Читать книгу Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan - Страница 40
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Der geheimnisvolle Bingdu
Das Guradarun war tatsächlich nicht zu verfehlen, und der Sektor, in dem es lag, war in Blautönen gehalten, seinem Namen entsprechend.
Eine große Antigravplattform schwebte in der Mitte einer Halle voller teurer und aufwendig gestalteter Etablissements, auf der ein riesiges, goldenes Ei prangte. Das Eingangsportal war geschwungen und mit roten Zierelementen dekoriert. Es herrschte lebhafter Betrieb. Das Lokal mochte sehr teuer sein, dennoch erfreute es sich offenbar hoher Beliebtheit.
Während Zakhaan Breel auf die Rampe zusteuerte, um mit dem Transportband nach oben zu fahren, kam ihm ein kahlköpfiger, blauhäutiger Humanoide entgegen. Das war unverkennbar Kelechie, der Breels Personenfähre kurz vor der Ankunft bei der Station kontaktiert hatte.
»Ich hatte es befürchtet, dass du mich aufhalten willst«, sagte Breel knurrend. »Aber ich habe wirklich keine Zeit mehr für dich. Ich darf mich nicht verspäten.«
»Nur auf ein kurzes Wort, mein Roter«, schmeichelte der Händler. Er war mittelgroß, seine Statur eher schmal. Am auffälligsten waren seine nackten Füße, die außergewöhnlich lange Zehen mit dunkelblauen, auf der Oberfläche silbrig schimmernden Nägeln aufwiesen und die mit vielen Ringen geschmückt waren. »Ich kann dich gern unterstützen. Du hast nicht genug Erfahrung in diesen Dingen.«
»Ich werde es lernen. Außerdem hat Damaaq mich instruiert.«
»Also dann beteiligst du ihn?«
»Nein, das tue ich nicht. Nach diesem Handel werde ich ein Geschäft mit ihm abschließen, meine künftige Existenz auf dieser Station betreffend.«
Kelechies Haut wurde heller, selbst seine knallroten Lippen verloren ihre Farbe. »Du willst sesshaft werden?«
»Das ist noch nicht entschieden. Aber ich werde eine Niederlassung auf Sukar Masir eröffnen, ein Maklerbüro möglicherweise. Und dann, mein lieber Meister, werde ich überlegen, ob wir beide weiterhin auf Augenhöhe sind.«
Kelechie bewies, dass er ein wahrer Meister seines Fachs war und sich jederzeit anpassen konnte. Seine Farben kehrten augenblicklich zurück, und er lächelte. »Aber gewiss doch, das würde ich mir wünschen. Jemand, der so hoch hinaufsteigt, braucht jemanden, der ihn auffängt, wenn er strauchelt und abstürzt.« Er faltete die Hände, beugte kurz den Kopf und ging davon.
Rhodan und Gucky blieben unten, während Breel auf der gewundenen Rampe nach oben fuhr und am Eingang verharrte.
»Ah, na endlich!«, piepste der Ilt, packte Rhodans Hand und teleportierte mit ihm.
Sie rematerialisierten in einem kleinen, runden Raum, eins der Separees, das in Gold und Rot gehalten war, die vorherrschenden Farben des Hauses. Ein runder Tisch mit bequemen Sesseln, die für nahezu jede Körperform angepasst werden konnten, stand in der Mitte. In die Wand waren Nischen eingelassen, worin erlesene Getränke und kleine Häppchen bereitstanden. Man musste sich selbst bedienen, aus Gründen der Diskretion gab es weder Personal noch Roboter und selbstverständlich keine Überwachungssysteme.
»Bingdu hat auch alle an sein Separee angrenzenden Räume gemietet, um ungestört zu sein«, wisperte Gucky. »Das hier ist einer davon.«
»Denkst du, du schaffst es, die beiden telepathisch zu belauschen?«, fragte Rhodan besorgt.
Gucky grinste. »Bevor wir aufgebrochen sind und ich auf der CREST II zu dir gesprungen bin, habe ich mich kurz in der Fähre umgesehen. Keine Sorge, der Pilot hat mich nicht bemerkt.« Er hielt eine kleine Fernsteuerung hoch. »Ich habe die Sitze präpariert, und nun trägt Breel einen winzigen Spion bei sich, der sich an ihn geheftet hat und wegen seiner ganzen Trophäen nicht weiter auffällt. Wenn alles geklappt hat, ist er mittlerweile unbemerkt nach vorn gekrabbelt und liefert uns auch noch das Bild von Bingdu.«
»Und das sagst du erst jetzt?«, fragte Rhodan entgeistert.
»Lass mir doch auch ein bisschen Spaß.« Gucky gab ihm die Fernsteuerung. »Nachdem du mir gedanklich signalisiert hattest, dass wir beide Breel verfolgen werden, habe ich Kosum diesbezüglich um Hilfe gebeten, der mit Nakamura zusammengesteckt wurde, wie wir wissen. Kosum hat Nakamura ein bisschen befragt, dann war es nur noch ein kleiner Sprung in sein Depot in Nakamuras Unterkunft, und ...«
»War diese Wanze die ganze Zeit aktiviert?«, unterbrach Rhodan ungeduldig.
