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14.

Pen Assid

14. November 2046 NGZ

Ein Licht glomm auf, ein mobiler Scheinwerfer, der sich von Tolots rotem Kampfanzug löste und zur Höhlendecke schwebte. Warme Helligkeit flutete die steinernen Wände des Hohlraums, der einst als Luftblase inmitten der erkaltenden Lavafluten entstanden war.

Mit dem Abklingen der leichten Paralyse kehrten die Gefühle in Pen Assids Glieder zurück. Ihr Körper zuckte. Es pikste und brannte wie in einem eingeschlafenen Bein, in das das Leben zurückkehrte.

»Was hier gespielt wird?«, fragte Bru Shaupaard. »Ich habe an Bord der RAS TSCHUBAI nicht alles gesagt, was ich wusste.«

»Warum hast du uns Informationen verschwiegen?«, grollte Tolot.

»Weshalb hätte ich euch uneingeschränkt vertrauen sollen?« Shaupaard klang ehrlich überrascht. »Ihr seid Fremde für mich.«

»Trotzdem hast du dich auf den Handel mit Perry Rhodan eingelassen und ihm den Weg in die Zerozone gewiesen – unter beträchtlichen Opfern. Ein gewisses Vertrauen muss also existiert haben.«

Pen spürte, dass sie die Beherrschung über Zunge und Lippen zurückgewann. Immer mehr Bereiche ihrer Muskulatur kribbelten. Sie murmelte ein Wort, das mit etwas Phantasie wie »Setzen« klang, dabei spannte sie die Bauchmuskeln an. Der SERUN deutete die Lippenbewegung sowie die korrelierende Muskelkontraktion und richtete Pen in eine sitzende Position auf.

»Die zurückgebliebenen Reste der Vecuia in Ancaisin haben folgende Ziele«, zählte Shaupaard auf. »Die Befreiung der VECU, die Wiederherstellung der Vecuia und nicht zuletzt die Deckung der zahllosen aus Ancaisin Geflüchteten.«

»Die Sicherheit der Geflüchteten deckt sich mit unseren Interessen«, erkannte Tolot. »Ich verstehe.«

»Genau. Deshalb war ich davon überzeugt, dass ihr euren Teil des Handels erfüllen würdet. Es wäre sowohl für euch als auch für die Vecuia die ultimative Katastrophe, wenn die Kandidatin Phaatom Hinweise auf die Zufluchtsorte erhielte.«

»Wes... halb ... für die ... Vecuia?«, quälte Pen die ersten Worte hervor, seitdem Tolot sie paralysiert hatte.

»Die Flüchtlinge haben einige geborgene Relikte zugrunde gegangener Superintelligenzen mitgenommen. Diese Relikte dürfen der Kandidatin Phaatom und ihren Hilfstruppen unter keinen Umständen in die Hände fallen!«

»Ginge es nach meinem Ordinärhirn, würde ich dich in Stücke reißen, den Handel aufgrund deiner Unaufrichtigkeit aufkündigen, und die RAS TSCHUBAI würde in die Heimat zurückkehren. Du hast mit deinem Misstrauen die ganze Mission gefährdet.« Tolot beugte sich zu Shaupaard hinab, bleckte die Zähne und stieß ein bedrohliches Grollen aus. »Aber unsere Ziele decken sich weiterhin. Berichte also endlich alles, was du weißt!«

Der Cairaner zeigte sich unbeeindruckt. »Der Kubus aus Vektormaterie ist eine Apparatur, die dazu dient, etwas von der Substanz der VECU abzuschöpfen und zur Kandidatin Phaatom zu transferieren. Warum und auf welche Weise die Kandidatin dies will und macht, weiß ich nicht.«

Neben Pen rührte sich Gry O'Shannon. Ein Stöhnen entwich dem Mund der Wissenschaftlerin. Auch Jalland Betazou erholte sich von der Paralyse. Seine Beine zuckten. Obshez und Klurn hatten sich gesetzt und hörten schweigend zu.

