Читать книгу Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 15

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Als Junge hatte Glenn einmal gesehen, wie drei Banditen gehenkt worden waren. Drei Männer, die weniger getan hatten, als Harry Scott mit seiner Schar tun wollte oder schon getan haben mochte. Er musste wieder daran denken, als er durch die Nacht ritt. Eigentlich hatte er Stratz noch treffen wollen, aber der junge Revolverschwinger war nicht mehr am Corral gewesen.

Lange Zeit ritt Glenn auf seinem Cayusen den North Platte River entlang flussabwärts. Bald würde er Wendover erreichen. Aber nur, damit er sich morgen früh von Mrs. Howard verabschieden konnte.

Er fragte sich, ob das überhaupt einen Sinn hatte. Doch dann dachte er an die Fürsorge, die ihm diese Frau drei Jahre lang bewiesen hatte und ritt in dieser Richtung weiter. Er dachte auch an Roy. Sicher war der in der Stadt. Vielleicht weilten auch Babs und Ellen dort. — Komisch, überlegte er, dass Hattkinson nicht gekommen war. Oder wollte er etwa eine Posse gegen Harry Scott aufbieten?

Ich sollte um Wendover einen Bogen machen, sagte sich Glenn. Dort ist für mich nur Kummer zu holen. Nichts weiter.

Vielleicht briet sich dort auch etwas gegen seinen Vater zusammen. Was konnte er da tun? Sollte er seinen Vater warnen? Oder sollte er etwa gegen seinen Vater Partei ergreifen?

Er entschied sich, keines von beidem zu tun.

Als er einmal anhielt, um sein Pferd am North Platte saufen zu lassen und dabei überlegte, ob er nicht den Rest der Nacht hier kampieren sollte, sah er am Uferrand oben die Silhouette eines Reiters gegen den Nachthimmel. Er sah sie ganz deutlich, auch die Haltung des Reiters im Sattel. So wusste er sofort, wer dieser krumm im Sattel hockende Mann war. Die Konturen ließen keinen Zweifel offen. Der Mann dort oben hatte sein Pferd gezügelt.

Deville also, dachte Glenn. Und bestimmt ist er nicht aus freien Stücken hinter mir geritten.

Gespannt beobachtete Glenn den Mann dort oben. Er sah, wie der sein Gewehr aus dem Scabbard zog, er sah auch, wie Deville absaß und langsam näher an die hohe Uferböschung kam.

Glenn befand sich ein gutes Stück weiter unten, direkt am Rand des Wassers. Sein Cayuse schnaubte leise und soff dann wieder weiter. Glenn zog den Revolver und trat weiter neben das Pferd, kauerte sich und beobachtete unter dem Bauch des Tieres hindurch Deville.

Der stand nun zwischen einzelnen Büschen, die am Hang wucherten. Glenn konnte ihn jetzt nicht mehr so deutlich sehen wie vorhin, weil nicht mehr der Nachthimmel hinter Deville war.

Leise knackte ein Gewehrschloss. Der Cayuse schnaubte wieder.

Dann raschelte Laub bei einem der Büsche in Devilles nächster Nähe. Deville schrie plötzlich gellend auf, sprang nach vorn, ließ das Gewehr fallen und riss seinen Colt heraus. Wie ein Rasender schoss er vor sich in den Boden. Dann rannte er, die leergeschossene Waffe in der Hand, wie von Furien gehetzt auf Glenn zu.

„Glenn! Mein Knie! Eine Klapperschlange! Mein Knie!“

Glenn hielt den Revolver noch in der Hand und glaubte an einen Trick. Aber Deville ließ seine Waffe einfach fallen, setzte sich hin und schnitt wie ein Verrückter seine Hose auf. Hastig riss er ein Streichholz an, und da sah auch Glenn die zwei dunklen, nebeneinander liegenden Punkte. Das Holz erlosch.

„Schnell, man muss es aufschneiden, tief aufschneiden und aussaugen! Schnell, Glenn! Und das Bein musst du mir abbinden. Hier oben!“ Er zeigte auf seinen Oberschenkel.

Glenn überlegte nicht mehr. Mochte Deville mit einer bösen Absicht hinter ihm her gewesen sein oder nicht. Daran dachte er nun nicht mehr.

„Mach doch schneller!“, keuchte Deville.

Glenn nahm Devilles Messer. Und er erschauderte bei dem Gedanken, dass es dasselbe war, mit dem Deville einen Menschen ermordet hatte.

„Erst abbinden!“, japste Deville.

