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Ein Sessel am See
Reginald Bull saß auf der hinteren Veranda seines Bungalows am Goshunsee und trank Whisky. Genau genommen saß er nicht nur, er schaute aufs Wasser hinaus, auf dem es immer etwas zu sehen gab, und er trank nicht irgendeinen Whisky, sondern einen zwölf Jahre alten Scotch. Solche Details waren ihm zurzeit wichtig. Vielleicht lag es daran, dass er sich tagsüber sehr viele Details merken musste und abends nicht mehr richtig abschalten konnte.
Ohnehin waren seine Abende sehr kurz geworden, überlegte er und griff nach dem Zellaktivator, der zusammen mit dem Scotch und seiner Dienstwaffe auf dem Glastisch neben ihm lag, sodass er ihn bequem erreichen konnte. Ohne dieses Ding wäre er längst zusammengeklappt. Vielleicht klammerte er sich aber auch an Einzelheiten, weil sein Leben sonst nicht mehr viel Sinn ergab.
Der Bungalow war der zweitgrößte an diesem Abschnitt des Sees. Weiter im Osten gab es größere Privatvillen. Aber die gehörten irgendwelchen Neureichen, die in den Siebzigerjahren eine Gesetzeslücke ausgenutzt hatten, und Reginald Bull kannte sie nicht. Sein Bungalow war zudem der zweitälteste in diesem Abschnitt. Er war das zweitbeliebteste Ziel für Touristen – zumindest jene Art von Touristen, die sich für die Bungalows von Prominenten interessierten –, und wurde am zweitbesten vor genau solchen Leuten bewacht.
Selbstverständlich gehörte der größere, ältere, beliebtere, besser bewachte Bungalow Perry Rhodan. Aber der war gerade nicht da, womit Reginald Bull und sein Bungalow wohl als die Nummer eins gelten durften. Uninteressant für Touristen, aber relevanter für ihn als Eigentümer war, dass er seinen Bungalow mehr mochte. Die Veranda zum Beispiel – er hatte sie vor fünfzehn Jahren erneuert. Bedachte man den Zustand der vorigen Veranda, musste man eigentlich sagen, dass er sie erbaut hatte. Eigenhändig, nur mithilfe eines alten Zimmermanns, der an einem Wochenende gemeinsam mit Bull den Unterbau stabilisiert hatte.
Bull hatte Autum etwas beweisen wollen. Das hatte er damals zwar nicht geglaubt, als sie ihn damit aufgezogen hatte, hatte was von Geld und Wucherpreisen der Handwerker erzählt; aber fünfzehn Jahre später musste er ihr recht geben. Zum Glück war das Ergebnis sehr ansehnlich geworden, und zum Schluss hatte Autum Legacy ihren Spott aufgegeben und ihm geholfen. Sie hatte die Geländerpfosten geschliffen und lackiert. Er sah noch genau die tiefe Kerbe am dritten Pfosten, wo ihr der Winkelschleifer ausgerutscht war. Sie hatten den Pfosten nicht mehr ersetzen können und versucht, die Kerbe mit einer Extraschicht Lack zu überdecken. Es hatte eine Weile gut funktioniert. Nach fünfzehn Jahren sah er sie wieder.
Es war nicht die einzige Kerbe, die sie einander geschlagen und eine Weile erfolgreich verdeckt hatten.
Draußen auf dem See fuhren zwei Idioten im Sonnenuntergang mit ihren Jetskis herum. Bull kannte sie nicht. Wahrscheinlich gehörten sie zu den Villen im Osten. Sie hielten sich an die Sperrzone, die seinen Uferabschnitt beschützte. Aber der Lärm ihrer Maschinen störte die abendliche Ruhe.
Er saß auf einem alten Rattansessel, den Autum kurz nach Fertigstellung der Veranda gekauft hatte. Wahrscheinlich war es ein sehr teurer Versand gewesen, obgleich der Sessel aussah, als hätte sie ihn auf einem Flohmarkt entdeckt. Auf ihre alten Tage hatte Autum diese seltsame Macke für Kunsthandwerk entwickelt, die viele wohlsituierte Frauen befiel. Reginald Bull beklagte sich nicht. Er mochte den Sessel und war überrascht gewesen, dass Autum ihn nicht mitgenommen hatte, als sie ausgezogen war. Genau wie der Scotch war der Sessel mit den Jahren besser geworden und hatte eine Geschichte zu erzählen.
