Читать книгу Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan - Страница 28
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Gehorcht!
Gabrielle Montoya griff nach dem Arm der Kommandantin. »Sieh doch nur«, flüsterte sie.
Perry Rhodan bewegte sich!
Mit einem kurzen Husten setzte sich Rhodan auf und griff an seine Brust. »Das hat verflucht wehgetan!« Wütend starrte er zu dem Fremden in der roten, mit merkwürdigen Trophäen behängten Rüstung hoch. »Warum haben Sie das gemacht?«
Ächzend kämpfte er sich vollends auf die Beine und straffte seine Haltung, um deutlich zu machen, dass er sich keineswegs beeindrucken ließ.
»Das ist nichts weiter als eine lange Tradition«, antwortete der Druuwe gelassen. »Der Anführer einer besiegten Familie wird öffentlich niedergeschossen. Die Waffe ist natürlich auf geringe Intensität gestellt.«
»Das nennen Sie gering? Ich komme mir vor, als wäre eine Horde Haluter über mich hinweggetrampelt, und der letzte hat sich auf mich gesetzt, um ein Weilchen auszuruhen.« Rhodan war noch ein wenig blass, hatte offenbar weiterhin Schmerzen, doch sein Blick war unbeugsam und voller Zorn. »Das ist eine idiotische Tradition!«
»Ja, das sagen ziemlich alle, die es trifft – trotzdem sind Sie am Leben. Also stellen Sie sich nicht an wie ein Neugeborenes.«
»Ach, dankbar soll ich Ihnen auch noch sein?« Rhodan hob leicht den Arm, vollendete die Geste aber nicht, die bestimmt nicht freundlich gemeint war, sondern ging auf die beiden Frauen zu. »Mit euch alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, behauptete Thora Rhodan da Zoltral, trotz der erkennbaren bläulich verfärbten Flecken an ihren Unterarmen und einer dunklen Schwellung an der linken Wange.
Rhodan grinste kurz. Montoya sah, dass er erleichtert war – und sich über Thoras Zustand nicht wunderte.
Die übrigen Offiziere atmeten auf und entspannten sich ein wenig.
Gucky!, dachte Montoya intensiv. Wo auch immer du bist, versteck dich! Sie war sicher, dass der Ilt das sowieso tat.
Der kleine Mausbiber verfügte über eine große Erfahrung, preschte aber manchmal etwas unbedacht vor, um seine Freunde aus brenzligen Situationen zu retten. Dass er sich nun nicht zeigte, beruhigte Montoya. Sie hoffte, dass sie mit ihren Gedanken dazu beitrug, dass es auch dabei blieb und sich Gucky in Geduld übte, bis er zum Einsatz kommen konnte.
Zum Glück hielt sich nur die Notbesatzung der Nachtschicht in der Zentrale auf, mit Ausnahme von Sarah Maas an der Funk- und Ortungsstation.
»Mir kommen gleich die Tränen«, dröhnte Zakhaan Breel. »Nun, Anführer Perry Rhodan, Sie scheinen nicht von hier zu sein. Gnädigerweise werde ich Ihnen deshalb ein paar Erläuterungen liefern.«
»Wollen Sie uns dazu nicht Ihr Gesicht zeigen?«, forderte Rhodan.
»Gleich«, vertröstete ihn der Druuwe. »Erst muss ich noch ein paar Befehle geben.«
Niemand konnte es verhindern. Rhodan wies die Offiziere in der Zentrale an, sich ruhig zu verhalten, während der Eindringling über die Rundrufanlage der CREST II eine Ansprache an die Besatzung hielt.