Glenn schnitt die Hosen völlig bis oben auf, zog Deville den Gürtel heraus und band das Bein ab. Deville keuchte vor Schmerzen, sagte aber sonst nichts.

Als Glenn kurz entschlossen mit dem Messer das Knie an der Bissstelle aufschnitt, schrie Deville wieder so gellend wie vorhin. Blut quoll aus der Wunde. Da brauchte Glenn nichts mehr aussaugen.

Deville zitterte am ganzen Körper. Ob es schon ein Zeichen der Vergiftung war?

Glenn suchte trockenes Gesträuch und brannte es an. Jetzt sah er endlich mehr. Das Blut lief noch immer heraus, aber es wurde weniger, wohl infolge der Abbindung. Deville schnaufte, keuchte und röchelte.

„Es tut so verdammt weh am Bein. Die Abschnürung. Mach es locker!“, stöhnte er.

Glenn tat nichts. Er kannte die Behandlung eines Klapperschlangenbisses sehr gut. Das war wieder etwas, das er draußen auf der Ranch gelernt hatte. Nein, die Abbindung musste so fest bleiben. Etwas von dem Gift schien schon gewirkt zu haben. Deville rollte mit den Augen und zog immerzu seltsame Fratzen. Dann röchelte er wieder und jammerte, es sei ihm hundekalt. Kurz darauf brach er in Schweiß aus und wollte, dass Glenn ihn ins kühle Wasser lege.

Glenn machte ein größeres Feuer, erhitzte ein Reservehufeisen aus seiner Satteltasche und brannte dann die Wunde aus. Deville schrie wie ein Tier auf und versank dann in gnädige Bewusstlosigkeit.

Nach einer halben Stunde lockerte Glenn die Abschnürung und wartete weiter. Indessen graste sein gesatteltes Pferd, aber Glenn konnte sich jetzt weder um seinen Cayusen noch um den Wallach Devilles kümmern.

Deville lebte noch. Auch nach einer weiteren Stunde, als er noch immer unter Fieberschauern litt und ab und zu aufwachte, lebte er noch.

Die Zeit rann träge dahin. Als der Morgen graute, war Glenn übermüdet eingeschlafen. Das Schnauben seines Cayusen, dicht neben seinem Ohr, weckte ihn wieder. Er blinzelte in die Helligkeit, sah Deville neben sich, wie er versuchte, den stark gelockerten Riemen vom Bein zu lösen.

„Du lebst ja auch noch“, brummte Glenn trocken, und Deville sah ihn mit seinem zerknitterten Gesicht an.

„Hm, es sieht fast so aus.“ Er räusperte sich, kratzte sich hinter dem rechten Ohr und sagte dann grinsend: „Ich muss mich eigentlich bei dir bedanken, Glenn.“

„Ist nicht nötig.“

„Dein Alter hat mich dir nachgeschickt, damit ich sehen sollte, ob du auch wirklich zum Teufel gehst.“

„Mein Vater ist ein sehr vorsichtiger Mann, muss ich sagen.“

Deville verzog das Gesicht.

„Ich wäre jetzt tot ohne dich, Glenn. Vielleicht kehre ich nachher um. Wohin wirst du reiten, damit ich es ihm sagen kann?“

„Ich weiß es selbst nicht.“

„Es ist mir gleich. Ich fühle mich wieder ganz gut, nur die Wunde tut verdammt weh.“

„In Wendover haben sie einen ehemaligen Sanitäter aus dem Bürgerkrieg. Er könnte dir vielleicht helfen.“

Deville winkte ab.

„Du hast alles gut gemacht. Jetzt muss es nur noch heilen. Hast du was zu essen bei dir? Ich bin leer im Bauch wie eine ausgeräumte Geldkiste.“

Glenn zuckte die Schultern.

„Ich habe nichts. Aber ich werde mich um dein Pferd kümmern.“

Er stand auf und holte den Wallach. Der Sattel war verrutscht, und Glenn rückte ihn zurecht und zog den Gurt an. Dann half er Deville aufs Pferd.

„Danke, Glenn“, sagte Deville mit schiefem Grinsen und bot Glenn die Hand.

„Schon gut. Grüß meinen Vater! Er braucht sich nicht zu sorgen. Ich werde niemandem etwas sagen.“

Deville nickte.

„Schade, Glenn, ich denke, du hättest doch gut zu uns gepasst. Nun denn!“

Glenn sah ihm nach, wie er in Richtung auf die Ranch den Fluss entlang aufwärts ritt.

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