So etwas respektierte Bull. Menschen und Gegenstände ohne Charakter machten ihn dagegen rasend – das war wahrscheinlich seine Macke.
Er betrachtete die Gegenstände auf dem Glastisch. Der Scotch war mit seinen zwölf Jahren noch nicht so charaktervoll, wie er sein könnte. Aber die Richtung stimmte in jedem Fall, und Bull mochte das bisschen mehr an Biss, das er verglichen mit seinem sechzehnjährigen, weicheren Cousin noch hatte. Die goldene Farbe der Flüssigkeit im Glas sah im Sonnenuntergang aus wie dunkler Honig.
Er griff nach dem Glas. Er trank Scotch gern aus dem Tumbler, wenngleich natürlich ohne Eis, obwohl es sehr warm war. Der Tumbler gehörte zu einem Set aus sechs Gläsern, das Conrad Deringhouse ihm vor fünfzehn oder zwanzig Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Conrad und er hatten sich immer etwas mit Whisky geschenkt.
Bull hielt sich den Tumbler unter die Nase. Sofort stiegen ihm die Aromen von Rauch und leichten Zitrusnoten in die Nase. Er nippte. Ein Brennen wie von Pfeffer setzte sich auf seine Zunge, dann füllte eine angenehm ölige Flut seinen Mund, die nach Feuer und Rauch und nach Früchten mit einer Spur von Vanille schmeckte. Früher hätte er wahrscheinlich gelacht, wenn man ihm die Verkostungsnotizen eines Scotchs vorgelesen hätte. Inzwischen hatte er seine Meinung darüber geändert. Man sollte nie zu alt sein, seine Meinung zu ändern. Davon abgesehen war es nicht die erste Flasche dieses Scotchs, die er trank, nicht in dieser Woche; von daher kannte er diesen Scotch inzwischen ziemlich gut.
Er stellte den Tumbler wieder zurück auf den Glastisch, neben den Zellaktivator und den Thermostrahler. Seine Hand wanderte weiter und ruhte einen Moment lang auf dem Aktivator, nahm ihn aber nicht.
Der Aktivator war in gewisser Weise das genaue Gegenteil des Scotchs. Sicher war er fürchterlich alt, bestimmt hätte er auch eine gute Geschichte oder zwei zu erzählen – von Meistern der Insel oder ihren Verbündeten und Feinden, wer auch immer ihn zuvor getragen hatte, ehe Avandrina di Cardelah oder ihre Schwester Mirona Thetin ihn in eine Kiste gepackt und Perry Rhodan zum Geschenk gemacht hatten. Aber wer immer ihn getragen hatte, war längst tot. Zu Staub zerfallen wie ein Vampir. Und nichts, rein gar nichts, war von ihm oder ihr geblieben. Der Aktivator war seelenlos. Ein glattes Stück Metall, ein schlichtes Ei, ausgeschissen von einem Posbihuhn. Er roch nicht, er schmeckte nicht, er funktionierte nicht einmal mehr richtig.
Bulls Hand wanderte weiter, streifte die Dienstwaffe, deren Existenz bislang nicht halb so mysteriös verlaufen war wie die des Aktivators, aber durchaus etwas bewegter als die des Scotchs, der von der Welt nicht viel mehr als das Fass gesehen hatte, in dem er gereift war, und kehrte dann zu dem Scotch zurück, den er trotz allem lieber mochte als die Waffe. Einer der Vorteile immerhin, wenn man den Aktivator nicht trug: Das Verhältnis zwischen Trinker und Scotch wurde ehrlicher. Jeder konnte trinken wie ein Weltmeister, wenn ein uraltes außerirdisches Artefakt ihm alle Giftstoffe – oder was es dafür hielt – aus dem Körper filterte.
