Читать книгу Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan - Страница 35
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Aufbruch
Rhodan verteilte die Ausrüstungen, die er herbeigeschafft hatte. »Ihr müsst euch etwas suchen, in dem ihr die Sachen verbergen und dann rausschmuggeln könnt«, sagte er. »Die Schutzanzüge dürfen wir erst dann anlegen, wenn wir losschlagen können. Vorher wären wir damit viel zu auffällig.«
»Das bekommen wir schon hin«, beteuerten seine Mitstreiter.
»Der Plan lautet also, dass wir uns an die Zentrale heranschleichen, uns verbergen und darauf warten, dass du uns das Zeichen gibst, zu stürmen?«, vergewisserte sich Gabrielle Montoya.
Rhodan nickte. »Das muss geschehen, bevor Breel von der Handelsstation zurückkommt, aber nicht bevor wir herausgefunden haben, was genau er mit uns vorhat. Sonst rennen wir womöglich erst recht ins Verderben.«
»Ich gehe davon aus, dass meine Überrangcodes noch funktionieren«, sagte Thora Rhodan da Zoltral. »Die können sie noch nicht herausgefunden und gesperrt haben. Falls wir es nicht in die Zentrale schaffen, soll ich dann von hier aus versuchen, SENECA unter Kontrolle zu kriegen, von der Kabinenpositronik aus?«
»Wir kommen hinein«, erwiderte Rhodan überzeugt. »Ich erkläre euch, wie.« Er hielt ein Komarmband hoch. »Das habe ich Nakamura abgenommen, als ich ihn vorhin in der Messe getroffen habe. Er hat es nicht bemerkt – aber selbst wenn, hätte er wohl kaum Alarm geschlagen.« Er warf es Mentro Kosum zu. »Schaffen Sie es, seine Überrangcodes herauszukitzeln, damit wir zwecks Ablenkung ein wenig Chaos anrichten können?«
»Kein Problem«, versicherte der Emotionaut. »Egal wo er diese Daten versteckt hat, in dem Ding hat er in jedem Fall Spuren hinterlassen.«
»Wir sollten uns auf drei Gruppen aufteilen«, schlug John Marshall vor.
»Denkt ihr, die Druuwen zählen ab und zu durch?«, überlegte Montoya.
Thora schüttelte den Kopf. »Nein, das ist viel zu aufwendig. Sie haben auch bislang die Besatzungsliste nicht mit den Gefangenenzahlen abgeglichen, sonst wäre ihnen aufgefallen, dass beispielsweise Gucky fehlt. Auf einen mehr oder weniger kommt es ihnen nicht an, und sie gehen fest davon aus, uns alle erwischt zu haben.«
»Deshalb bin ich sicher, dass einige unserer Leute sich noch irgendwo verstecken«, meinte Josue Moncadas.
»Wann wollen wir loslegen?« Kosum wurde ungeduldig.
»Das wissen wir gleich«, sagte Rhodan.
In diesem Moment gab es einen Luftzug, dann stand Gucky neben ihm. »Die Fähre ist gerade reingekommen!« Der Mausbiber deutete auf das Holo mit dem Überwachungsbild aus dem Kommandantenquartier. »Breel kommt jeden Moment aus der Eishöhle und wird sich auf den Weg machen.«
»Damit ist Ihre Frage beantwortet, Mister Kosum.« Rhodan griff nach der kleinen Hand des Ilts. »Also los!«
Und weg waren sie.
Perry Rhodan hatte sein eigenes kleines Depot angelegt, bevor er die anderen Ausrüstungen in seine Unterkunft geholt hatte.
Gucky und er griffen die vorbereiteten Beutel, sie sprangen sofort weiter in ein verwaistes Werkzeuglager, um ihre Verkleidung vorzubereiten.
Zakhaan Breels Personenfähre hatte in den unteren Großhangar der CREST II eingeschleust und wartete dort auf ihren Passagier. Das Außenschott des Hangars war offen geblieben und derzeit nur durch ein Prallfeld vom Vakuum des Weltraums abgeschirmt, damit der Start zügig stattfinden konnte.
Der Zugang zum Werkzeuglager befand sich auf einer Galerie ein gutes Stück oberhalb des Hangarbodens. Die riesige Halle, die neben den kleinsten Beibooten der CREST II, den Mehrzweckpanzern sowie Gleitern und anderen Spezialfahrzeugen für gewöhnlich vor allem Fracht enthielt, war ein Labyrinth, dessen Anblick sich ständig änderte. Ganz nach aktuellem Bedarf wurde die Fracht fortwährend umgeschichtet, standen Container mal da mal dort, waren Prallfeldrampen aktiv, dazwischen bewegliche Galerien und Trennwände. In diesem vermeintlichen Chaos die Übersicht zu behalten, fiel selbst dem Logistikpersonal nicht leicht.