»Gesamte Besatzung, hier spricht Zakhaan Breel, Ihr neuer Oberkommandierender. Alle Führungsoffiziere, die Kommandantur und Einsatzleitung sind hiermit ihres Postens enthoben. Ich übernehme an ihrer Stelle. Hiermit wiederhole ich meinen Anspruch auf dieses Raumschiff samt Inventar und allen darauf befindlichen Personen, ohne Ausnahme. Darin eingeschlossen ist selbstverständlich jede einzelne individuelle Akschia. Sie sind dazu angehalten, Ruhe zu bewahren und keinerlei Widerstand zu leisten. Warten Sie unsere weiteren Anweisungen ab, die in Kürze erfolgen werden. Wir wollen Ihnen kein Leid zufügen, denn nur eine vollständige, unbeschädigte Ware ist eine gute Ware. Sie können sich dazu gratulieren, dass meine Familie Sie als Erste aufgegriffen hat, andere Druuwensippen sind nicht so zuvorkommend. Sie werden sehen, dass es sich sehr angenehm mit uns lebt – solange Sie sich kooperativ verhalten und keine Dummheiten machen. Beachten Sie meinen wichtigsten Hinweis: Wert hin oder her, wer meutert, wird eliminiert. Ohne Anhörung, ohne Verhandlung. Meine Roboter und ein Enterkommando werden sich nun im ganzen Schiff verteilen und Ihre Personalien feststellen. Machen Sie mit, dann geht es schnell und Sie haben wieder Ihre Ruhe vor uns. Wir sind nicht daran interessiert, Sie permanent unter Bewachung zu halten und zu bedrohen. Sie sollen sich in Ihrer natürlichen Umgebung möglichst wohlfühlen. Zakhaan Breel Ende.«
Er wandte sich den Offizieren zu. »Ich bitte um Aktivierung entsprechender Holos, um aufzuzeigen, was nun im Schiff geschieht, damit jeder hier informiert ist.«
Die Innenkameras übertrugen, wie Roboter und Druuwen einem Heuschreckenschwarm gleich durch die geöffneten Außenschotten in die CREST II einfielen und die Decks nach und nach unter ihre Kontrolle brachten.
»Sie können wieder abschalten!« Breel blickte wieder Perry Rhodan, Thora Rhodan da Zoltral und Gabrielle Montoya an. »Sie drei also sind es, auf die es ankommt. Und zwischen Ihnen beiden besteht eine enge Verbindung.« Er deutete auf Rhodan und Thora.
»Ich verhandle nicht mit einem Gesichtslosen«, äußerte Rhodan scharf.
Sagt der Mann, der zuvor die Kommandantin überredet hat, mit genau diesen Piraten zu verhandeln, dachte Montoya spöttisch.
Aber natürlich war es die richtige Entscheidung gewesen, denn die Reparaturarbeiten der CREST II waren noch nicht abgeschlossen. Insbesondere die Schutzschirm- und Waffensysteme waren nach wie vor nicht einsetzbar. Keine gute Ausgangslage bei einem Piratenangriff.
Auch eine Flucht hatten sie in Erwägung gezogen. Doch es gab keinen geeigneten Rückzugsort auf dem Planeten. Ein Notstart? Zu spät und technisch zurzeit ebenfalls nicht möglich. Vor allem: wohin fliehen, wenn der Angreifer bereits so nah war?
Also hatte Thora kapituliert und dem Eindringling die Zentrale geöffnet.
Die Druuwen hatten trotzdem erst wild und überflüssig herumgeballert; das schienen sie besonders gern zu machen. Aber darüber hinaus einen Waffenlosen niederzustrecken, der sich bereits ergeben hatte – das war der Gipfel. Unzivilisierte Barbaren!, schimpfte Montoya in Gedanken. Wir werden euch Manieren beibringen, das schwöre ich.
Breel gab sich weiter überheblich. »Aber wir verhandeln doch gar nicht. Sie sind mir ausgeliefert.« Seine Stimme klang amüsiert. »Ich offenbare Ihnen lediglich meinen guten Willen, wenn ich Sie darüber aufkläre, worum es geht.« Er wies hinter sich. »Meine Roboter bewachen Ihre Leute. Verhalten Sie sich kooperativ?«
»Gewiss«, bejahte Rhodan brummig.
»Mein Schwur gilt«, bestätigte auch Thora mit erkennbar nur mühsam unterdrückter Wut. »Aber ich gefährde nicht meine Mannschaft, für die ich verantwortlich bin.«
»Ich habe nichts hinzuzufügen«, stellte Montoya klar. Sie fragte sich, was derzeit wohl im restlichen Schiff vor sich ging.