Er dachte an seinen Rückflug von den Kolonien. Die letzte Strecke nach seinem Termin auf Imart, als der Aktivator plötzlich Schwierigkeiten gemacht hatte. Zuerst hatte Bull gedacht, er hätte einen Schwächeanfall. Irgendwas mit Stress und Blutdruck, was Menschen immer wieder mal hatten, es war nichts Ehrenrühriges daran. Besonders wenn man wie er gerade zehn Tage am Stück öffentliche Auftritte, Verhandlungen in Hinterzimmern und die eine oder andere handfeste Auseinandersetzung auf Welten mit erhöhter Schwerkraft hinter sich hatte. Auch an seinen Beinahe-Herzinfarkt hatte er denken müssen. Fast vierzig Jahre war das nun her – kurz bevor er Autum Legacy den Antrag gemacht hatte.
Dann war ihm eingefallen, dass er so was wie Herzinfarkte und Schwächeanfalle ganz sicher nicht hatte. Gar nicht haben konnte, solange er den Aktivator trug. Das war ja genau sein Sinn: Der Aktivator war definitionsgemäß das genaue Gegenteil von Schwäche.
Dann hatte er an Rhodan gedacht, der voriges Jahr am Seeufer zusammengebrochen und fast gestorben war. Und an Ras Tschubai, der noch immer auf Mimas im Winterschlaf lag wie das Schneewittchen im Märchen. Was den Aktivator wohl zum Apfel und Mirona zur bösen Stiefmutter machte ... ein Gedanke, der rasch nach einem weiteren Schluck Scotch verlangte. Reginald Bull kicherte verhalten.
Das Feuer des Scotchs verdrängte den Gedanken an Winter und endlosen Schlaf und an die Wahrheit darüber, was er von Männern hielt, die kichernd einsam auf ihrer Veranda saßen. Was sich nicht verdrängen ließ, war die Wahrheit über seine Situation.
Bull hatte nie Protektor werden wollen. Nicht, dass er seine Position als Systemadmiral so innig geliebt hätte – er war nie ein Freund des Militärs gewesen, und ob ihn das besonders dazu qualifizierte, es zu leiten, wie Rhodan behauptete, wusste er nicht.
Aber »Protektor«? Er war doch kein Superheld, kein verdammter Erlöser. Er war nicht einmal Rhodan, und selbst Rhodan ... Er trank einen Schluck. Die Wahrheit war, »Protektor« war ein Freischein, alles zu tun, was einem einfiel.
Fast alles.
Lange hatte Bull das mit dem Freischein für völlig normal gehalten. Wie die Kommission mit Perry Rhodan umgesprungen war, hatte ihn wütend gemacht. Auch wegen des ganzen Ärgers, den es für ihn selbst bedeutet hatte. Sich um den militärischen Schutz der Erde und ihrer Kolonien zu kümmern, war schon genug Arbeit – allein der Papierkrieg ... Mittlerweile war er auch noch für den Zusammenhalt und die gute Stimmung verantwortlich und musste diesen ganzen Medienzirkus mitmachen, der Rhodan in den vergangenen Jahren immer verhasster geworden war. Bull konnte es ihm nicht verübeln.
Aber etwas in ihm war in dem Moment zerbrochen, in dem die Terranische Union einem ihrer Gründer allen Ernstes ins Gesicht sagte: »Wir brauchen dich nicht mehr.« Und lange hatte er auch nicht ernsthaft hinterfragt, dass Rhodan wie immer irgendwie mit einem blauen Auge aus der Sache gekommen war, während er, Reginald Bull ...
Er führte den Gedanken nicht zu Ende. Neidisch war er nicht auf Rhodan. Bull hätte jedenfalls keine Lust gehabt, wieder nach Arkon zu fliegen. Immerhin hatte er das schon mal gemacht – war Rhodans Spur bis nach Arkon gefolgt und hatte ihn rausgehauen. Er konnte das und wusste, dass er's konnte. Nein, der Punkt war ... er glaubte nicht mehr, dass es ein Fehler gewesen war, Rhodan abzusetzen. Ganz ohne Groll. Das Einzige, was ihn wütend machte, war, dass er Rhodan versäumt hatte. Oder Rhodan ihn. Kaum kehrte Bull der Erde für ein paar Tage den Rücken, kam sein Freund endlich heim und hatte nichts Besseres zu tun, als gleich wieder aufzubrechen.
