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16.

Der Schreiende Stein

Perry Rhodan warf sich zwischen den Oproner und die Privatermittlerin. Er hatte ihre Bewegung gesehen und erkannt, was sie beabsichtigte. Ein Strahlenfinger aus Hitze bohrte sich in seinen Individualschutzschirm. Dass Jessica Tekener tatsächlich schoss, erschütterte Rhodan zutiefst. Er hatte damit gerechnet, gegen Albträume und Schattenwesen anzukämpfen – nicht gegen das eigene Team!

»Jessica!« Ronald Tekener stürzte sich auf sie, rang sie zu Boden.

Obwohl er sein ganzes Gewicht einsetzte, bäumte sie sich auf, drehte die Hüfte und drückte ihn weg. Sie rollte sich auf ihn, hob den Strahler und zielte auf sein Gesicht.

Ronald starrte sie an, fassungslos darüber, was gerade geschah. Aus seinem Gesicht wich die Farbe, sodass die Narben hervortraten wie die schwarzen Linien einer Landkarte.

»Das ist der Einfluss der Weber!«, rief Merkosh. »Jessica Tekener ist die Schwächste im Team. Auf sie wirkt der Einfluss schon auf diese Entfernung. Wir müssen die Weber vernichten, indem wir die Bruttaschen neutralisieren!«

Endlich reagierte Ronald, schob den Arm seiner Schwester mit der Waffe zur Seite – er konnte von Glück reden, dass sie die Schrecksekunde nicht genutzt hatte. Etwas von ihrer Persönlichkeit schien noch da zu sein. Rhodan war sicher, dass sie Merkosh getötet hätte, doch ihr Bruder bedeutete ihr vielleicht mehr als ihr eigenes Leben.

Ronald Tekener berührte ihre Wange. »Jessica, ich bin es: Ron!«

Jessica blinzelte. Sie nahm die Waffe herunter.

Laura und Sophie Bull-Legacy atmeten beide hörbar aus.

»Ron?«, fragte Jessica.

»Beeilen Sie sich!«, mahnte Merkosh. »Es kann jederzeit wieder passieren, und es bilden sich ständig neue Schatten.«

Rhodan prüfte Merkoshs Worte. Keine fünfzig Meter entfernt sammelten sich die Albtraumgeschöpfe. Es waren mindestens fünfzig. »Wir sollen da reinfliegen?«

»Wir müssen«, beharrte Merkosh. »Ich werde versuchen, Sie abzuschirmen, so gut es geht.«

»Sehr beruhigend«, knurrte Ronald. Er nahm seiner Schwester die Waffe ab. »Was zum Teufel hast du gesehen, Jess?«

»Hondro«, flüsterte sie. Jessica war bleich im Gesicht, unter den Augen lagen tiefe Ringe. »Ich habe Iratio Hondro gesehen. Er hat mir befohlen, Merkosh zu töten. Das war dieser verdammte Planet. Er will uns aufhalten.«

Mithilfe der Optikfunktionen seines Helmvisiers vergrößerte Rhodan das Bild, das er in der Ferne erspähte. »Ich glaube, hinter den Albtraumwesen liegt der See! Man kann ihn schon sehen.«

Die anderen folgten mit den Blicken seinem ausgestreckten Arm, hin zu den Schatten. Tatsächlich schimmerte es dort rot. Da waren Wasser und eine Insel.

»Eine Cenote«, erkannte Sophie.

Rhodan nickte. Das Kalksteinloch musste durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden sein. Doch es war sicher nicht mit Süßwasser gefüllt, wie das bei irdischen Cenoten üblicherweise der Fall war. Die pinkrote Farbe hatte etwas Giftiges. Der grelle See wurde auf drei Seiten von hohen Wänden eingefasst. In seiner Mitte ...

»Da!«, rief in dem Moment Laura. »Ich sehe den Stein!«

Sie verharrten. Ronald hielt seine Schwester umschlungen, sodass sie aussahen wie ein Liebespaar. Laura und Sophie standen Seite an Seite, auf diese unnachahmliche Weise, als wäre ein Zwilling der Spiegel des anderen. Einzig Merkosh murmelte unbeeindruckt etwas vor sich hin und brummte.

Die Schatten verhielten sich passiv. Rhodan nutzte den Moment, um zu lauschen. Er glaubte, außer Merkoshs Brummen, dem gelegentlichen Zwitschern des MINSTRELS und den zahlreichen Geräuschen des Dschungels noch einen anderen Ton zu hören – einen Ton, der von der Cenote ausging. Verbissen versuchte er, das Bild des Steins in der Seemitte manuell scharf zu stellen, doch die Entfernung war groß und es bewegten sich immer wieder Schatten durch die Sichtlinie. Auch die Positronik war keine große Hilfe.

