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Ionu lag in seinem Bett, und McClellan stand vor ihm. Sie kannten sich beide dem Namen nach, und wer kannte McClellan im Westen nicht. Einer der größten texanischen Rancher; einer von denen, die eine Herde durch drei Höllen ans Ziel zu bringen imstande waren.

McClellan hatte von Ionu gehört, aber anders. Von der Sache mit dem Mädchen und einem Sohn, für den Texaner, der einen besonderen Ehrbegriff hatte, wenn es um Frauen ging, keine Empfehlung für Ionu.

„Ich will Ihnen etwas sagen, Mr. Ionu“, erklärte er laut, als müsste er diese Worte in die Ohren von tausend Zuschauern eindringen lassen. „Die Geschichte mit diesem Mädchen erzählt man sich in allen Treibherdenmannschaften. Ich gebe ja zu, dass es für Sie eine dumme Sache ist, aber wenn ich so überlege, dann verstehe ich die Yankees in Kansas recht gut, die Sie einlochen möchten.“

„Sie haben sich von diesem Scott eine Lüge erzählen lassen“, sagte Ionu schwach, und es war ihm anzusehen, dass er Scott gar nicht mehr so sah wie zuvor. Dennoch wehrte er sich noch, als unmoralischer Mensch bezeichnet zu werden.

McClellan stemmte seine Muskelarme in die Hüften und sah den blassen Rancher scharf an. „Mann, Ionu, solche Burschen wie Scott mögen zwar so gut wie kein Gefühl auf die Beine bringen und hart sein wie ein Stück Fels, aber Scott würde niemals eine Frau antasten, auch nicht einer Frau Kummer machen.“

Ionu lachte gequält.

„Kennen Sie die Story von seinem Jungen? — McClellan, er ist der Letzte, der mir etwas vorwerfen kann. Er hat seine Frau sitzenlassen, ist mit einem Flittchen durchgebrannt und hat sich erst wieder um seine Frau gekümmert und an seinen Jungen erinnert, als die Frau tot war. Gestern hat er den Jungen wiedergesehen. Nach mehr als zehn Jahren. Nein, McClellan, der kann überhaupt nichts dazu sagen.“

McClellan schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht glauben.“

Ionu war zu schwach, um noch mal zu antworten. Er drehte nur den Kopf auf die Seite und nickte matt.

Mrs. Ionu kam herein. Sie sah missbilligend auf McClellan und sagte leise: „Aber Mr. McClellan, er muss seine Ruhe haben. Er ist ganz fertig. Sicher hat er wieder gesprochen.“

McClellan sah schuldbewusst zu Boden und murmelte eine Entschuldigung. Dann folgte er Mrs. Ionu aus dem Zimmer. Draußen blieb sie stehen, wartete, bis er die Tür geschlossen hatte und sah zu ihm auf. „Mein Gott, es ist doch alles so schrecklich. Was können wir nur tun? Können Sie uns nicht helfen? Da ist dieser furchtbare Mr. Scott mit seinen Leuten, dann sind auch die Kerle aus unserer Mannschaft, die ihren Boss am liebsten umgebracht hätten. Mr. McClellan, was sind das nur alles für Menschen?“ Er wollte etwas erwidern, aber sie fuhr schon fort: „Und meine Mädchen, angeblich sollen sie nach Wendover gefahren sein, aber ich glaube es nicht. Ich mache mir so schreckliche Sorgen um die beiden. Auch dieser Roy, dass der wirklich so gemein sein soll, das alles kann ich nicht fassen.“

„Ich gehöre nicht auf diese Ranch, Madam, aber wenn Sie mich um Hilfe bitten, dann werde ich Ihnen helfen. Ich bin Texaner.“

„Ich weiß, Mr. McClellan ...“

„In Texas hätten wir diesen Burschen, der heimtückisch auf Ihren Mann geschossen hat, sofort gehängt. Weiß der Kuckuck, warum Scott es nicht auch tat? Ich verstehe ihn nicht. Vor einen Richter will er ihn erst bringen. Bis dahin denkt sich der Bursche tausend dumme Ausreden aus.“

„Wenn ich nur wüsste, Mr. McClellan, ob die übrige Mannschaft auch in diese bösen Pläne von Roy verwickelt ist ...“

