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11.

Shukkner

Das Fallbeil raste abwärts. Die Menge hielt die Luft an. Ein satter Ton löste das schneidige Zischen ab, als die Schnittfläche des Beils das Genick des Delinquenten durchtrennte.

Dumpf plumpste der abgetrennte Kopf in den bereitgestellten Korb. Blut spritzte aus dem Torso und plätscherte durch die Buntmetallrinne in den Auffangbehälter.

Bald würden die Kunden Schlange stehen, um seine geräucherten Würste zu erstehen. Shukkner musste unbedingt frisches Fleisch kaufen, und zwar dort, wo ihn niemand mit dieser Hinrichtung in Verbindung bringen würde.

Aber das hatte bis zum Beginn der Mitternachtsmärkte Zeit. Das unvermeidliche Abbauen und Reinigen der Geräte würde den ganzen Abend beanspruchen. Mittlerweile dämmerte es. Stadtsklaven zündeten die ersten Fackeln und Gaslaternen für die Nacht an.

Zhitiye sah Shukkner zweifelnd an.

Er packte den zuckenden Torso, öffnete mit einem Fuß die Falltür des Podests und ließ seinen Delinquenten hineinfallen. Der plumpste auf einen Sack Geiferkraut. Staubwolken stiegen auf. Bevor sie im Luftmund kratzten und die Riechschwämmchen reizten, schloss der Henker die Klappe.

Shukkner heimste den Applaus ein sowie die Bezahlung der erfolgreichen Kläger. Dann winkte er der jubelnden Menge zu. Schnell löste sich das Publikum nach dem Spektakel auf. Zwischen den Dovoin erkannte er seinen Sklaven Klurn, der auf sie zuschlenderte.

Shukkner hieß ihn, mit drei abgewinkelten Fingern der linken Hand, zu warten.

Dann führte er Zhitiye die Treppe hinab, öffnete eine Tür und trat geduckt unter das Podest. Shukkner winkte ihr, ihm zu folgen.

Ächzend rappelte sich der Delinquent wieder auf. Angstspeichel troff ihm aus dem Nährmund, die Riechschwämmchen pulsierten so stark, als würden sie aus ihrer Spalte springen. »Ich hatte fast nicht mehr daran geglaubt, dass du dein Versprechen wahr machst«, krächzte er.

»Ich verspreche nichts, ich verhandle.« Shukkner klimperte mit dem Münzbeutel, in dem er die Unachtsamkeitsgebühr entgegengenommen hatte. »Und jetzt verschwinde. Mein Sklave wartet mit einer Maskierung auf dich.«

Zhitiye schwieg einen Moment. Dann strich sie Shukkner über den gebogenen Rücken, der sich seit Jahren nach dieser Berührung sehnte. Er war um einiges gerader gewesen, als er Zhitiye zum ersten Mal gesehen und nie wieder vergessen hatte.

»Das war ... beeindruckend!«

Shukkner verzog Luft- und Nährmund zu einem doppelten Lächeln, dem des Gewinners. »Ich bin eben kein einfacher Henker. Vielmehr sehe ich mich auch als Illusionist. Das ist meine wahre Profession!«

*

Klurn erwartete sie vor dem Hinrichtungspodest. Einen Moment verspürte Shukkner Lust, ihm eine Wurst in den Luftmund zu stopfen, damit er elendig daran krepierte!

Warum hatte sein Sklave nicht längst begonnen, die Enthauptungsmaschine abzubauen? Jede ungenutzte Minute kostete bares Geld!

Stattdessen störte Klurn seinen Erfolg bei Zhitiye! Er beugte sich zu ihm vor, Shukkner holte mit dem Arm aus, ballte die Hand zur Faust und ... Klurn flüsterte nur ein Wort: »Tomonuta!«

»Komm mit!«, bellte Shukkner. An Zhitiye gewandt fügte er leiser hinzu: »Mein Sklave ist nicht mehr der Schnellste, weder sein Körper noch sein Geist. Ich werde ihn züchtigen müssen. Den Anblick musst du nicht ertragen.«

Zhitiye verabschiedete sich. Sie folgte dem Sklaven ihres Vaters, der sie als Leibwächter begleitet hatte. Und sicher auch, um zu überwachen, dass Shukkner sich nicht mit Obshez' wertvollstem Tauschgegenstand aus dem Staub machte.