»Du meinst das also weiterhin ernst?«, jammerte Gucky mit Leidensmiene, während der Terraner auspackte.
»Ja, Kleiner, du verwandelst dich in einen etwas zu klein geratenen, aber ansonsten waschechten Shafakk und wirst als mein Leibwächter auftreten.« Er warf Gucky den Projektor zur Erzeugung eines passenden Spiegelfelds zu. »Hast du ein Antigravaggregat?«
»Ja«, gab der Mausbiber überraschenderweise zu. »Ich werde meinen Spezialanzug tragen, den ich mir geholt habe, bevor ich zu dir gekommen bin. Nachdem du mich vorgewarnt hattest mit der Maske, hielt ich es für eine gute Idee.«
»Ein sehr guter Einfall, Gucky. Du sollst dich nicht unnötig verausgaben und wirst ausnahmsweise mal technische Unterstützung in Anspruch nehmen. Wir wissen nicht, was alles auf uns zukommt und wie intensiv deine Paragaben noch gefordert sein werden.«
Zusammen mit dem Antigrav würde das Spiegelfeld prallfeldgestützt die Bewegungen der längeren Shafakkbeine simulieren und erfolgreich das normale Gewatschel des kurzbeinigen Ilts kaschieren. Die vom Tarnfeld projizierte Uniform war dunkelgrau mit blassblauen Streifen. Damit wollten sie sichergehen, dass der unechte Shafakk nicht irgendeiner prominenten Einheit des Compariats zugeordnet würde und gezwungen wäre, seine Anwesenheit auf einer Handelsstation im Contagiat zu erklären.
»Sollte es trotzdem schiefgehen, musst du eben als du selbst gehen und Fragen geschickt ausweichen«, fügte Rhodan hinzu.
Er selbst war bereits dabei, mit den Händen einen Biomolplastrohling für sein Gesicht zu formen, danach würde er weitere Rohlinge für seinen Körper anpassen. Gucky half ihm beim Kneten, Ziehen und Drücken, und schließlich legte Rhodan seinen Schutzanzug ab. Sie klebten die Maskenteile an die richtigen Stellen, korrigierten letzte Fehler und fügten falsche Haare sowie passende Schminke hinzu.
»Iiiih«, konstatierte Gucky schließlich. »Du bist fast hässlicher als Breel.«
»Sehr gut«, äußerte Rhodan zufrieden. Er blieb bei der einfachen Bordkombination als Kleidung. Die Kampfmontur zu tragen, wäre seiner Ansicht nach zu auffällig und würde womöglich Fragen nach sich ziehen. Sollte er wider Erwarten Pech haben und am Zielort lebensfeindliche Bedingungen vorfinden, mussten sie eben sofort zurückteleportieren. Aber Zakhaan Breel hatte keine Probleme gehabt, in der Zentrale der CREST II seinen Helm abzunehmen und auch die Umweltbedingungen in der Unterkunft nicht verändert. Demnach standen die Chancen gut, dass Luft, Druck und Schwerkraft auf der Raumstation verträglich sein würden.
Rhodan drehte sich einmal vor einem Holospiegel, und was er sah, gefiel ihm. Überall Buckel, Warzen, Verfärbungen, Geschwülste. »Könnte Breel mich erkennen?«
»Das glaube ich nicht«, antwortete Gucky und gab demonstrativ würgende Geräusche von sich. »Der stellt höchstens fest, dass da noch so ein armes Schwein wie er rumläuft.«
Die Maske saß fest und konnte nicht nur Berührungen, sondern mühelos auch ein paar Hieben widerstehen. Die von dem Halteparasiten befallenen Gesichtspartien hatte Rhodan alle abgedeckt. Denn diese grünmoosigen Stellen hätten sofort Misstrauen hervorgerufen, falls sie auf der Station anderen Druuwen begegneten.
»Denkst du, Thora ist sauer, dass du diesen Einsatz entgegen der Absprache nun doch selbst übernimmst?«, fragte Gucky, während sie beide ihre Tarnung ein letztes Mal prüften und Korrekturen vornahmen. Rhodan trug keine Waffe. Vielleicht ein Fehler, vielleicht nicht. Gucky musste genügen – seine Kräfte waren gefährlich genug.