»Nein, natürlich nicht. Wir sollten damit auch warten, bis Bingdu sich davon überzeugt hat, dass Breel sauber ist. Ich gebe dir Bescheid.«
»Gucky, das war sehr scharfsinnig, aber ...«
»Bist du sauer?«
»Dir kann ich nie böse sein. Lassen wir's gut sein. Ich weiß ja, wie sehr du derlei Überraschungen liebst.« Rhodan kraulte Guckys Nackenfell.
Gucky konzentrierte sich und berichtete Perry Rhodan, was er espern konnte. Breel traf als Erster im Separee nebenan ein und gab sich Mühe, seine Nervosität zu unterdrücken.
»Ein Glück für ihn, dass man sein Gesicht nicht sehen kann.«
»Das wäre auch egal, da es so verunstaltet ist, dass er kaum über eine Mimik verfügt«, erwiderte Rhodan.
»Moment! Ich glaube, Bingdu kommt.« Aufgeregt hüpfte der Ilt in seinem Sessel auf und ab. »Ja, er ist es ... Er nähert sich. Und seine Gedanken sind ... Och nee!«
»Fremd?«
»Sehr fremd. Ich meine, irgendwie ist mir diese Art von Mentalimpulsen bekannt, aber ... ich kann sie nicht zuordnen. Seltsam. Ich kenne das und doch nicht. Ich weiß nicht, wer das sein könnte, tut mir leid. Und seine Gedanken verbergen sich vor mir, er hat sich sehr gut unter Kontrolle.«
»Verausgabe dich nicht zu sehr, Kleiner. Achte nur darauf, ab wann der Mikrospion zum Einsatz kommen kann, dann übernimmt die Technik den Rest und du kannst dich erholen. Ich weiß, der Kampf mit den Shafakk hat dich angestrengt – und der Weg hierher.«
Gucky widersprach nicht, was bedeutete, dass er tatsächlich ermüdete.
»Jetzt geht er rein. Er sieht sich um, vielleicht prüft er Breel gerade ... Breel steht noch ... und jetzt setzen sie sich. Bingdu ist wachsam, aber nicht misstrauisch. Los geht's!«
Rhodan aktivierte den Spion, und tatsächlich lieferte das Gerät ein Bild des Gegenübers von Zakhaan Breel. Wie befürchtet, trug der Käufer ein Spiegelfeld, das auch seinen Körper verbarg. Er schien von humanoider Gestalt zu sein; mehr war nicht festzustellen.
Auch seine Stimme war verfremdet. »Breel, meine Zeit ist knapp bemessen. Kommen wir also ohne Umschweife zur Sache.«
»Das ist mir sehr recht, denn ich muss so schnell wie möglich wieder auf mein Schiff zurück.«
»Von welchem sprechen Sie genau?«
»Von dem neuen. Haben Sie es gesehen?«
»Selbstverständlich. Eine sehr interessante Bauweise. Darüber reden wir ein andermal. Mir geht es zunächst ausschließlich um die Besatzung, die Sie an Bord vorgefunden haben.«
»Ich habe Ihnen Aufnahmen mitgebracht, die bezeugen, dass ich die Wahrheit spreche.« Breel aktivierte ein Hologramm, von dem nur ein Teil im Sichtfeld des Spions lag, doch dieses Bild brauchte Rhodan nicht komplett zu sehen. Er wusste, was es zeigte.
Zu schade, dass er Bingdus Reaktion nicht beobachten konnte. Aber das kurze Schweigen sagte auch einiges aus.
»Und sie sind tatsächlich gesund?«, fragte Bingdu.
»Sie sehen so aus, finden Sie nicht?«
»Ja. Das wäre ein wahrer Glücksfall. Wir haben zwar ständigen Nachschub an Testmaterial, aber das ist fast immer mangelhaft und hält nicht lange durch. Außerdem ist es unmöglich, damit eine unverfälschte Testreihe anzulegen. Insofern sind Gesunde fast unbezahlbar. Dennoch überzeugt mich das nicht vollends.«
»Ich habe noch etwas«, versprach Breel. »Sehen Sie sich das an.«
In dem Holo wurden nun Daten angezeigt, zusammen mit bildlichen Übersetzungen. Die Druuwen konnten die terranische, in diesem Fall englische Schrift nach wie vor nicht übersetzen. Aber Rhodan ging davon aus, dass die dargestellten Bildmuster universell verständlich waren. Wahrscheinlich handelte es sich um allgemeine biologische Analysen des Menschen, die sich Breel aus der Medoabteilung der CREST II besorgt hatte. Sollte zu den Daten auch das Humangenom gehören, würde Bingdu erkennen, dass es mit nichts vergleichbar war, was es im Omnitischen Compariat gab. Davon hatte Breel Damaaq wohlweislich nichts erzählt; diese Information war allein dem Käufer vorbehalten.