»Was hast du zu Tomonuta zu sagen?« Shukkner packte Klurn an den Armen. »Rück schon raus damit!«

Klurn war träge wie eh und je. Er fasste sich unter die Halskrause und rieb sich den Nacken. »Ich habe die Splitterjäger in Obshez' Herberge belauscht, um herauszufinden, ob es Hinweise auf neue Funde gibt, die bei deinem Handel mit Obshez behilflich sein könnten.«

»Und? Muss ich dir jeden Faden Halmkraut einzeln aus dem Nährmund ziehen?«

»Zunächst ergab sich nichts Interessantes, also habe ich mich unter die Splitterjäger gemischt, die sich in Bossonu treffen. Dabei fand ich heraus, dass Santral in der Stadt ist.«

»Wer soll das sein?« Allmählich wurde Shukkner ungehalten. »Klemm mich nicht unters Fallbeil!«

»Santral ist der Splitterjäger, dem wir den Hinweis auf den Himmelssplitter der Ladhonen gegeben haben. Er hat ein Schiff gefunden und sucht einen Käufer. Der Preis ist nicht gerade gering, weil es gut in Schuss ist. Zudem war der Transport aufwendig. Aber es soll leicht und stabil sein, da es aus einem exotischen Material besteht, das sonst nur in den Himmelssplittern existiert.«

Shukkner konnte sein Glück kaum fassen. Selbst wenn es teuer war ... vielleicht überzeugte das Schiff Obshez so sehr, dass er einen Teil der Kosten übernahm.

»Wie wird es angetrieben?« Nachdenklich bestieg Shukkner das Hinrichtungspodest. Er begann die Enthauptungsmaschine zu demontieren, damit sie wieder in den Laderaum des Wagens verstaut werden konnte.

Klurn schlurfte ihm hinterher. »Der einstige Antrieb ist ausgebaut, aber dem Gewicht nach wäre unsere Dampfmaschine stark genug, das Schiff bis nach Tomonuta zu bringen. Und zurück. Wir bräuchten nur noch Schiffsschraube und Ruder.«

Was für eine unverhoffte Möglichkeit! Was für ein unglaublicher Zufall! Zu gut, um wahr zu sein! Shukkner kam ins Grübeln. Was, wenn Klurn ihn reinlegen wollte? Sich einen Spaß erlaubte?

Er musterte den Sklaven, aber dessen Gesichtsausdruck war träge wie eh und je. Vielleicht sogar tumber, als hätte ihn das Belauschen und Ausspionieren der Splitterjäger zu viel Kraft gekostet.

Dennoch ... der Zufall war zu glücklich, als dass Shukkner einfach darauf vertrauen durfte. »Hast du das Schiff mit eigenen Augen gesehen?«

»Ja. Es steht von Tüchern umhüllt in einer Lagerhalle, die von Santral angemietet wurde. Aber ich konnte einen Blick darunter erhaschen.«

Shukkner zog gedankenverloren am Strick, der das Fallbeil wieder in seine Ausgangsposition brachte. Es war vom Kunstblut verschmiert. »Obshez müsste es bis zur Küste nach Ugnoton transportieren. Von dort soll der Weg zu den Feuerinseln Tomonuta am einfachsten zu bewältigen sein, weil die Winde und Strömungen günstig sind. Ich habe das recherchiert, seitdem mir Obshez von seinem Wunsch erzählt hat, dorthin vorzustoßen.«

»Du würdest nicht mitkommen?«

Shukkner lachte. »Bist du verrückt? Ich kenne die Geschichten, die über Tomonuta kursieren. Dort haust der Alb ... Selbst Ugnoton wurde wegen ihm aufgegeben. Aber du bist doch mal zur See gefahren, Klurn, oder?«

»Ein paar Monate lang auf einem klapprigen Schlepper. Das ist lange her.«

»Wie hoch ist der Preis für das Boot? Ich werde meine Dampfmaschine und dich als Steuermann aufbieten. Vielleicht reicht es Obshez, um selbst einen Teil zu bezahlen und mir trotzdem Zhitiye zu überlassen.«

Klurn nannte den Betrag. Shukkner trocknete es die Riechspalte aus, wenn er daran dachte, wie viele Köpfe er von den Schultern verurteilter Dovoin trennen musste, um das Geld wieder hereinzubekommen.

»Beim verdammten Gruzz, das kann ich mir nicht leisten!«

»Vielleicht habe ich eine Idee, wie du dir das Schiff ganz ohne Kredit zulegen kannst«, sagte Klurn.

»Und wie?«

»Ich habe von anderen Interessenten gehört. Und die wollen ebenfalls nach Tomonuta reisen.«

Shukkner war so überrascht, dass er das Seil losließ. Mit einem Zischen und Knallen sauste das Fallbeil herab. »Das kann nicht sein! Was wollen sie auf Tomonuta? Soweit ich weiß, ist Obshez auf der Suche nach einem Schatz; er könnte Konkurrenz durch die Fremden befürchten!«

Er überschlug fiebernd die Beträge, die er auf der Stelle auftreiben konnte, und er schätzte, was für Geldmittel Obshez zur Verfügung stehen mochten. Aber verdammt, es reichte nicht aus!

»Ich habe mir die Fremden angesehen«, erzählte Klurn.

Shukkner befürchtete, der Sklave würde einschlafen, bevor er ihm alle wichtigen Einzelheiten berichtet hatte. »Und?«

Klurn verzog den Nährmund zu einem tumben Grinsen und formte mit dem Luftmund die Worte: »Das sind Verrückte. ›Forscher‹ aus Duun. Sie suchen nach Legenden der Dovoin, um uns besser zu verstehen.«

Shukkner lachte erleichtert auf.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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