„Ich hörte, die Mannschaft sei unterwegs. Ihr Mann hat sie ja alle für nachmittag herbestellt, weil er von Scotts Leuten Kummer erwartete. Nun, ich glaube, Scott macht Ihnen keinen Kummer.“

„Er fordert die Überschreibung der Ranch für diesen Balg, den angeblich mein Mann ...“

„Madam, nicht angeblich. Sie sollten die Wahrheit wissen.“

Sie nickte und erwiderte, ohne ihn anzusehen: „Ich glaube, die kenne ich schon.“

Etwas unbeholfen sagte McClellan tröstend: „Es gibt schlimmere Dinge. Vielleicht hat Scott sogar recht. Er hat es mir auch erzählt, was er verlangen will. Stimmen Sie doch zu! Sehen Sie, Mrs. Ionu, die Sache ist doch ganz einfach, wenn man es so sieht wie ich. Ihr Mann möchte ja auch gern einen Sohn haben, einen Nachfolger. Und dieser Junge soll ja ganz all right sein, wie mir Scott erzählt hat. Scott selbst ist nicht mehr zwanzig. Er hat sein wildes Leben geführt und möchte endlich etwas tun, das ihn befriedigt. Er ist bestimmt kein schlechter Ranchboss. Vielleicht will er an dem Jungen Ihres Mannes gutmachen, was er an seinem eigenen versäumte. Man weiß nie, was ein Mann wie Scott wirklich denkt.“

„Ich habe ihm in die Augen gesehen, Mr. McClellan. Er ist kein guter Mensch. Er hat noch mehr vor, als hier Ranchboss zu sein. Ich weiß nicht, und noch weniger gefallen mir diese Männer, die mit ihm gekommen sind.“

McClellan war Texaner, und sein Ehrbegriff war keine Phrase. Er hatte Mrs. Ionu Hilfe angeboten. Sie würde am Nordpol darum bitten können, und er wäre von Kap Hoorn zu ihr gekommen. Mochte Texas nicht so weit wie Kap Hoorn liegen, was McClellan jetzt sagte, war das Angebot eines echten Texaners.

„Ich sehe Scott anders, obgleich ich mich täuschen kann. Geben Sie ihm die Zusage! Hält er ein, was er versprochen hat, ist ja alles gut. Tut er es nicht, Madam, schicken Sie mir rechtzeitig Nachricht nach Texas. Sie können sicher sein, dass ich Ihnen sofort helfe. Und noch etwas dürfen Sie wissen: Ich bin kein kleiner Frosch in Texas. Wenn ich zu Siaughter sage, dass oben in Wyoming eine Frau mein Versprechen hat, wird er ebenfalls kommen. Siaughter ist mein Freund.“

Mrs. Ionu kannte diesen Namen. Auch einer der großen Texasrancher. Und wenn sie auch nicht begreifen konnte, dass zwei Texaner weit weg von hier einer Frau in Wyoming helfen würden, sie spürte es doch, dass McClellan keine Sprüche machte. Ihr war auch zu Ohren gekommen, dass die Texaner in Bezug auf Versprechen und derlei Dinge bis zur Selbstaufopferung ihr Wort hielten.

„Ich kann Ihr Angebot nicht annehmen, Mr. McClellan, und zwar deshalb, weil ich weiß, welche Opfer es Sie kosten würde.“

Sie traf ihn auf dem Punkt.

„Madam, ich bin kein Junge mehr, aber wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihnen auf ein Wort hin den Präsidenten der USA an einem Halsband ins Zimmer führe, dann dürfen Sie das glauben. Opfer? Was heißt das denn? Sie sollten mich nicht beleidigen!“

Sie sah, dass es ihm alles bitterernst war. Der Texaner McClellan hatte ihr Hilfe versprochen, und er würde ihr helfen, selbst wenn sie es gar nicht mehr wollte. Und sie begriff auch, dass er sehr leicht zu kränken war. Deshalb nickte sie und sagte leise: „Ich danke Ihnen, Mr. McClellan. Ich nehme Ihr Angebot an. Und hoffentlich geht alles so, dass ich es nie ...“

„Ich wünsche es Ihnen, Madam.“

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