*
Yuudai Nakamura, der Sicherheitschef der CREST II, war sofort aus dem Bett, als der erste Alarm erklang. Er versuchte gar nicht erst, Kontakt zur Zentrale aufzunehmen. Schon ein kurzer Blick auf die Vorgänge rund um das Raumschiff, die er sich von den Außenkameras in seine Kabine übertragen ließ, genügte.
Eine offenbar gut ausgestattete Piratenbande hatte den richtigen Moment abgepasst, war mit Beibooten gelandet und ausgeschwärmt.
Perry Rhodan verkündete per bordweiter Durchsage, dass die Schiffsführung beschlossen habe, sich dem Gegner zu ergeben. Die richtige Entscheidung angesichts der Übermacht und der geringen Chancen der CREST II, sich zu wehren oder zu flüchten. Die Menschen mussten einen anderen Weg finden.
Nakamura legte sich sein Multifunktionsarmband um und nahm über eine verschlüsselte Verbindung Kontakt zur Waffenchefin Siobhan O'Sullivan auf, schickte ihr eine kurze Textnachricht.
»Wir treffen uns beim Logistikchef«, kam es nur wenige Sekunden später zurück.
Der Leitende Logistikoffizier war unter anderem der Herr über das gesamte Arsenal der Raumlandetruppen und Außeneinsätze. Olav Bropkowin, gebürtiger Russe, ein Berg aus Sehnen und Muskeln. Mit ihm legte sich niemand so leicht an.
Nakamura benutzte seine Überrangcodes, um sich über die Entwicklungen an Bord auf dem Laufenden zu halten. Außerdem wies er die Positronik an, die kürzeste, zugleich auch sicherste Route in die Logistikzentrale zu ermitteln, die verhinderte, dass er dem Feind in die Arme lief.
Die CREST II war ein Riese mit, wenn man den Ringwulst nicht mitrechnete, 1500 Metern Durchmesser und gliederte sich in drei konzentrisch gestaffelte Kugelschalen. Die innerste Kugel mit 100 Metern Durchmesser enthielt den Großteil der Mannschaftsunterkünfte, die Haupt- und meisten Nebenzentralen, Lebenserhaltungssysteme sowie die Hauptpositronik und weitere wichtige Einrichtungen. Genau dort hielten sich derzeit die meisten Druuwen auf und hatten die Kommandozentrale erstürmt.
Ein Holo baute sich über Nakamuras Komarmband auf und zeigte ihm den gewünschten Weg. Noch war nicht der gesamte Schiffskern vom Feind kontaminiert. Also sollte er sich besser beeilen.
Über verschiedene Schleichwege gelangte der Sicherheitschef zur Logistikzentrale, wo Olav Bropkowin zusammen mit seiner Stellvertreterin Ana Mareda üblicherweise Posten bezog und sein Depot an Waffen, Schutzanzügen und Erkundungsausrüstung verwaltete.
Zu Yuudai Nakamuras Erleichterung erwartete ihn Siobhan O'Sullivan bereits – und nicht nur sie. Josue Moncadas, John Marshall und Gucky waren ebenfalls anwesend, der Ilt hatte die beiden Mutanten per Teleportation hergebracht. Die anderen waren zu Fuß gekommen: Itai Levy, der Kommandant der Beibootflottille, Abhinava Singh Khalsa, der Befehlshaber der Raumlandetruppen, sowie fünf weitere Offiziere, drei Frauen und zwei Männer.
»Wo ist die übrige Besatzung?«, fragte Nakamura.
Die CREST II hatte zweitausend Personen als Personal an Bord. Es gab Tausende Verstecke für ein Katz-und-Maus-Spiel, wenn es darauf ankam. Aber dafür mussten sie erst mal aus den Arealen der innersten Zentralkugel entkommen.
»Ich denke, die meisten werden in ihrem Quartier geblieben sein, Mister Rhodans Anweisung gemäß«, antwortete Bropkowin mit gedämpfter Stimme, die normalerweise weittragend war. Er und Mareda hatten bereits ausreichend Kampfanzüge und Waffen aus dem Depot geholt.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Nakamura, während er in eine dieser Monturen schlüpfte und deren Mikropositronik aktivierte.
»Ich sollte in die Zentrale springen und Perry und Thora da rausholen«, schlug Gucky vor.
