Читать книгу Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 12

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Sie hatten den Koch vor sich auf der Pritsche liegen. Auf einer zweiten lag Old-Bob, dick am Bein verbunden. Auch Harry Scott trug einen neuen Verband und hielt den linken Arm in der Schlinge. Der Gefesselte saß vor der Pritsche des Kochs am Boden.

Ringsherum standen Corners, Deville und Stratz. Letzterer wirkte wie ein Raubtier, das Blut geleckt hat. Er spielte unentwegt mit seinen Coltkolben, und es schien ihm nicht zu passen, dass Harry Scott die drei Gefangenen wie Menschen behandelte. Auch Deville äußerte seinen Unmut. „Wir sollten sie alle drei an einen Baum hängen. Solche Hundesöhne, einfach und ohne Warnung herumzuknallen.“

Harry Scott brachte Deville mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„Wir sind keine Banditen. Diese Kerle hier wollten ihren Boss killen wie ein Stück Schlachtvieh. Dafür wird sie ein Richter an den höchsten Ast hängen lassen. Ein Richter, Jungs, nicht wir!“

„Ich habe damit nichts zu tun!“, rief der Koch mit schmerzverzerrtem Gesicht.

„Nein, du bist ein Engel. Alle hier sind Engel“, höhnte Harry Scott.

„Er hat wirklich nichts gewusst“, sagte Old-Bob leise. „Ihm konnten wir nicht vertrauen. Er hat immer zum Boss gehalten.“

Der Koch sah verständnislos auf Old-Bob. Er begriff offenbar noch weniger als Glenn, was sich hier überhaupt abgespielt hatte. Doch beide, Glenn und auch der Koch, sollten es gleich erfahren.

„Wer hat es ausgeheckt?“, fuhr Harry Scott den Gefesselten an. „Wer?“

Der Mann hatte auf Ionu geschossen. Das wusste Glenn von Burt Corners. Stratz war zu spät gekommen, aber vielleicht lief alles besser so. Sie hatten den Mordschützen lebend. Harry Scott war der Meinung gewesen, dass es eine bessere Handhabe nicht gäbe.

Glenn sah den blonden Mann mit dem kleinen Schnurrbart an und wartete auf dessen Antwort.

„Schlag es doch aus ihm heraus, oder soll ich es für dich tun, Harry?“, rief Deville.

„Sei still, Henry!“, knurrte Harry Scott. Er wandte sich dem Gefesselten zu und fuhr ihn an: „Los, wir können notfalls auch auf einen Richter verzichten, zum Donnerwetter!“

Die Antwort kam von Old-Bob.

„Es war Roy. Er war es leid, von Ionu unter Druck gesetzt zu werden. Ionu hat ihn kurz nach Mitternacht nach Wendover geschickt, damit er dich, Scott, erschießen sollte. Roy ist nicht nach Wendover geritten. Er hat diese Jungs geholt, die er vor einer Woche eingestellt hatte. Sie waren gar nicht weit von hier auf der Fork-Weide mit einer kleinen Herde.“

„Wo ist Roy?“, fragte Scott heftig.

„Er ist dann weitergeritten. Nach Wendover. Er wird mit Hattkinson wiederkommen und mit der übrigen Mannschaft.“

„Wozu?“

„Weil er denkt, dass wir mit Ionu und euch fertig geworden sind. Er will euch von Hattkinson festnehmen lassen.“

„Prächtig! Und wofür tut er das alles?“

Old-Bob schnaufte schwer.

„Ionu hat uns immer wie Sklaven behandelt. Weil wir im Winter bei ihm Unterkunft und Brot hatten, machte er uns im ganzen Jahr zu Muschkoten.“

„Und da wolltet ihr ihn einfach Knall und Fall ins Jenseits befördern. Vielleicht wäre Roy dann Boss geworden?“

Old-Bob nickte. Er sah die anderen an. dann sagte er: „Roy und Babs sind sich einig. Er wollte sie später heiraten.“

„Und euch den Lohn für die Sache auszahlen?“

„Wir sollten Vieh bekommen.“

„Wie menschenfreundlich. Erst lässt er seinen Schwiegervater abschießen, dann gibt er als neuer Rancher dem Mordgesindel Vieh ab. Eine großartige Geste!“, rief Harry Scott, und die Empörung, die er an den Tag legte, schien aus dem Herzen zu kommen.