»Wir sollten keine Zeit verlieren«, sagte Ronald. Er klang besorgt. »Merkosh, können Sie meine Schwester wirklich schützen?«

»Ich gebe mein Bestes«, versprach der Oproner.

Dieses Mal verzichtete Ronald auf einen spöttischen Kommentar. »Also schön. Wie stellen wir es an?«

Merkosh kam ein Stück näher. »Wir müssen die Bruttaschen abbrennen. Dann können sich keine neuen Geschöpfe mehr bilden. Und wir müssen die vernichten, die bereits entstanden sind. Entweder mit stumpfer Gewalt oder ebenfalls mit Feuer, sodass sich die Würmer zurückbilden und zerstreuen.«

»Kinderspiel«, sagte Sophie sarkastisch. »Warum nur habe ich den Flammenwerfer auf dem Nachttisch liegen lassen?«

»Wir haben Feuer«, erwiderte Rhodan. Er hob die Hand. »Im Anzug sitzen integrierte Feuerzeuge. Das genügt. Lasst uns Fackeln improvisieren. Einige der Hölzer sollten sehr gut zünden.«

»Es sind keine Hölzer im eigentlichen Sinn«, merkte Merkosh an. »Aber Sie haben dennoch recht. Feuer sollte helfen. Außerdem gebe ich Ihnen eine Paste, die mehrere Minuten brennen wird.«

Während sie sprachen, näherte sich ein Schwarm hornissengroßer Tiere. Rhodan prüfte den Schutzschirmstatus. Wenn die Energiezelle bald leer war, konnte es knapp für den Rückweg werden, aber darüber musste er sich später Gedanken machen. Im Moment hatte er andere Sorgen, und noch hatten sie Ersatz.

Die Tiere griffen an, woraufhin Merkosh vernehmlich brummte. »Ich mag wirklich nichts mehr!«

»Dann schließen Sie endlich Ihren Anzug«, sagte Sophie gereizt. »Ich verstehe sowieso nicht, warum Sie auf dieser Welt halbnackt herumspazieren. Das ist dumm! Es widerspricht jeglicher Logik. Sie sind schon drei Mal beinahe getötet worden!«

Der Oproner schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Es ist wichtig, dass ich wahrnehme, was ist. Ich bin noch dabei, meine Fähigkeiten ganz auszuloten. In einem geschlossenen Anzug könnte ich die Albtraumimpulse noch nicht abschirmen.«

»Klingt irgendwie logisch«, murmelte Ronald Tekener, woraufhin Sophie ihm einen scharfen Blick zuwarf.

Rhodan hätte sich wohler gefühlt, wenn Merkosh zumindest für den Einsatz mit den Fackeln einen Schutz gehabt hätte. Doch er wusste, dass es vergeblich war, den Oproner überreden zu wollen.

Sie machten sich auf die Suche nach brennbarem Material. Die Schatten verhielten reglos, lauerten. Sie versperrten den Weg zur Cenote wie eine Mauer. Perry Rhodan bückte sich, griff nach einem Ast und ...

Er greift in eine sich windende, ihn anzischende Kobra mit spitzen Fangzähnen. Erschrocken lässt er sie fallen, weicht zurück und ...

»Ruhig bleiben«, sagte Perry Rhodan laut. »Die Auswirkungen sind bis hierher zu spüren. Bleibt in der Realität!«

Jessica Tekener zitterte am ganzen Körper. »Ich kann ihn wieder sehen! Ich kann Hondro sehen!«

Merkosh trat näher zu ihr, und Jessica beruhigte sich augenblicklich. Sie atmete scharf aus.

Rasch sammelten sie das Holz ein, bestrichen die oberen Enden mit der Paste, entzündeten es.

»Dann los!«, sagte Rhodan. »Jessica, Sie bleiben dicht bei Merkosh!« Er nickte Sophie und Laura Bull-Legacy zu. Beide wirkten konzentriert und einsatzfähig.

Ehe Rhodan wirklich loskonnte, stürmte Merkosh voran. Jessica blieb an seiner Seite, als wäre sie durch eine unsichtbare Schnur mit ihm verbunden. Beiden sprangen auf die Cenote zu, genau in die Schatten hinein.