»Das hat keinen Sinn, Gucky«, lehnte Marshall ab. »Wir können nirgendwo hin.«
»Was ist mit der CRISTOBAL?«
»Die haben wir zum Glück noch als Fluchtoption. Noch weiß dieser Breel nicht im Einzelnen, wie unser Schiff ausgestattet ist. Perry wird sicher zuerst wissen wollen, worauf die Piraten es abgesehen haben, bevor er zu fliehen versucht. Deshalb sollten wir dafür sorgen, ihm den Weg zu bereiten.«
»Merkosh hat gesagt ...«, setzte Gucky an.
»Ja, richtig, Merkosh – wo steckt der überhaupt?«, unterbrach Nakamura. »Ist er wieder dabei, das Schiff auseinanderzunehmen?«
»Nein, er ist noch auf der Medostation«, antwortete Gucky. »In seinem Vitron, das schwarz verdunkelt ist. Wir können ihn weder sehen noch erreichen. Ich glaube nicht, dass er in irgendeiner Weise ansprechbar ist.«
»Gut, dann ist er auch nicht im Weg. Eine Sorge weniger«, stellte O'Sullivan fest.
»Was ist mit Rufus Darnell?«, fragte einer der Offiziere.
»Sitzt im Maschinenleitstand fest«, informierte Bropkowin. »Ich gehe davon aus, dass er und seine Leute den Zugang zu dieser Nebenzentrale verbarrikadiert haben.«
Nakamura presste die Lippen zusammen. »Das wird nichts nützen. Breel wird die Kooperation erzwingen. Deswegen müssen wir für entsprechende Unruhe sorgen.«
»Uns irgendwie mit entsprechender Ausrüstung auf den Planeten durchschlagen, ist keine Option«, überlegte O'Sullivan weiter.
Khalsa gab ihr recht. »Wir haben erst vor wenigen Stunden mit Müh und Not die Umgebung der CREST II von den Phygen befreien können – aber nur bis zur nächsten Nacht. Dann geht alles von vorn los, vor allem für Außenteams. Und die Druuwen sind mit mehreren Beibooten gelandet, die wir unmöglich alle ausschalten können. Schon gar nicht mit ihrer ganzen Flotte über uns im Orbit.«
O'Sullivan nickte. »Daher sollten wir uns überall im Schiff verteilen. Kleine, schlagkräftige Gruppen bilden, die in Guerillataktik Druuwenpatrouillen angreifen und ausschalten. Dies muss koordiniert geschehen, damit wir die CREST II Deck für Deck zurückerobern.«
»Wenn es sich bei den Druuwen tatsächlich, wie Merkosh beschrieben hat, um das handelt, was wir als Piraten bezeichnen, ist das die beste Strategie«, pflichtete Marshall ihr bei. »Oder vielmehr, wäre es. Denn wir wissen nicht, mit wie vielen Leuten Breel gekommen ist. W...«
Eine neue schiffsweite Durchsage unterbrach ihn. Diesmal stammte sie vom Anführer der Druuwen, von Zakhaan Breel. Er verkündete, dass die CREST II samt Besatzung nun »seiner Familie« gehöre und man weitere Anweisungen abwarten solle, die schon bald kämen.
Gleichzeitig schwärmten gepanzerte Druuwen und Roboter auf den Decks aus, mit einem Schwerpunkt dort, wo sich die Unterkünfte der Besatzung befanden.
»Wir müssen uns sofort verteilen!«, forderte Khalsa alarmiert.