Glenn war ebenfalls empört.

„Wusste Babs davon?“, fragte er.

Old-Bob sah ihn spöttisch an.

„Roy ist nicht so dumm. Natürlich nicht.“

Harry Scott wandte sich wieder an den Gefesselten. Dann rief er über die Schulter Corners zu: „Geh du auf den Hof! — Und du, Henry, mach diesen Kerl los!“

Der Mann wurde von Deville losgebunden. Deville machte es rau und hart und scheute keine Gelegenheit, dem Blonden Kniffe und Puffe auszuteilen. Schließlich erhob sich der Mann und stand vor Harry Scott.

„Wer bist du?“ Der Blonde schwieg. „Gut, ich werde es gleich hören. — Henry, er braucht Sprachunterricht!“ Deville nickte nur, dann schoss er heran. Der Blonde wollte die Schläge abfangen, aber Deville hatte schon immer eine Art gehabt, der wenig entgegenzusetzen war. Er fegte heran, schlug in die Magengrube, und als der Blonde die Arme herunterriss, fing er schon zwei Hiebe auf die Nase ein, und was danach kam, war kein Kampf, es war ein unbarmherziges Zusammenschlagen. Deville hätte noch in den Blonden hineingedroschen, als der schon an der Wand hinunterrutschte.

Harry Scott sagte nur scharf: „Schluss!“

Als der Blonde, dessen Gesicht blutverschmiert war vom heftigen Nasenbluten, endlich wieder richtig bei Sinnen war und unter Schmerzen sein Gesicht betastete, sagte Harry Scott ruhig: „Weißt du deinen Namen jetzt?“

„Clark, Ed Clark“, sagte der Blonde.

„Hättest du nicht auch Miller oder Smith sagen können?“, höhnte Scott. „Du bildest dir doch nicht ein, dass wir dir das abkaufen? Soll ich Deville noch mal auf dein Kinn loslassen?“

„Ich heiße so“, sagte der Blonde leise.

„All right, du heißt also Clark. Gut, mein Freund, das ist ja dem Richter völlig egal, ob du nun wirklich Clark heißt, wenn er dich aufhängt. Und er hängt dich sicherlich auf. — Wo sind denn die beiden Mädchen, Clark? Wieso sind sie nach Wendover gefahren? Oder stimmt das auch nicht?“

„Du verdammter Skunk wirst dich selbst bemühen müssen!“, keuchte der Blonde. „Lass deinen Kettenhund ruhig noch mal los! Aber nachher kommt Roy mit der Mannschaft. Dann gnade dir Gott!“

„Im Drohen seid ihr gar nicht klein. Vielleicht läuft nachher alles ganz anders. Denn ihr habt es ja nicht geschafft, was euch Roy aufgetragen hat. Ionu lebt noch, und Zeugen gibt es ja auch genug.“

Deville schnaufte böse.

„Wir hängen ihn am besten gleich auf!“, rief er.

Da tauchte Corners auf.

„Reiter kommen!“, sagte er scharf. „Eine ganze Menge.“

„Das kann niemand aus Wendover sein. Nicht mit Roy. — Henry, nimm deinen Colt in die Hand! — Jim, pass auch mit auf, ich will nachsehen, wer es ist“, erklärte Harry Scott und winkte Glenn zu, mit ihm zu gehen.

Als sie draußen waren, sahen sie die Reiter. Es waren mindestens zwanzig.

