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5.

Die Tödlichen

Galduta drehte sich langsam im Kreis. Sie überragte alle, wurde ihr bewusst, konnte mühelos über sie hinwegsehen und sie mit voller Schärfe erkennen.

»Ist es möglich ...«, flüsterte sie.

»Du bist die Erste seit ungezählten Generationen«, fuhr der Spitzzahnige fort. »Und du bist noch weiter als wir.«

Er deutete auf Fia'ai, den Galduta nach wie vor nicht bedeckte.

»Seid ihr ... die Tödlichen?« Sie begriff, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Im Gegenteil. Sie schienen vielmehr ihr so etwas wie Ehrerbietung entgegenzubringen. Kein Wunder, so groß, wie sie inzwischen war: hoch wie ein Baum.

»So nennt man uns, doch du weißt, dass die Wahrheit eine ganz andere ist.« Er fletschte die Zähne in einem breiten Grinsen. »Ich bin Tel'nuá, der Erste von uns.«

»Der Erste?« Nun nahm ihre Stimme einen ehrfürchtigen Klang an. »Dann lebst du schon sehr lange?«

»Am längsten.«

Und doch: Als Jüngste blickte sie auf ihn hinunter. »Dann sterben wir nicht mehr? Sind wir geheilt?«

»Oh doch, wir werden sterben. Genau wie alle anderen. Nur später, sehr viel später. Und nein, wir sind nicht geheilt. Nenne es ein Bündnis.«

»Du ... nanntest mich Schwester ...?«

»Sieh uns an. Sieh dich an. Du bist wie wir. Nein. Mehr als wir. Der nächste Schritt. Unsere Hoffnung.«

Galduta war verwirrt. »Ich ...?«

Tel'nuá wiegte mehrmals den Kopf nach vorne unten. »Wir tragen das Dunkelleben, die tödliche Seuche, genauso wie alle anderen in uns. Aber in Verbindung mit den Pflanzen ist etwas Neues aus uns erstanden. Etwas, das überlebt. Auf einer neuen Ebene. Wir sind nicht untot, weil wir nie gestorben sind. Wir haben überlebt!«

Galduta war fasziniert. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und berührte Tel'nuás Ohren.

Tel'nuá stieß ein schnurrendes Geräusch aus. »Ja, wir sind schön, nicht wahr?«

»Wie viele von uns gibt es?«

»Die, die du siehst. Wir sind alle hier. Vielleicht ein halbes Hundert.«

»Und ...« Galduta wies um sich. »Was ist das?« Sie meinte die Türme und Quaderbauten.

»Ich erkenne deine Gedanken. Du hast richtig vermutet. Nicht wir haben dies errichtet, das sind Überreste der Zivilisation vor uns. Hakrunaam ist der erste der Quarantäneplaneten.«

»Das ist der Name dieser Welt?«

»Exakt. Eine große Welt voller Dunkelleben, das die Sümpfe lebendig macht und uns, die Deportierten, tötet ... zumindest die meisten.«

Tel'nuá streckte nun seinerseits die Hand aus und berührte vorsichtig Fia'ai, was außer Galduta noch nie jemand gewagt hatte – und er biss die Hand nicht ab! Sondern machte sogar leise »trrr«.

»Er ist so schön ...«, flüsterte Tel'nuá. »Der Meister.« Er sah zu Galduta auf. »Du bist es. Die lang Ersehnte. Du wirst uns helfen, von hier zu entkommen.«

»Das war mein Ziel von Anfang an.« Galduta war verblüfft, so schnell durchschaut worden zu sein. »Deswegen bin ich hier!«

Die Tödlichen ringsum rückten flüsternd näher. Sie streckten die Hände aus, um Galduta zu berühren, und neigten die Köpfe. »Schwester ... erlöse uns alle ...«

Galduta war verwirrt und euphorisiert zugleich. »Dann habt ihr Wissen, das mir fehlt?«

»Wir haben eine Menge Wissen«, bestätigte Tel'nuá. »Über den Schreienden Stein, der unseren Verstand bersten lässt, wenn wir träumen. Über das Compariat, das uns hierhertransportiert, um uns zu vergessen. Und dann sind da die Gaden, denen unser ganzer Hass gelten muss.«

»Und all dieses Wissen werde auch ich erhalten?«

»Wir werden es mit dir teilen, Schwester. Unserem Verstand sind keine Grenzen gesetzt, wir können alles lernen, was wir wollen. Und das müssen wir. Denn wir müssen lernen, zu kontrollieren. Damit wir ein Sternenschiff kapern können, das noch flugfähig ist – um uns zu befreien, alle zu befreien, die noch zu fliehen in der Lage sind.«

Galdutas Herz raste. »Ich werde alles tun!«, versprach sie. »Und ich will alles erfahren! Und lernen! Aber eine Frage habe ich zuvor.«

»Stelle sie, J'uara Kiqido: Befreierin und Meisterin all dessen, was lebt, Überwinderin des Lebens selbst.«

Sie holte Luft.

So lange, so weit war ihr Weg gewesen, erfüllt von vielen Erkenntnissen, erschütternden Begebenheiten. Ihre Jugend, ihr Dasein dort draußen am Rand war nur noch eine verschwommene Erinnerung, lag in schwachem Licht, das beim nächsten Windhauch erlöschen würde. Sie war nicht mehr Galduta, sie war gewachsen und zu mehr geworden. Sie hatte vielleicht sich selbst, aber niemals ihr Ziel aus den Augen verloren.

»In den Legenden war von den Tödlichen die Rede und von der Kolonie mit den Freien. Nun bin ich hier und weiß: Ich bin am Ziel, weiter geht es nicht mehr. Also muss ich es erfahren: Gibt es nach euch überhaupt noch etwas – jene Kolonie, die alles überwunden hat? Und die Freien?«

Die Tödlichen lachten. Ihre Ohren schlackerten, sie lagen sich gegenseitig in den Armen, weil sie sich bei den überbordenden Lachanfällen gegenseitig stützen mussten, und ihre Auren glühten in hellem Purpur auf. Der Platz war erfüllt von ihrem Zischen, Trillern, Tschilpen, Pfeifen, Summen, Gackern und Kichern.

Nur einer blieb ernst – der Erste.

»Oh ja, auch diese Legende trifft zu – nun ja, fast«, antwortete Tel'nuá. Allerdings lag ein Zucken in seinen Ohren. »Es gibt nur einen Freien. Den, der über uns wachen soll. Den Vimatar: der, der lebt und nicht infiziert ist.«

Sie begriff, dass in jeder Legende mindestens ein Funken Wahrheit steckte, und mindestens ein Geheimnis. Und die Enthüllung dieses letzten Geheimnisses war über alle Maßen erschütternd.

Sie sprach es aus: »Er ist der Feind!«

Die Tödlichen trillerten, tanzten und sangen: »Der Feind, der Feind!« Sie meinten damit aber nicht nur den Vimatar, denn er war nur ein Statthalter, hinter dem sich der wahre Feind verbarg: die Meister des Compariats.

J'uara Kiqido straffte ihre Haltung. Hob beide Arme wie schützend über ihre Gemeinde und drehte sich langsam im Kreis. »Tod den Gaden!«, rief sie. »Heimkehr für die Verlorenen! Freiheit für die Hoffnungslosen!«

Perry Rhodan Neo Paket 22

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