Rhodan folgte ihnen, schlug mit dem brennenden Stock nach einer der Gestalten, die ihn entfernt an Nathalie erinnerte. Er wollte es nicht – aber er hatte keine andere Wahl. Wenn sie die Brutzellen nicht zerstörten, würden sie von den Albträumen überrollt werden und sich an Ort und Stelle gegenseitig umbringen.

»Du bist nicht Nathalie!«, sagte er laut.

Auch die anderen sprachen, nutzten ihre Stimme und Worte wie Waffen.

»Hondro ist nicht hier!«, rief Jessica. »Da ist kein Feuer!«

Laura und Sophie murmelten etwas, und selbst Merkosh gab ein Brummen von sich.

Die Schattenwesen verhielten sich weiterhin passiv. Sie griffen nicht an, dennoch war ihre Nähe unerträglich. Rhodan hatte den Eindruck, mitten in eine ölige Finsternis zu tauchen, aus der es kein Entrinnen gab.

Neben ihm schrie Jessica auf. Merkosh hatte alle Hände voll zu tun, sie zu beruhigen. Gleichzeitig bildete sich in Richtung Cenote ein schmaler Durchgang.

»Laura, Sophie! Ihr müsst den Durchgang nehmen! Mister Tekener und ich zerstören inzwischen die Bruttaschen! Wir halten euch die Schatten vom Leib! Zerstört den Stein! Er ist der Generator. Ohne ihn wird die Albtraumbarriere fallen.«

»Alles klar!«, rief Sophie zurück. Sie klang gehetzt, aber entschlossen.

Rhodan erreichte endlich eine der am Boden aufragenden Bruttaschen und steckte den brennenden Ast hinein. Auch Ronald Tekener entzündete ein Feuer. Dabei behielt er seine Schwester im Auge. Jessica Tekener hatte ihn jahrelang beschützt und behütet – nun gab er ihr offensichtlich etwas davon zurück.

Perry Rhodan wandte sich der nächsten Bruttasche zu. Es gab mindestens zehn von ihnen, doch er konnte klar denken, verlor sich nicht in weiteren Phantasien. Es war, als hätte Merkosh auch ihn unter seinen Schutz genommen. »Viel Glück!«, rief er den Zwillingen nach.

*

Laura Bull-Legacy stolperte hinter ihrer Schwester her, wobei sie das Pulsatortriebwerk startete. Die Schatten stiegen ebenfalls auf, erhoben sich wie Gespenster. Zwei von ihnen schwebten in Lauras Weg.

»Durch die Mitte!«, rief Sophie Bull-Legacy. »Und halt dich an den MINSTREL!« Sie flog voraus, der MINSTREL folgte ihr.

Verbissen konzentrierte sich Laura auf die Fuge. Sie musste sie hören, musste die Welt zu Musik werden lassen, doch die Welt wollte einfach nicht. Statt Tönen waren da Schatten, statt der Beruhigung durch den NATHAN-Ableger Angst und das Gefühl, sofort fliehen zu müssen, ja, vielleicht war es sogar besser, wenn sie sich umbrachte.

Du gehörst nicht hierher, wisperten die Schatten.

Sie durfte nicht umkehren, aber war nicht auch ihr Tod eine Umkehr? Wenn sie sich selbst erschoss, konnte sie nicht mehr weiterfliegen, dann war sie frei ...

Die Schatten griffen nach ihr, berührten sie. Laura schrie gepeinigt auf. Sie hatte das Gefühl, von innerer Kälte überwältigt zu werden. »Sophie ...«, keuchte sie.

Die Schwester war da, packte sie an der Hand und brachte sie auf die Insel. Sie landeten am Ufer. Der Stein war nun in greifbarer Nähe, doch auch die Schatten folgten ihnen; über zehn davon warfen sich zwischen Sophie und Laura.

Bring dich um, befahl ein unhörbarer Chor. Du gehörst nicht hierher.

»Dunkelheit, Tod ...«, flüsterte Laura. Sie griff nach ihrem Strahler.

Sophie schlug ihr mit der Faust gegen den Helm, so hart, dass Laura der Strahler aus der Hand fiel. »Laura! Hör auf damit! Wir müssen stark sein, hörst du? Wir gehen durch die Schatten! Wir zerstören den Schreienden Stein! Wenn wir es nicht tun, sterben wir alle! Wir schulden das der FANTASY, Perry und uns selbst! Also reiß dich zusammen!«

Der Schreiende Stein. Laura hörte ihn in ihrem Kopf lauter als den MINSTREL. Sie sah, wie die Schwester ihrerseits den Strahler zog, auf die Schatten zielte. Warum war Sophie so stark und sie so schwach? Wieso gelang es Laura nicht, einfach zu tun, was getan werden musste? Sie wollte den anderen helfen. Sie wollte leben, doch der Anblick der dunklen Wesen vor ihr lähmte sie. Sie konnte nur noch daran denken, dass ihr Tod die einzige Lösung war. Sie musste sich den Strahler zurückholen oder Sophie ihre Waffe entreißen.