„Sieht nach der Mannschaft aus. Sie kommen auch nicht von Wendover her.“ Harry Scott kraulte sich am Kinn. „Wir werden Budenzauber erleben. Möchte nur wissen, ob sie zu Ionu oder zu diesem Roy stehen.“

Glenn erwiderte: „Keiner mag Ionu sehr. Aber viele mögen auch Roy nicht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt schon wissen, zu wem sie gehören.“

Harry Scott lächelte.

„Hauptsache, du weißt es jetzt.“ Er sah Glenn an und nickte ihm aufmunternd zu.

Glenn aber wusste es eigentlich nicht. Er hatte nun drei Jahre zu dieser Mannschaft gehört und dennoch nie geahnt, dass es Männer in ihr gab, die Ionu beseitigen wollten, die nur auf eine einmalige Gelegenheit warteten. Er hatte auch immer geglaubt, Roy sei hundertprozentig Ionus linientreuer Mann. Was Glenn am meisten beschäftigte, war seine eigene Tat. Er hatte einen Mann in Notwehr erschossen, doch das Wort Notwehr nahm sich dabei sehr gering aus. Schon oft waren ihm Schießereien zu Ohren gekommen, wo andere getötet hatten, ob nun aus Notwehr oder nicht. Das alles konnte ihn bislang nie berühren. Jetzt aber war er selbst zu einem jener geworden, die einen Menschen erschossen hatten, einfach getötet.

Glenn war bei seiner Mutter aufgewachsen. Bis zu ihrem Tode hatte sie ihm immer wieder Hochachtung vor einem Menschenleben gepredigt. Und Hilfsbereitschaft. Nie hatte es eine Gelegenheit gegeben bisher, wo er wirklich Mann gegen Mann auf Leben und Tod kämpfen musste. Nun war alles abgelaufen, ohne dass er sich vorher nur den geringsten Gedanken machen konnte. Es geschah in jeder Phase wie automatisch. Der Schuss auf ihn, der ihn verfehlte, dann sein eigener Schuss aus der Parker des Kochs. Nichts war überlegt, nichts berechnet. Eine reine Reflexbewegung,

Die friedliche Zeit seiner Kindheit und Jugend, in der Obhut der Mutter, die stand im harten und unverwischbaren Kontrast zu der Gegenwart. Die Jahre bei Ionu hatten seine Muskeln wie Stahl werden lassen, seine körperliche Kraft vermehrt. Aber seine Gedanken waren immer friedlich geblieben, eigentlich bis gestern, als Roy ihn herausforderte. Das war wirklich die Wende, überlegte er. Von da an hatte es angefangen, hart und rau zu werden. Das Blut aus Roys Platzwunde im Gesicht war der Anfang. Und nun würde es womöglich immer so weitergehen. Immer weiter, wenn er nicht alles aufgab. Aber er wollte nicht aufgeben. Mit Harry Scotts Auftauchen und mit Roys Niederlage war sein eigenes Selbstbewusstsein zurückgekehrt. Noch sah er in seinem Vater einen Menschen, der all das in die Tat umsetzte, was er selbst auch gerne getan hätte. Nur fand er immer nicht den Weg dazu. Er beneidete seinen Vater darum, im rechten Augenblick das Richtige tun zu können.

Die Reiter kamen näher. Es schien wirklich eine Mannschaft zu sein. Vielleicht doch die Straight I. Aber er irrte sich. Die Männer, die durch das Ranchtor ritten, waren keine Straight I-Reiter. Ihre Pferde trugen einen unbekannten Brand, und wie es schien, musste es eine Treibherdenmannschaft sein.

„Sie sind nicht von hier“, sagte Glenn zu seinem Vater.

Der nickte kaum merklich und wartete, was weiter geschehen würde.

Die Mannschaft hielt vor dem Brunnen an. Sie sahen Overback und den anderen Toten. Keiner der Fremden sagte ein Wort. Dann trieb der Vorderste, ein bulliger Mann mit schwarzem Schnauzbart, sein Pferd bis zur Veranda vor.

„Hier sieht es nach einem Überfall aus“, sagte er raukehlig.

Glenn beobachtete, dass einige der staubbedeckten Reiter zu ihren Revolvern griffen.

