Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 92
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Shukkner
»Ich kann mich nicht entscheiden«, klagte Shukkner.
»Na, das ist ja Klagen auf hohem Niveau.« Obshez saß ihm gegenüber und polierte Gläser. Das hätten seine Sklaven übernehmen können, doch der Herbergsvater gefiel sich in der Pose des Machers, der sich nicht scheute, wichtige Gäste höchstpersönlich zu bewirten.
Shukkner stieß ein heiseres Lachen aus. Natürlich galt Obshez' Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern den Splitterjägern. Sie gehörten einer Zunft an, die eigentlich nichts Besonderes tat – sie plünderten Himmelssplitter. Aber dabei hatten sie solch eine Kunstfertigkeit erreicht, eine so sensible Riechspalte entwickelt, dass sie den stählernen Trümmern die wertvollsten Gegenstände entlockten.
Die zwei Splitterjäger am Spucktresen waren neu in Bossonu. Sonst hätte ihre Suche nach einer Unterkunft nicht in Obshez' Herberge geendet. Der alte Krautstrecker hatte ein gutes Netz an Werbern gesponnen, das ahnungslose Gäste einfing wie Maulblütler unvorsichtige Silberkäfer.
In diesem Moment legten die Splitterjäger Münzen auf den Tresen, hieben zum Abschied mit der Faust darauf, dass die Geldstücke klirrten, und verließen das Gasthaus.
»Wenn du Glück hast, kommen sie wieder«, sagte Shukkner. »Oder sie empfehlen dich sogar weiter.«
Er bemerkte, dass Klurn ebenfalls ging. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, stand er in seiner Ecke auf und verließ die Krautstube. Sollte er nur. Momentan gab es nichts für den Sklaven zu tun. Vielleicht sprang sogar wieder ein gutes Geschäft dabei heraus, wie es Klurn mit dem letzten Splitterjäger gelungen war.
Für einen Augenblick verharrte Obshez. Er sah ins Leere, als müsste er sich seine nächsten Worte genau überlegen. Zaghaft griff er sich unter die Halskrause an den Nacken und rieb sich die Haut.
»Das hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit einer gewieften Riechspalte«, prahlte Obshez dann. »Ich weiß halt, für welchen Gast sich Aufwand lohnt und für welchen nicht.«
Er ging zum Tresen und drückte einem der Sklaven Glas und Poliertuch in die Hände. Unter dem Protest der übrigen Gäste steckte er das gute Halmkraut ein und ersetzte es durch die übliche Ware.
»Nimm dir besser nicht zu viel vor, Shukkner«, riet Obshez ihm, als er sich wieder zu Shukkner an den runden Tisch mit dem Spucknapf in der Mitte gesetzt hatte. Der Herbergsvater stopfte sich eine Portion seines besten Krauts in den Mund und fuhr schmatzend fort. »Zhitiye ist noch liebreizender geworden als bei deinem letzten Besuch. Die Männer spitzen den Luftmund, sobald sie einen Raum betritt. Und sie speien anerkennend Halmsud auf den Boden, über den sie geht.«
Bei dem Gedanken an ihre samtbraune Haut lief Shukkner der Speichel im Nährmund zusammen. Der Herzschlag des Dovoins beschleunigte sich, als er daran dachte, dass Zhitiye ihre zierlichen Arme um seinen Körper schlang. Er musste sich zusammenreißen, dass ihm die Riechschwämmchen nicht vor Erregung nässten, denn die lebhafte Vorstellung gaukelte ihm ihren würzholzigen Duft vor.
»Shukkner!«, hörte er sogar ihre Stimme. »Du bist wieder da!«
Er schrak auf. Sie hatte tatsächlich die Krautstube betreten!
Obshez lachte bellend. »Ich lass euch dann mal allein. Aber denk dran, was du mir versprochen hast, Shukkner!«
Der Henker wackelte bestätigend mit dem Kopf. »Ich habe bisher nur einen einzigen Vollzugsvertrag gestempelt. Die Angehörigen zahlen gut, um die Hinrichtung hinauszuzögern.«
Zhitiye setzte sich auf den Platz ihres Vaters. Sie sah Shukkner so tief in die Augen, dass sein Luftmund vibrierte. Mit Mühe brachte er ein paar Worte der Begrüßung hervor.
Dem Gruzz sei Dank, war Klurn gegangen. Sonst hätte er das letzte bisschen Respekt vor Shukkner verloren, das er noch in den alten Knochen trug.
»Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?« Zhitiye verstand seinen Zustand offenbar falsch.
Rasch beeilte Shukkner sich, ihr das Gegenteil zu beteuern. »Ich habe gerade überlegt, ob ich dir eine Freude damit bereiten könnte, dich zu einer Hinrichtung einzuladen«, log er.
Zhitiye verschränkte zwei Finger der rechten Hand. »Ich weiß nicht, Shukkner ... Abgetrennte Köpfe imponieren mir nicht.«
»Diese abgetrennten Köpfe werden es«, versprach er ihr. »Ganz bestimmt!«