Eine der Gestalten kam auf sie zu. Sie war schwarz, hielt eine Sense in der Hand. Sophie schoss, doch die Strahlen glitten durch das Gebilde, ohne es aufzuhalten.

»Laura! Zieh dich zurück!«

Aber Laura dachte nicht daran. Der Anblick des Sensenmanns löste etwas in ihr aus. Sie hob das Kinn. Plötzlich wurde ihr klar, wie sehr und wie lange sie sich schon von Nightmare und ihren Albträumen dominieren ließ. »Es sind nur Träume!«, sagte sie laut. »Nichts davon ist real!« Sie wandte sich an die hagere Gestalt mit der Sense in der Hand. »Verschwinde! Du bist nicht echt! Du bist es, der hier nichts verloren hat! Das ist meine Welt, mein Planet, meine Zeit – und du hast darin verdammt noch mal nichts zu suchen!«

Der Weberschatten schwankte. Das Blatt der Sense sank nach unten, als hätte das Wesen seine Kraft verloren.

»Du bist nicht real!«, schrie Laura. Sie ging einen Schritt nach vorn – und noch einen. Der Schatten wich zurück, wodurch sich ein Zugang im Reigen der Wesen bildete.

Sophie nutzte die Lücke, stürmte vorwärts. Sie hob den Strahler und schoss auf den Stein, der von schwarzen Zeichen wie von Runen bedeckt war.

Der Stein gab einen Ton von sich, der tiefer wurde, anschwoll. Er klang wie eine raue, aus der Erde hervordringende Stimme, die etwas in einer fremden Sprache murmelte. Was er sagte, ergab keinen Sinn.

Sophie schoss weiter, doch der Stein veränderte sich nicht.

Endlich fand auch Laura ihren Mut wieder, trat quer durch die Schattenwesen neben die Schwester. Wortlos reichte Sophie ihr die Waffe, die sie für Laura aufgehoben hatte. Gemeinsam gaben sie Thermoschüsse auf den Wächter der Albtraumbarriere ab, während die Weber heulten und wimmerten, sie jedoch nicht angriffen. Sekunden vergingen, in denen nichts geschah, außer dass der Ton des Steins intensiver wurde und die Schatten zuckten, als würden sie tanzen.

Sophie hörte auf zu schießen, ließ die Waffe sinken. Als Laura sie anblickte, erschrak sie bis ins Mark. Das Gesicht der Schwester hatte sich verändert. Die lapislazuliblauen Schatten des Planeten verzerrten Sophies Züge, und in den Augen lagen schwarze Funken.

»Sophie?«

Die Schwester trat vor, ganz als würde sie an einem Band gezogen. Sie überwand den Abstand zum Stein. Laura hatte das unheimliche Gefühl, Sophie würde auf eine Klippe zugehen. Sie drohte über den Rand zu fallen, einfach so, als wäre ihr Leben nichts wert.

»Sophie!« Laura sprang hinter ihrer Schwester her, berührte sie – und zuckte zurück. Eisige Kälte breitete sich in Laura aus. Sie war wie gelähmt.

Sophie kniete sich hin, direkt vor den Stein. Sie streckte den Arm aus, berührte den Wächter. Ihre Augen wurden dunkel.

Die Zeichen auf dem Stein verschmolzen, was sie unter dem Thermobeschuss nicht getan hatten. Sie flossen zusammen, rannen am Stein herab und bildeten rings um ihn eine kreisrunde, pechschwarze Pfütze. Gleichzeitig lösten sich die Weberschatten auf.

Laura spürte, wie der MINSTREL gegen den unheilvollen Einfluss ankämpfte, der ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie berührte Sophie erneut, nahm die Schwärze wahr, mit der sich Sophies Geist füllte. Sie meinte zu ertrinken, und sie wusste, dass ihr Leid bloß ein Schatten war von dem, was Sophie gerade durchlebte.

Sophie öffnete den Mund, als würde sie schreien, doch zwischen ihren Lippen kam kein Ton hervor.