Harry Scott erwiderte: „Ja, fast wäre es ihnen gelungen, aber wir sind rechtzeitig gekommen. Männer der eigenen Mannschaft wollten den Rancher ermorden. — Was führt Sie her, Mister?“

„Mein Name ist McClellan. Ich habe eine große Herde von Texas bis Virginia City getrieben. Wir sind auf dem Rückweg ...“

„Sie sind der Rancher McClellan?“, fragte Harry Scott. „Hallo, Ihr Name ist auch hier im Norden gut bekannt.“

McClellan grinste. „Danke, und wer sind Sie?“

Harry Scott sagte es ihm.

McClellan strich sich über die langen Schnurrbartenden.

„Auch nicht unbekannt. Nun gut, wir wollten hier nur drei frische Pferde kaufen. Da sind uns in Virginia City drei Krücken untergekommen, die nichts taugen. Es gab keine Auswahl.“

„Ich werde mit Ionu sprechen, falls er schon wieder bei Bewusstsein ist. Er ist angeschossen worden. Vielleicht geht es so weit, dass er etwas dazu sagen kann. Mir gehört hier nichts.“

„Hören Sie, Scott, es eilt nicht. Vielleicht kann meine Mannschaft hier einen Tag bleiben. Wir sind ziemlich runtergekommen, und ein paar Steaks würde ich Ihnen gut bezahlen.“

„Danke, aber von Bezahlen wird hier keiner etwas hören wollen. Ich denke, dass kann ich zusagen, ohne mit Mr. Ionu gesprochen zu haben. Lassen Sie absatteln!“

McClellan lächelte zufrieden und wandte sich um.

„Absatteln, Jungs!“ Dann sah er wieder auf Harry Scott. „Zwei Tote?“

„Drei. Einer liegt noch im Haus. Der Koch ist verletzt, aber sicher haben Sie Ihren Herdenkoch dabei.“

McClellan drehte sich im Sattel um und rief: „Thompson! Wenn du fertig bist, geh in die Küche!“

Ein Hüne von Mann mit hellblondem Haar rief zurück: „Verdammt, hat diese Kocherei auf dem lausigen Trail nie ein Ende? Hat diese verfluchte Yankee-Ranch nicht mal ’nen Koch?“

„Er kocht besser als alle anderen Trailköche, aber ich glaube, ich muss ihn seit Virginia City vor jedem Mittagessen erst zusammenschlagen, ehe er begreift, dass wir auch auf dem Heimweg von ihm gekocht haben wollen.“ McClellan lächelte wie zur Entschuldigung und saß ab. Ohne sich um sein Pferd zu kümmern, ging er mit hängenden Armen auf Thompson zu.

„Wie willst du es haben, Thompson? Oder wirst du besser erst kochen?“

Thompson griente, wischte sich den Handrücken an den Chaparals ab und schrie dann: „Ich werde dein Steak so salzig machen wie eine Saline. Blei werde ich hineinstopfen, damit du verdammter Fleischberg endlich erstickst!“ Dann ging er an dem toten Overback vorbei, blickte kurz darauf und sagte: „So haben vier von uns gelegen, als wir durch das Indianerterritorium zogen. Irgendwann wird auch dieser großmäulige Rancher da vorn so liegen. Mit einem Dutzend Pfeilen in seinem Fleischbauch.“

Er ging an McClellan vorbei, der ihn angrinste und sagte dann zu Harry Scott: „Wo ist diese verdammte Küche, damit ich endlich ein Klopfholz finde, um McClellan seinen verfluchten Schädel einzuschlagen.“

Glenn zeigte ihm den Weg und McClellan meinte: „Jungs, irgendwas ist mit ihm nicht in Ordnung. Er ist heute so außerordentlich friedlich. Gestern hat er wenigstens noch mit einem Sattel nach mir geworfen. Ich glaube, er ist krank ... oder er wird alt. Los, Jungs, dann wollen wir mal sehen, was es hier gegeben hat!“

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