheiten und Schädlinge ist, Sorte B, die besonders haltbare Früchte hervorbringt, und Sorte C, die mit einem besonders hohen Ertrag aufwartet. Diese drei Sorten nebst ihren hervorstechenden Eigenschaften werden nun durch Kreuzung zu einer Hybridsorte kombiniert, die zum Superstar unter den Tomaten wird, da sie besser, schneller und schöner wächst. Viele andere wichtige Faktoren werden dadurch aber verdeckt oder überlagert, und leider ist ein sehr großer Teil des Saatguts, das für unsere Ernährung verwendet wird, inzwischen Hybridsaatgut.

Bei Hybridsamen ist der natürliche Prozess, bei dem sich wieder und wieder fruchtbare Samen derselben Sorte herausbilden, unterbrochen. Hybridsorten produzieren zwar auch Samen, sind aber nicht samenfest. Das bedeutet, dass die nächste Generation nicht derselben (Hybrid-)Sorte entspricht, da sich die Merkmale der Elterngenerationen wieder vermischen. Die positiven Eigenschaften, die zur Zucht der Hybride geführt und den „Superstar“ unter den Tomaten ausgemacht haben, sind wieder verschwunden. So entsteht eine zweite Hybridgeneration. Bei dieser kommen zwar bestimmte Merkmale von Sorte A und/oder B und/oder C vor, doch die sind eher zufällig zusammengewürfelt, geschwächt und fast nie in der ursprünglich gewollten „perfekten“ Ausprägung vorhanden, für die man mit dem Kauf des F1-Hybridsamens bezahlt hat. Um dieselbe Superstar-Sorte aussäen zu können, hast du also – Überraschung! – keine andere Wahl, als wieder in den Laden zu tigern und erneut die tollen Hybridsamen zu kaufen.

Als ich das begriff, wurde mir klar, wieso die Saatgutherstellung zu einem dermaßen florierenden Geschäft werden konnte, initiiert von der Lebensmittelindustrie. Diese hat ein hybrides System geschaffen, das uns dazu zwingt, immer und immer wieder neue Samen zu kaufen, während die Natur mit ihren alten, samenfesten Arten und Sorten Hunderte von Samen kostenlos anbietet. Dass sich Hybridsaatgut verheerend auf die Artenvielfalt auswirkt, versteht sich dabei von selbst.

Nun, da die Nachfrage nach Hybridsamen auf dem Saatgutmarkt erst einmal geweckt ist, können wir im Gartenmarkt nur noch diese Hybridsorten im Regal finden. Warum? Weil die mächtigen Hybridsaatgutproduzenten sehr geschickt einen monopolistischen Markt aufgebaut haben und ihn bestimmen. In Frankreich z. B. haben sie einfach einen offiziell gültigen und behördlich verfügten Katalog veranlasst, in dem das für den kommerziellen Handel zugelassene Saatgut aufgelistet ist. Mit Sämereien, die nicht im „offiziellen“ Katalog auftauchen oder erwähnt werden, darf schlicht und einfach nicht gehandelt werden. Samenfeste, alte Sorten spielen in diesem Katalog nur eine sehr, sehr untergeordnete Rolle, während Hybridsamen überrepräsentiert sind. So wurden Handelsgesellschaften oder Bauern, die alte, samenfeste Sorten vertreiben, einfach und ganz bewusst zu Gesetzesbrechern gestempelt. Seit Juni 2020 soll in Frankreich der Verkauf von Saatgut samenfester, alter Sorten an Hobbygärtner endlich wieder erlaubt sein, was Hoffnungen schürt.

Die EU hat diesem Gesetz jedoch noch immer nicht zugestimmt – traurig, aber wahr. Es scheint, als verfügten Lobbyisten leider immer noch über sehr großen Einfluss. Möge dieser Einfluss verschwinden, damit die naturgegebenen alten und samenfesten Sorten wieder sprießen können, denn sie sind der Schlüssel zum Erhalt der faszinierenden Biodiversität auf unserer Erde.

Allein bei den Tomaten gibt es weltweit über 3.000 samenfeste Sorten, die aktiv angebaut werden, und mehr als 15.000 bekannte Sorten überhaupt. Das ist das Schöne an diesen Samen, sie sind unser Erbe – die verschiedensten uralten Sorten, alle unterschiedlich in Form, Größe, Farbe und Geschmack. Wenn also jemand sagt, etwas zu säen sei eine wahrhaft faszinierende und wunderbare Erfahrung, so ist das völlig richtig. Noch richtiger wäre es, wenn dieser Jemand keinen Hybridsamen verwendete. Ein winziges Samenkorn einer samenfesten, alten Sorte bringt essbares Gemüse oder Obst hervor und erzeugt wieder neue Samen, die sich fürs nächste Mal oder die nächsten Jahre sammeln und wieder aussäen lassen.

Ich hoffe sehr, mit diesen Informationen das Verlangen in dir geweckt zu haben, es mir gleichzutun und ebenfalls diese wunderbaren alten, samenfesten Sorten in deinem urbanen Gartenreich zu ziehen. So kannst du aktiv zu jener wundervollen Artenvielfalt beitragen, die die Natur bereithält.


Die samenfeste Tomatensorte ’Indigo Rose’ reift in spektakulären Farben: Außen schimmert sie dunkel-violett und schwarz, innen bleibt sie rot.


The Frenchie Gardener

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