Er trank von seinem Scotch. Allmählich, das musste er sich eingestehen, war er sehr betrunken. Was für ein Tag war morgen? Er hoffte, er hatte keine wichtigen Termine. Kurz erwog er, sein Komarmband zu checken, doch entschied sich dagegen. Ob es nun zehn oder zwanzig verpasste Nachrichten waren, es spielte keine Rolle. Nun rief er niemanden mehr zurück.
Eine Weile starrte er auf den See hinaus, das Wasser immer in Bewegung, von Minute zu Minute etwas dämmriger, dunkler, älter, und ließ sich vom Zirpen der Zikaden und den Vogelrufen im Schilf einlullen. Er hatte keine Ahnung, was für Vögel es waren. Autum hatte sich eine Weile dafür interessiert, was für Tiere am See lebten. Aber wenn sie es herausgefunden und ihm erzählt hatte, hatte er es vergessen. Wie so vieles.
Das Aufbrüllen der Jetskis riss ihn ins Hier und Jetzt zurück.
Na so was, überlegte Bull, da wäre er doch beinahe eingeschlafen. Er tastete nach dem Glastisch, fand die Dienstwaffe, tastete weiter, fand den Tumbler, nahm ihn, suchte weiter neben dem Glastisch, fand die Flasche und goss sich nach. Das wäre vielleicht eine Schlagzeile gewesen: Protektor soff sich in den Schlaf, vergaß Aktivator, tot.
Er überlegte. Wie lange hatte er den Aktivator schon abgelegt? Er wusste es nicht mehr. Die Wahrheit war, ein bisschen Schlaf wäre ihm durchaus willkommen. Wie lange hielt er ohne Aktivator durch? Zweiundsechzig Stunden, hieß es. Bull war sich ziemlich sicher, dass er ihn noch nicht so lange abgenommen hatte. Vage erinnerte er sich daran, dass der Aktivator zuvor auf der Küchentheke gelegen hatte, neben dem Foto von Laura und Sophie, davor im Bad. Überhaupt war das Bad viel zu groß für Bull allein, und dieses dämliche Metallei neben seiner Zahnbürste und dem Rasierzeug weckte nur die Erinnerung an Autums Zoo von Kosmetikartikeln, den er nie richtig verstanden hatte. Allein die ganzen Sachen, die sie immer für ihre Haare und Strähnchen und sonst was gebraucht hatte!
Eine dunkle Erinnerung drängte sich zwischen die lebhaften Bilder: sein Zellaktivator auf dem Nachttisch, neben der Leselampe. Hatte er ihn zwischendurch getragen? Wie lange musste man ihn tragen, damit der Countdown wieder von vorn begann? Wenn er den Aktivator tatsächlich schon seit dem Vortag oder noch länger nicht mehr trug, konnte dieser Abend durchaus spannend werden.
Reginald Bull trank. Die entscheidende Frage lautete ohnehin, ob es etwas ändern würde, ihn anzulegen. Gut, er hatte bislang nur einmal einen Aussetzer gehabt. Aber auch Rhodans Aktivator hatte so angefangen, und dann hatten sich die Fehler gehäuft. Deshalb hatten sie die FANTASY für ihn geklaut: damit er nach Lashat fliegen und sich heilen lassen konnte. Wie üblich war alles ganz anders gekommen. Irgendjemand oder etwas im Innern eines Zeitbrunnens hatte dafür gesorgt, dass Rhodan mittlerweile keinen Aktivator mehr brauchte. Hatte mal wieder Glück gehabt, der Gute – und er selbst und Ras und John und Belle und alle anderen, die eines dieser Teufelsdinger trugen, Pech. Autum hatte recht gehabt, ihren Aktivator abzulehnen, denn sie hatte wenigstens ihren Stolz behalten. Genau wie Ngata, der alte Fuchs, oder Conrad ...
Nun, er wusste nicht, ob er sich wirklich mit Conrad vergleichen sollte. Gabrielle wäre wahrscheinlich anderer Meinung als er. War Deringhouses Beerdigung nicht in der kommenden Woche? Er hatte es sich aufgeschrieben.
Worauf es ankam ... der springende Punkt ...
Der springende Punkt war, wenn er den Aktivator wieder anlegte, würde er sehr bald wieder nüchtern sein, und das wollte Bull auf keinen Fall.