Shaupaard fuhr unbeirrt fort. »Ich habe euch verschwiegen, dass der Kubus nicht das wahre Verlies ist – das eigentliche Verlies ist der gesamte Planet. Der VECU wird seit Jahrhunderten mittels einer Hyperfunksimulation vorgespiegelt, Ancaisin sei weitgehend verlassen und Zpud die letzte Welt der Vecuia!«

Er gestikulierte sparsam mit den Außenhänden. Die Gespürhände, mit denen Cairaner Gefühle ausdrückten, verharrten still.

»Diese Hyperfunksimulation ist durch eine paramentale Vorspiegelung der Kandidatin Phaatom verstärkt, die von einem Zusatzgerät des Hyperfunksenders ausgeht. Sollte jemand versuchen, die VECU aus dem Würfel aus Vektormaterie zu befreien und dafür die Sicherheitsarchitektur einreißen, würde die Vektormaterie freigesetzt und den Planeten innerhalb kürzester Zeit vernichten.«

»Die Nachkommen der Raumschiffsbesatzungen ...«, hauchte Pen. »Die Dovoin. All die vielen Bewohner des Planeten sind Geiseln der Kandidatin Phaatom.«

Ihr dämmerte, was Shaupaard zu tun gedachte. Bei all seiner Unerbittlichkeit beeinflusste ihn doch der Sextadim-Span der VECU. Die Superintelligenz würde keinesfalls den Tod ihrer scheinbar letzten Getreuen riskieren. Oder?

Der Cairaner hatte von Anfang an gewusst, wonach sie suchten, und niemals geplant, das Verlies zu zerstören. Er hatte auch gewusst, dass das weder ihrem Team noch der RAS TSCHUBAI möglich gewesen wäre.

»Du willst der VECU die Wahrheit sagen«, sagte sie. »Damit sie sich gegen den Kubus erhebt.«

»So ist es. Und dabei sollen die beiden Agenten der Vecuia helfen. Vermutlich warten die Sextadim-Späne in ihnen seit langer Zeit auf diesen Moment.« Shaupaard zeigte auf Klurn und Obshez.

Die Dovoin legten wie zur Bestätigung die Halskrausen ab, die eine aus Kupfer, die andere aus Holz. Sie präsentierten Pen und Tolot ihre bloßen Nacken. Die flachen Enden der Sextadim-Späne flackerten in einem blassen Rot auf der tiefbraunen Haut.

»Also war meine Vermutung falsch!«, entfuhr es Pen. »Obshez und Klurn sind keineswegs mutiert und deswegen gegen die Auswirkungen der Vektormaterie immun.«

»Nein«, sagte Shaupaard. »Die Späne schützen sie. Und ich hoffte, dass sie als unbewaffnete Einheimische keine Abwehrreaktion der Phersunen provozieren würden. Klurn sollte das testen und gleichzeitig nach der paramentalen Vorspiegelung fahnden, die die VECU täuscht.«

»Und ich habe diesen Plan zunichtegemacht«, erkannte Tolot. »Weil ich Klurn zurückholen wollte.«

»Ich trug Werkzeuge bei mir, um mich verstecken zu können.« Der Dovoin zog ein rechteckiges Gerät hervor.

»Deflektor und Emissionsdämpfer«, erklärte Shaupaard. »Die Redundanzmodule meines SERUNS.«

»Und Santral hat auch nicht zufällig ein Boot nach Bossonu geliefert«, konfrontierte Pen Klurn und Obshez mit ihrem Verdacht.

»Nein«, sagte Klurn. »Ich habe Santral den Hinweis darauf gegeben, wo er solch ein Gefährt finden kann und ihm als Motivation einen gefälschten Auftrag zukommen lassen. In Bossonu wollte ich es ihm über einen Mittelsmann günstig abkaufen, weil sein Auftraggeber schließlich nicht existierte und er einen Abnehmer suchen würde. Stattdessen traf ich Bru Shaupaard.«

»Die Sextadim-Späne haben uns zueinandergeführt«, sagte der Cairaner.