»Bestimmt ist sie viel zu beschäftigt mit der Rückeroberung ihres Schiffs – und dafür benötigt sie John und Josue. Die beiden sind auf der CREST II nützlicher, wohingegen ich besser auf der Station unterwegs bin und Informationen sammle. Ja, am Anfang wird sie wütend gewesen sein. Aber ihr Verstand und vor allem ihr Extrasinn werden sie schnell wieder zur Ruhe gebracht haben, dass unser Einsatz so am besten aufgeteilt ist.«
»Du hoffst wohl, mit dem geheimnisvollen Handelspartner selbst sprechen zu können?«
»Das wäre mein Wunsch, doch wahrscheinlich ist er nicht erfüllbar. Aber ich werde so viele Informationen wie möglich über ihn sammeln, um später tätig werden zu können.«
Gucky nickte. »Ja, du hast schon recht. Du bist die bessere Wahl für diese Mission, und die anderen können ihre Kräfte auf der CREST II einsetzen. Aber warum hast du ihnen das nicht gesagt?«
»Für Diskussionen hatten wir keine Zeit. Die kommen alle von selbst drauf.« Rhodan klopfte Gucky leicht auf die Schulter. Das Spiegelfeld hielt die Tarnung fehlerfrei aufrecht. Rhodan bemerkte weder optische noch haptische Probleme. »Du bist übrigens auch hässlich.«
»Danke. Das beruhigt mich. Auch wenn es nur eine Projektion ist. Die Vorstellung, einen dieser grauenvollen Shafakk geben zu müssen, ist schrecklich.«
»Wir werden nicht lange weg sein. Und für den Rückweg nehmen wir die schnellstmögliche Methode«, versprach Perry Rhodan.
»Wir sollten los, Breel trifft gleich ein«, teilte Gucky mit. »Ich spüre seine Gedankenströme. Ein bisschen kann ich auch herauslesen, dass er extrem nervös ist und unter enormem Druck steht.«
»Hast du sondiert, wo wir uns am besten ...«
»Also bitte! Bin ich ein Anfänger?«
*
»Zwei Gruppen«, bestimmte Thora Rhodan da Zoltral und erstickte damit jegliche Diskussion über Perry Rhodans abrupten Abgang im Keim. Sie wirkte völlig ausgeglichen. »Gabrielle und Mister Kosum kommen mit mir. John, Josue, ihr beide seid schon ein bewährtes Team. Heizt denen gründlich ein.«
»Ohne dass die Druuwen auf die Idee kämen, dass jemand Sabotage betreibt. Geht klar, Ma'am.« John Marshall lächelte. »Viel Erfolg.«
»Gute Nerven«, wünschte Gabrielle Montoya.
»Bleibt frisch«, schloss Mentro Kosum.
Sie verließen in minütlichen Abständen die Unterkunft. Zakhaan Breel musste jeden Moment mit seinem Zubringerboot aufbrechen. Der finale Anflug der CREST II auf die Station begann. Dieses Kursmanöver würde die Druuwen in der Zentrale voll in Anspruch nehmen, denn ringsum tummelten sich bestimmt eine Vielzahl weiterer großer und kleiner Raumfahrzeuge.
Die im Schiff verteilten Wächter würden noch etwas nachlässiger sein als ohnehin schon, nachdem der dominante Anführer abwesend war. Das war in allen autoritären Strukturen so, in denen kein Raum für Eigeninitiative blieb. Routine, nicht auffallen, das Beste draus machen, seine Ruhe haben.
Die Druuwen waren grobschlächtig und rücksichtslos, aber sie waren keine schlechten oder bösen Wesen. Sie kämpften in einer grausamen Umwelt ums Überleben, und das Tag für Tag, während eines vergleichsweise kurzen Lebens, ohne Aussicht darauf, dass es jemals besser würde. Da gab es keinen Platz für Visionäre und Optimisten. Wenn sich die Lage überhaupt veränderte, dann zum Schlechteren.
Woher also sollten Empathie, Mitgefühl und moralische Werte kommen? Natürlicherweise zählte für die Druuwen nur der eigene Familienverband, in dem sie aufgehoben waren und von dem sie beschützt und versorgt wurden. Dort hatten sie einen Platz – aber eben nur, solange sie sich an die Regeln hielten.
Das war zweifellos nicht immer leicht, es hing stets von dem ab, der die Autorität hatte. Diesen infrage zu stellen, konnte eine schnelle Verbannung bedeuten, wenn nicht sogar den Tod.
Und genau deswegen gab sich kaum jemand sonderlich Mühe, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Jeder bekam seinen Anteil. Bald würde es einen neuen Beutezug geben, der wieder mehr als genug Arbeit machen – und den nächsten Gewinnanteil liefern würde.
Die Widerständler hatten einander vor der Trennung wechselseitig versichert, dass unter diesen Bedingungen jeder optimistisch sei, die CREST II zurückerobern zu können.