Und Rhodan hatte recht, wie sich an Bingdus Kommentar zeigte. »Das ist ganz und gar erstaunlich. Sie können nicht aus dem Contagiat stammen. Ich bin nicht mal sicher, dass sie aus dem Compariat kommen.«
»Ist das von Belang?«
»Und ob. Das ist ein unerwarteter Treffer, von dem wir nie zu träumen gewagt hätten. Wenn meine Vermutung zutrifft, sind diese Wesen nicht infiziert. Wie viele sind es, sagten Sie?«
»Ich sagte es noch gar nicht. Es sind rund zweitausend.«
Nun war das Schweigen deutlich beredt.
»Damaaq hat wahrhaftig nicht zu viel versprochen. Sie haben es geschafft, mich zu beeindrucken, Breel. Und das ist schon sehr lange keinem mehr gelungen.«
»Besten Dank.«
»Sie haben unerhörtes Glück gehabt. Und Sie haben das Richtige getan. Ich gratuliere Ihnen.«
Diesmal herrschte auf Breels Seite kurze Sprachlosigkeit.
Rhodan konnte es den Druuwen nicht verdenken. Nach all den Vorwarnungen von Damaaq verlief diese Unterhaltung völlig formlos, nüchtern, zielgerichtet. Ja, es gab sogar ein Lob.
Und genau das würde, wenn Rhodan an Breels Stelle gewesen wäre, sofort sein Misstrauen erwecken. Jemand, der so gefährlich war, lobte nicht. Der tötete. Aber er schenkte dem Schaf vorher eine reichhaltige Mahlzeit, süße Musik und sanfte Streicheleinheiten, bevor er es auf die Schlachtbank schickte. Damit es nicht wusste, was auf es zukam, und voller Vertrauen durch den Vorhang ging, weil es dahinter eine glorreiche Zukunft erwartete.
Bingdu stand auf. »Sie werden augenblicklich zu einer Forschungseinrichtung für das Dunkelleben aufbrechen. Ich werde Ihnen die Koordinaten übermitteln, sobald Sie wieder an Bord Ihres neuen Schiffs sind. Geben Sie mir Ihre persönliche Frequenz.«
»Soeben geschehen. Wo liegt diese Einrichtung?«
»Im Compariat.«
»Aber ... Aber ich habe keine Ausreiseerlaubnis, geschweige denn Einreiseerlaubnis ...«, stammelte Breel verdattert.
»Sie werden diese natürlich erhalten, stellen Sie sich nicht dumm. Denken Sie, das habe ich nicht längst alles in die Wege geleitet, bevor ich mich mit Ihnen getroffen habe? Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, dass diese Aktion in aller Eile ablaufen muss, bevor jemand im Compariat davon erfährt. Sie werden die Gesunden in eine nicht verseuchte Zone fliegen. Das beste Material, das wir jemals für unsere Forschungen bekommen können. Ein großes Wunder und eine große Hilfe, wenn nicht sogar die Rettung. Wir können endlich den vollen Verlauf ab dem Zeitpunkt der Infektion verfolgen und haben so viel Material, dass wir viele Vergleichsgruppen bilden können.«
Breel stand nun ebenfalls auf, dadurch erhielten die heimlichen Beobachter einen Eindruck der Umgebung. Der Raum sah genauso aus wie der, in dem Rhodan und Gucky heimlich mitlauschten. »Sofern wir uns handelseinig werden ...«
»Handelseinig?« Zum ersten Mal glaubte Rhodan, Spott in der verfremdeten Stimme hören zu können. »Breel, Sie haben ja keine Ahnung. Ab dem Moment, als ich in dieses Treffen eingewilligt hatte, waren wir uns bereits einig. Der Preis, den Sie verlangen wollen, wird weit unter dem liegen, was ich Ihnen biete. Wenn wir fertig sind, werden Sie sich eine eigene Raumstation kaufen können. Vielleicht nicht so groß wie Sukar Masir, aber nah daran.« Bingdu ging zur Tür. »Machen Sie sich an die Arbeit, desto schneller sind Sie reich.«
Während Zakhaan Breel – vermutlich fassungslos – verharrte, desaktivierte Perry Rhodan den Spion und leitete seine Selbstzerstörung ein. Das Mikrogerät würde sich in kleiner als staubkorngroße Bestandteile auflösen, sobald der Druuwe sich in Bewegung setzte, und nach und nach herunterrieseln.
»Was für ein gruseliger Kerl«, stellte Gucky schaudernd fest. »Hast du auch nur ein Wort von dem Versprechen über den Geldsegen geglaubt?«
»Nein. Bingdu kann sich keine Mitwisser leisten. Aber das soll nicht unser Problem sein.«
»Ja, das hat sich soeben vervielfacht ...«
»Schalte das Spiegelfeld ab«, bat Rhodan und nickte erleichtert, als der wohlvertraute kleine, rundliche Mausbiber mit dem pfiffigen Gesicht wieder zum Vorschein kam.
»Wir müssen dringend den kurzen Weg nehmen«, fuhr Perry Rhodan fort. »Die CREST II muss befreit werden, bevor Breel dorthin zurückkehrt, sonst steht allen ein entsetzliches Schicksal bevor. Dieser Bingdu verliert keine Zeit.«
»Klar, weil diese Aktion so was von illegal ist.« Gucky nahm seine Hand. »Dann mal los!«