O'Shannon hatte ebenfalls die Gewalt über ihre Stimme zurückgewonnen, wenn sie auch rau wie ein Reibeisen klang. »Zurück zur Befreiung der VECU. Was geschieht, falls durch diese Aktion die Vektormaterie freigesetzt wird?«

Eine Gänsehaut jagte Pens immer noch leicht tauben Rücken hinab.

»Das wird nicht geschehen! Die VECU wird nur einen sehr kurzen Zeitraum für den Ausbruch benötigen«, behauptete Shaupaard. »Die Vektormaterie des Kubus wird durch hochwertige Kraft- und Fesselfelder gehalten. Die Technologie ist mir unbekannt, aber ähnlich jener, mit der die Phersunen die Vektormaterie im Paragravitativen Nukleus der Depotgerüste fixieren. Nur ungleich stärker. Nach dem Durchbruch werden diese Felder die Vektormaterie wieder formen. Oder sie wird schlimmstenfalls ohne weitere Umstände in den nächstgelegenen Abyssalen Triumphbogen stürzen.«

»Wir warten schon lange darauf, diese Aktion angehen zu können«, ergriff Obshez das Wort. Seine Riechspalte schimmerte feucht. »Aber das wird nur unter der Bedingung einer effektiven Hilfe von außen gelingen.«

»Was müssen wir tun?«, fragte Tolot.

Shaupaard übernahm wieder. »Wir drei, die Dovoin und ich, werden durch die Zusammenlegung der drei Sextadim-Späne ein hypermentales Leuchtfeuer entzünden, dem die VECU folgen kann.« Er zeigte auf den Haluter. »Damit die VECU uns folgt, musst du die Hyperfunkanlage sabotieren, die die irreführenden Nachrichten ausstrahlt. Und das Zusatzgerät, das für die paramentale Vorspiegelung verantwortlich ist!«

Jalland Betazou hatte sich aufgesetzt und hartnäckig die Stiefelspitzen des SERUNS betrachtet. Als Shaupaard seinen Namen nannte, schreckte er auf.

»Dich habe ich ausgewählt, weil ich dich für den Anflug auf Zpud brauchte. Du hast gute Dienste geleistet. Ebenso du, Pen, bei unseren Verhandlungen mit den Ladhonen und Dovoin. Nun müsst ihr Icho Tolot bei der Sabotage des Hypersenders unterstützen.«

»Und des Zusatzgeräts«, sagte Pen tonlos.

»Genau.«

»Und ich?« O'Shannons Stimme triefte vor ätzendem Spott. »War ich ein hilfreicher Kompass? Vervollständigung des magischen Dreiecks, bestehend aus Jalland, mir und dem Kubus?«

Shaupaard reagierte nicht auf den angriffslustigen Tonfall. »Du hast die Abyssale Dispersion durchlaufen. Deshalb kannst du rein physisch den Kontakt mit der Vektormaterie für kurze Zeit überstehen und übernimmst daher den wichtigsten Part.«

O'Shannon riss die Augen auf. »Ich soll ...«

»... eine Schneise in die Mauer aus Vektormaterie schlagen.« Shaupaard zeigte weiterhin kaum eine Regung, blieb bei den knappen Gesten, als erläuterte er die Regeln des Schachspiels oder des Garrabo. »Wir Träger der Sextadim-Späne werden es dir ermöglich, indem wir zuvor den Schutzschirm mithilfe der Sextadim-Späne durchdringen.«

»Was passiert danach?«, fragte Pen.

»Wenn alles gut geht, wird die VECU von Zpud fliehen und uns dabei auf der RAS TSCHUBAI absetzen. Oder auf der am Systemrand wartenden ZALTERTEPE-Jet.« Der Cairaner bedachte sie nacheinander mit einem eindringlichen Blick. »Das sagte ich doch bereits nach unserer Landung.«

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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