Er merkte, dass er das verfluchte Ding schon in der Hand hatte, und lehnte es zurück an die Dienstwaffe. Es sah aus wie eine kleine Handgranate. Oder eine große Eieruhr. Wie spät war es? Ein wenig Schlaf ... Winterschlaf ... Dem Sonnenstand nach zu urteilen, war es wahrscheinlich acht Uhr oder neun Uhr abends. Er fragte sich, was seine Töchter gerade taten.
Bull sah sie vor sich, wie er sie im Krankenhaus zum ersten Mal gesehen hatte. So irrsinnig klein und so irrsinnig hilflos. Dachte an die ersten Jahre, die seine Geduld immer wieder auf eine harte Probe gestellt hatten. Die ersten Ausflüge, die ersten Schultage. Er sah Sophie, wie sie diesen Wissenschaftspreis gewonnen hatte, bei dem er nicht mal das Thema verstanden hatte, und Laura, wie sie im Jahr darauf Klassenbeste geworden war. Sie waren beide viel zielstrebiger, viel ehrgeiziger als er selbst gewesen.
Autum Legacy hatte immer gesagt, er solle sich nicht kleinmachen, immerhin gehörte eine Menge dazu, um Astronaut zu werden. Aber Bull hatte sich nie so viele Gedanken darum gemacht. Vielleicht hatte er sich nie sonderlich darüber gefreut. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man Menschen verlor, wenn man andere Ziele über sie stellte. So wie er seine Töchter verloren hatte: an ihre Jobs, an NATHAN, an diese vielen Dinge, die er nicht richtig verstand.
Manchmal fragte er sich ernstlich, ob er ein schlechter Vater gewesen war. Ein schlechter Ehemann. Hatte er das nicht spätestens in dem Moment bewiesen, in dem er den Aktivator angelegt hatte, obwohl Autum ihren abgelehnt hatte? Er betonte immer, er habe keine Wahl gehabt, weil er sonst gestorben wäre. Aber selbst wenn man ihm nicht gegen seinen Willen eine Zelldusche verpasst gehabt hätte, die dann abzulaufen drohte; wenn man ihn nicht mit dieser Droge Unsterblichkeit angefixt hätte – hätte er das Geschenk wirklich abgelehnt? Er hatte die Gesellschaft seiner Töchter und seiner Frau, die er über alles liebte, gegen die Gesellschaft von Leuten wie Avandrina di Cardelah und Mirona Thetin getauscht.
Bekloppte. Verzweifelte. Mörder.
Die Jetskifahrer beendeten ihren Klamauk, und endlich kehrte Ruhe über dem See ein, nur gelegentlich durchbrochen vom fernen Donner von Raumschiffen oder tief fliegenden Gleitern. Er dachte an Autum: die junge Autum Legacy von einst, als sie noch als Agentin für GHOST gearbeitet hatte; die Autum, die die Mutter seiner Kinder geworden war; die Autum, die ihn verlassen hatte. Er wusste nicht, was er denken sollte, denn er hatte all diese Gedanken schon zigmal gedacht. Aber er sah sie vor sich, in jeder Lebensphase, die ihm in seiner verhassten Unveränderlichkeit entglitten war. Er war kaum älter als damals. Nur einsamer.
Er musste wieder eingenickt sein, denn als er das nächste Mal aufschreckte, war es schon dunkel. Ihm war kühl, und ein paar Wolken verdeckten den Himmel sowie die Skyline der Stadt am anderen Ufer. Auf einmal kam ihm die stille Weite des Sees beklemmender vor, als das Weltall es auf seinen Reisen je gewesen war. Das Dunkel lag wie eine schwere Decke über ihm. Er sollte schlafen gehen. Schlafen ...
Seine Hand tastete nach dem Tisch, fand seine Waffe und steckte sie ein. Er tastete weiter nach Glas und nach Flasche, dann kämpfte er sich auf die Beine und schlurfte unsicher zurück in den Bungalow.
Den Zellaktivator ließ er draußen auf dem Tisch. Reginald Bull glaubte nicht, dass jemand ihn stehlen würde.
Schließlich war sein Bungalow der zweitsicherste der Gegend.