Dunkelheit griff nach Laura. Die Schwärze war wie der Schatten von dem, was Sophie befallen hatte. Dann gab es eine Entladung, die sie in die Höhe riss. Eine unsichtbare Kraft schleuderte Laura und Sophie nach hinten. Sie flogen bis zum roten Wasser, schmetterten am Ufer auf den Grund, dass die Anzüge knirschten.

Am Stein liefen die letzten Tropfen zum Boden hinab – dann verstummte er. Die Ruhe war wie etwas Gewaltvolles, das Laura die eigene Betäubung erst recht zeigte. Sie krabbelte zu Sophie, die auf dem Bauch gelandet war und sich nicht regte, drehte die Schwester um.

»Sophie?«

Sophies Augen waren weit aufgerissen und voller Panik. Die Schwärze verlor sich nach und nach. Zitternd griff sie sich an den Hals, ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Mein Gott ...« Laura umschlang die Schwester, wollte sie in die Arme nehmen, doch Sophie stieß sie von sich. Sie schrie und schrie – ohne einen Laut von sich zu geben. Eine gespenstische Szene.

Der Anblick entsetzte und verstörte Laura. Niemals zuvor hatte sie ihre Schwester derart schwach und hilflos gesehen. »Bitte, lass das!«

Doch Sophie beruhigte sich nicht. Sie brach weinend zusammen, kauerte sich auf alle viere wie ein Tier. Einen Moment lang hielt sie still, dann schlug sie mit den Fäusten auf den Boden wie eine Wahnsinnige.

»Bitte!« Laura schluchzte. »Bitte, hör auf!« Sie packte Sophies Schultern, konnte sie jedoch nicht beruhigen.

Plötzlich war jemand neben ihr – Perry Rhodan! Der Stein hatte zu schreien aufgehört, und die anderen mussten von seinem Einfluss befreit sein. Als die schwarzen Zeichen verschwunden waren, hatte auch der Albdruck nachgelassen. In ihrer Angst um Sophie hatte Laura nicht darauf geachtet, doch nun erkannte sie, dass das Gewaltvolle in der Stille mit dem Fehlen des Impulses verwoben war. Die Albtraumbarriere war gebrochen – aber ihr Albtraum hörte einfach nicht auf. Sophie litt unermessliche Qualen.

»Was hat sie nur?«, rätselte Laura verzweifelt.

Rhodan schob Laura sanft, aber entschieden zur Seite. »Ich kümmere mich um sie. Wir bringen sie schnell zur FANTASY zurück. Merkosh kann ihr sicher etwas zur Beruhigung geben, falls ihre anzuginterne Medikation nicht hilft. Sie scheint nicht lebensbedrohlich verletzt zu sein.«

»Wirklich nicht? Hast du die schwarzen Zeichen gesehen? Wie sie aus dem Stein geronnen sind?«

Rhodan legte Sophie die Hände auf die Schultern. Unter seiner Berührung beruhigte sich die Schwester tatsächlich. »Ich habe alles gesehen. Das war nicht gut. Sophie hätte den Stein nicht berühren sollen. Wahrscheinlich hat die Mentalenergie sie vollkommen geflutet. Wir müssen abwarten, mit welchen Folgen das verbunden ist. Sie muss untersucht werden.«

Er redete nichts schön. Das war nicht seine Art. Vielleicht, weil es ihm so einfach fiel, Dinge schnell und leicht anzunehmen, sich auf Neues einzulassen. Laura wäre es lieber gewesen, er hätte sie angelogen. Sie wollte nur hören, dass die Welt in Ordnung war, dass sie eine Lösung finden und Sophie wieder gesund werden würde. Der Gedanke, dass ihre Schwester womöglich für immer ein psychisches Wrack blieb ...

Sophie drehte sich zu dem Stein um, der nun gespenstisch weiß war. Sie streckte die Hand nach ihm aus – und brach ohnmächtig zusammen.

»Gehen wir«, sagte Rhodan. Er hob Sophie auf die Arme. »Wir nutzen die Flugfunktion unserer Monturen und kehren so schnell zurück, wie wir können.«

Es blieb Laura nichts anderes übrig, als stumm zu nicken. Perry Rhodan nahm Sophie Bull-Legacys Anzug in Fernsteuerung. Gemeinsam kehrten sie zu Merkosh und den Tekeners zurück.

Der Weg zur Space-Disk verlief problemfrei. Die restlichen Energiezellen reichten aus, um die Strecke schnell zurückzulegen, und das Beiboot war unversehrt.

Als sie abflogen, drehte Laura Bull-Legacy sich nicht um. Sie wollte Nightmare nie wiedersehen.

Perry Rhodan Neo Paket 22

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