»Vor allem müssen wir raus aus der inneren Zentralkugel«, übernahm Nakamura die Führung. »In die mittlere Kugelschale. Folgender Plan: Wir verschaffen uns die Kontrolle über die Lebenserhaltungssysteme hier im inneren Kern und der zweiten Schale. Mithilfe der hydroponischen Gärten der mittleren Fünfhundert-Meter-Sphäre können wir es dort eine Weile aushalten, um Widerstand zu leisten. Über die Versorgungs- und Wartungsschächte und mit Gucky können wir die Verteidiger in der Kernkugel unterstützen und beliefern. Sobald die Piraten erkennen, dass der Aufwand für den zu erwartenden Ertrag zu hoch wird, werden sie abziehen.«
Moncadas lachte trocken. »Das wäre denkbar, wenn es nur um ein Beiboot oder einen Hundert-Meter-Kreuzer ginge. Aber die riesige CREST II? Die Druuwen werden sie keinesfalls aufgeben. So ein mächtiges und großes Raumschiff finden die nur einmal in ihrem Leben. Bevor sie auf diesen Schatz verzichten, bringen sie uns alle um. Und wie John schon angedeutet hat, sind sie uns zahlenmäßig überlegen. Da sie sich hier draußen in einer vom Dunkelleben vergifteten Raumzone durchschlagen, dürften es ziemlich hartgesottene und skrupellose Kämpfer sein. Es wird ihnen gleichgültig sein, wie viele eigene Opfer es sie kostet, um an ihre Beute zu gelangen.«
Nakamura wiegte den Kopf. »Ja, vermutlich. Also dürfen wir auch selbst nicht zimperlich sein. Teilen wir uns auf. Eine Gruppe wird so viele Besatzungsmitglieder wie möglich dem Zugriff der Druuwen entziehen und sie in Verstecke bringen. Die anderen beiden Gruppen schlagen sich zu den Nebenzentralen der Lebenserhaltungsanlagen durch und koppeln sie von SENECA ab.« Er nickte allen zu. »Wenn es zu Feindberührungen kommt, schießen! Und zwar als Erste, bevor die es tun. Zunächst nur paralysieren; falls das nicht ausreichend erfolgreich ist, dann eben mit Thermostrahlern und Desintegratoren. Wir haben keine Wahl – wir oder die. Bei Robotern nehmen wir von vornherein keine Rücksicht.«
»Dann hole ich doch sofort Perry und Thora!«, beharrte Gucky.
»Sei vernünftig, Kleiner.« Marshall legte seine Hände an die schmalen Schultern des Mausbibers. »Du bist unser großer Trumpf. Du versteckst dich erst mal auf der CRISTOBAL und rührst dich nicht von dort weg, bis du von Perry oder Thora hörst.«
Die großen, dunklen Augen des Ilts schimmerten feucht. »Weiß schon«, piepste er kläglich. »Gabrielle hat mir einen intensiven Gedanken geschickt, den konnte ich nicht überhören. Sie will, dass ich mich verstecke.«
»Wir werden kämpfen, wenngleich ich fürchte, wir werden verlieren«, fuhr Marshall fort. »Wir zögern die Niederlage wahrscheinlich nur hinaus, trotzdem dürfen wir nichts unversucht lassen. Du aber darfst unter gar keinen Umständen etwas unternehmen, verstanden? Nichts, was die Aufmerksamkeit oder das Misstrauen der Druuwen erregen könnte. Denn wenn sie gewinnen, müssen wir einen anderen Weg finden, sie loszuwerden. Aber solange Breel die Hauptzentrale besetzt hält, haben wir nicht viele Optionen.«
Gucky war anzusehen, wie sehr er mit sich rang. Jeder wusste, wie mutig er war. Er ging keiner Gefahr aus dem Weg, wenn es um seine Freunde ging, und ließ niemanden im Stich.
»Tu es, Gucky. Deine Stunde wird noch schlagen«, sagte Nakamura auffordernd.
»Also schön.« Im nächsten Moment war er verschwunden.
»Alle fertig?«, wandte Nakamura sich an die Runde. »Dann brechen wir auf!«
*
Guckys Ohren hingen nach unten, als er in der CRISTOBAL materialisierte. Er hatte vor dem Sprung geespert, ob sich schon Druuwen auf dem Großbeiboot aufhielten, doch das war zum Glück nicht der Fall. Die Piraten würden früher oder später dahinterkommen, was es mit der halbkugelförmigen Ausbuchtung am oberen Pol der CREST II auf sich hatte. Aber da es noch mehr als genug Beute an Bord zu machen gab, fiel diese Schiffssektion vorerst nicht besonders auf.
Notfalls würde Gucky die CRISTOBAL allein verteidigen, ihm würde schon etwas einfallen. Leider konnte er sie nicht starten. Auch wenn sie mit einer vergleichsweise kleinen Notbesetzung bedient werden konnte – hierfür nützten ihm seine multiplen Paragaben nichts. Für die Inbetriebnahme eines 200 Meter durchmessenden Schweren Kreuzers war mehr als ein hoch ausgebildeter Raumfahrer und erst recht mehr als ein einzelner Mausbiber nötig.
»Außerdem mache ich mich ganz gewiss nicht allein vom Acker!«, piepste er vor sich hin.
Er wünschte, er könnte Perry Rhodan eine telepathische Nachricht übermitteln. Oder sein großer Freund würde ihm einen Gedanken schicken, nur einen ganz kurzen. Denn es war derzeit schwierig, sich mental auf eine einzelne Person an Bord zu konzentrieren. Die gesamte Besatzung befand sich in Aufruhr, vielfach beherrschte laute und starke Angst ihre Gedanken, dazu Rat- und Hilflosigkeit. Auch Widerstand und Zorn konnte Gucky verbreitet spüren. Die Gedanken der Druuwen kamen zu all diesem Wirrwarr noch hinzu. Sie waren zwar nicht so fremd, dass der Ilt sie nicht ein wenig lesen konnte. Er legte indes keinen Wert darauf; ihre Mentalimpulse waren von sehr viel Schmerz begleitet und zugleich wie benebelt.
Leidende Piraten! Das war doch pure Ironie, oder? Gucky interessierte es aber im Moment nicht, wieso die Druuwen ständig Schmerzen litten und deshalb hauptsächlich brutale, aggressive Gedanken aussendeten. Sie hatten die CREST II überfallen und waren somit klar die Bösen – die unter allen Umständen hinausgeworfen werden mussten.
Bedauerlicherweise waren es zu viele, als dass ein kleiner Ilt sie alle per Teleportation vor die Phygen hätte werfen können.
Und dann war da der Befehl des Sicherheitschefs. Eigentlich scherte sich Gucky nicht sonderlich um Autoritäten und machte normalerweise eher, was er wollte und für richtig hielt. In diesem Fall jedoch fügte er sich. Er war kein ausgebildeter Stratege, und es gab einfach zu viele Gefahren, zu viele Unwägbarkeiten. Vielleicht hätte er Perry und Thora zu retten vermocht, aber Zakhaan Breel würde nach ihnen suchen und das Schiff auseinandernehmen. Womöglich würde der Druuwe sogar töten, um sie durch Erpressung zurückzubekommen.
Und auch zu dritt konnten sie die CRISTOBAL nicht steuern, dafür war sie einfach zu groß.
Im Orbit lauerte zudem die Piratenflotte. Es bräuchte vermutlich nur ein paar Schüsse, und alle an Bord der CREST II waren Geschichte. Solange die Schiffswaffen und Schutzschirme nicht wieder einsatzbereit waren, hatten die Menschen keine Chance. Die CRISTOBAL konnte nicht schnell genug starten und sich entfernen, um nicht unter Beschuss zu geraten.
Ja, Gucky sah ein, dass er der verborgene Trumpf in der Hinterhand bleiben musste, bis Rhodan selbst ihn zum Einsatz rief. Doch es fiel ihm schwer. So unendlich schwer.
Gabrielle Montoya hatte keinen weiteren intensiven Gedanken mehr geschickt. Wahrscheinlich war sie gerade zu sehr anderweitig beansprucht. Solange kein mentaler Aufschrei von ihr kam, waren seine Freunde in Ordnung, davon war Gucky überzeugt.
Einsam und traurig wanderte der Ilt durch den verwaisten Gang in Richtung der Zentrale des Großbeiboots. Er war einfach irgendwo an Bord teleportiert, nicht direkt ins Zentrum, denn er wusste noch nicht, was er als Nächstes tun sollte. In der Zentrale warten, sich ein Versteck suchen oder ...
... oder einen fremden Gedanken in der Nähe auffangen, der eindeutig nicht hierhergehörte! War die CRISTOBAL doch nicht ganz so leer wie angenommen?
Nur ein kleiner Sprung, und jemand fuhr zu Tode erschrocken zusammen, als Gucky wie aus dem Nichts materialisierte und den Ertappten anpfiff: »Was hast du hier zu suchen?«